Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter
Geschichte weiß.«
»Und ihr?« Cummings zeigte sich leicht enttäuscht.
»Wir sind natürlich ebenfalls mit von der Partie.«
»Na, dann bin ich ja beruhigt. Was ist das für ein Bursche, dieser Tate?«
»Ich kenne ihn nicht persönlich, habe nur von ihm gehört. Er ist von Beruf Privatdetektiv und konzentriert sich vor allem auf ungewöhnliche Fälle.«
»Dann ist er vielleicht doch der Richtige. Ich glaube, diesmal wird es schlimmer als jemals zuvor.«
»Sagen Sie, Cummings, wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen?«
»Du kannst Georg zu mir sagen«, antwortete Cummings gerührt.
»Also, Georg, bis dann.«
»Wann werdet ihr hier sein?«
»Frühestens morgen vormittag – leider schaffen wir es nicht früher.«
Sie verabschiedeten sich.
Nachdenklich verließ Georg Cummings die Telefonzelle. Seine Gedanken wanderten zwischen Raymond Walsh, diesem mysteriösen Mark Tate und John Holleway hin und her. Er konnte nicht behaupten, daß er sich jetzt, nach dem Anruf, leichter fühlte. Eher war das Gegenteil der Fall. Er machte sich große Sorgen.
Würde die gewünschte Hilfe kommen?
Was konnte Mark Tate ausrichten gegen diese furchtbare Bedrohung?
*
Nach einem Verhör, in dem John alles gesagt hatte, was er wußte, sperrten sie ihn ein.
John saß auf der Pritsche und überdachte das Verhör. Ungern hatte er von dem Jagdhaus erzählt, aber den Fehler, Thompson davon zu berichten, hatte er nun einmal gemacht.
Was würde geschehen, wenn die Polizei die Spur wirklich aufnähme? Wahrscheinlich würde das schlimme Folgen mit sich bringen.
Inzwischen mochte eine Streife gemeinsam mit Thompson bereits auf dem Wege nach Bredhouse sein.
John Holleway hatte man in Ruhe gelassen. Er hatte Zeit zu grübeln.
Das Licht war gelöscht. John blickte zum Fenster.
Längst war die Dunkelheit hereingebrochen. Ein paar Sterne flimmerten in dem schmalen Ausschnitt des Himmels, der für ihn sichtbar war.
Und dann bewölkte es sich rasch.
John sprang auf und wanderte rastlos hin und her. Das Fenster lag hoch, war klein und vergittert. Kein Wunder, denn dieser Raum befand sich im Keller des Gebäudes, in dem das Hauptquartier der örtlichen Polizei untergebracht war.
Die Wolkenfetzen, die über den Himmel segelten, kamen aus der Richtung von Bredhouse.
John traute seinen Augen nicht, und doch war es so.
Der Himmel wurde immer düsterer und drohender.
Auf einmal vermeinte John, ein Gesicht zu erkennen. Es veränderte sich ständig. Glühende Augen schauten auf ihn herab.
John schloß die Lider und schüttelte den Kopf, um den Alpdruck loszuwerden. Als er wieder hinsah, war der Spuk verschwunden.
Der Himmel war klar und gestirnt.
Ihm schwindelte.
Er kehrte zur Pritsche zurück und setzte sich schwerfällig nieder.
»Hallo, John Holleway«, rief in diesem Augenblick jemand.
John erschrak und schaute sich um. Aber er war allein.
»Hallo!« Die Stimme war leise, nicht viel mehr als ein Säuseln. »Hier bin ich.«
Ein eiskalter Hauch streifte seinen Nacken. John zuckte zusammen und fuhr herum.
Leises Lachen erklang.
Und dann wußte er, woher er die Stimme kannte.
»Marietta?« fragte er in die leere Luft hinein.
»Ja, mein Guter, ich bin es.«
Vor John schälte sich ein nebliges Gebilde aus dem Nichts. Es blieb transparent und unwirklich, und dennoch erkannte er deutlich einen Mädchenkörper.
Er sah Mariettas Gesicht. Nur die Augen waren anders. Sie wirkten wie glühende Kohlenstücke.
John hatte sich wieder gefangen. Er besann sich darauf, daß er durchaus in der Lage war, sich zu wehren.
»Willst du damit Eindruck schinden?«
Seine Frage war ironisch gemeint.
Das war der Ton, der von den abhängigen Geistern verstanden wurde.
Im nächsten Augenblick löste sich die Erscheinung auf.
Ein Knurren drang in Johns Ohr. Er fühlte die eiskalte Berührung einer Hand. John brauchte sich nicht einmal anzustrengen mit seiner Gegenwehr. Die Hand glitt wirkungslos an ihm ab.
»Dir ist es also gelungen, die Vernichtung Cassdorfs in letzter Konsequenz aufzuhalten?«
»Ja«, zischte die Stimme Mariettas neben seinem Ohr. »Er ist mein Gebieter geworden. Ich bin seine Sklavin.«
»Was soll dein Haß auf mich? Was habe ich dir getan?«
»Du warst gegen meinen Gebieter und bist somit auch mein Feind. Ich werde dich mit seiner Hilfe vernichten.«
John lachte laut auf.
»Wie willst du das anstellen?«
»Die Nacht läßt unsere Kräfte wachsen. Wir werden ein neues Sklavenheer bilden. Diesmal gehen wir anders
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