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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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noch. Diese Tatsache sollte so lange wie
möglich verdeckt bleiben. Würde sie angesichts der geschwätzigen Dorfbewohner
sowieso nicht mehr lange, aber sie hatten noch keine offizielle Erklärung
abgegeben. Dieser Socher verursachte ihm allmählich körperliche Beschwerden. In
seinem Kopf pochte es. Dieser Dünkel! Diese Selbstgerechtigkeit!
    »Herr Socher, Sie haben auch auf dem Bürgerfest mit Lang gestritten.
Wenige Stunden später war er tot.« Gerhard starrte ihn an.
    Socher starrte zurück.
    »Wann sind Sie denn nach Hause?«, fragte Evi immer noch zuckrig süß.
    »Gegen zwölf.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Meine Frau.«
    »Die auch auf dem Fest war?«
    »Nein, sie war zu Hause. Sie war etwas erkältet und ist früh zu
Bett«, sagte Socher, erstmals mit einer leichten Unsicherheit in der Stimme.
    Na prima! Die Gattin hatte sicher nicht mitbekommen, wann ihr Mann
zu Bett gegangen war. Wahrscheinlich hatte sie sich noch irgend so eine
MediNait-Droge eingepfiffen, dachte Gerhard und fuhr ihn an.
    »Das heißt, Sie haben kein Alibi?«
    Socher war nun auch lauter geworden. »Wenn mein Nachtschlaf als
Alibi nicht ausreicht, habe ich wohl keins! Wollen Sie mich verhaften? Wollen
Sie mein Haus nach den Kameras durchsuchen? Nur zu, nur zu!«
    Bevor Gerhard zurückbrüllen konnte, fiel Evi ein. »Für den Moment
nicht, Herr Socher. Ist Ihre Frau denn jetzt zu Hause?«
    »Nein, sie ist beim Einkaufen.«
    »Aha«, sagte Evi. »Wir müssten Ihre Frau demnächst dann mal
sprechen. Bis dahin: Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an.« Sie
sagte »mich«, nicht »uns«. Gerhard war auf hundertachtzig.
    Als sie draußen waren, schoss Evi wie eine kleine Raubkatze auf ihn
zu. »Sag mal, wenn du schon am Vortag saufen musst, dann lass deine
Katerstimmung doch nicht an unserem Zeugen aus!«
    »Zeuge! Der kann auch gut der Mörder sein, dieser Kulturtrottel!«
    Evi wechselte den Ton und gab sich gelangweilt. »Es ist immer das
Gleiche mit dir, Weinzirl. Du hast einen Kultur-Akademiker-Hass in dir. So bist
du jedes Mal, wenn Menschen kultiviert und gebildet sind. Du solltest mal zum
Psychiater gehen!«
    »Auch ein Akademiker, geht demnach nicht.« Gerhard grinste leicht.
Er hatte keine Lust auf Ärger, und ein bisschen hatte Evi ja recht, ihm war ein
wortkarger Landwirt lieber als so ein aufgeblasener Schwätzer. »Evilein, wir
lassen das Thema mal, ich hab hier ‘ne Nachricht von Melanie, es gibt Neues zu
den Kameras.«
    Sie fuhren retour nach Weilheim, nicht ohne dass Gerhard in Peiting
beim Rohrmoser noch eine Leberkassemmel kaufte. Er würde mal ein Buch schreiben
über die besten Leberkassemmeln im Oberland. Über die besten Metzger. »Gerhards
kleines Leberkassemmel-Brevier«. Er war der grandioseste und beherzteste
Testesser zwischen Auerbergland und Starnberger See, keine Frage.
    »Was grinst du so dümmlich rum?«, fragte Evi.
    »Nichts, mein streitbares Frankenhäschen. Das ist mein ureigener
dummer Blick. Fahr zu!«
    Evi schüttelte nur noch den Kopf.
    Melanie, die Evi noch nicht getroffen hatte, musste sie natürlich
erst mal herzen und küssen und ihr tausend Fragen stellen. Gerhard versuchte
wegzuhören, aber das Wort »Kassandra« flog immer mal wieder herüber. Er hatte
den Eindruck, dass Evi extra lauter wurde, wenn’s um Kassandra ging und um
Jörg. Das war der Notarztfreund. Wenn einer schon Jörg hieß. So hieß man
hierzulande mit Nachnamen, aber doch nicht mit Vornamen. Jööööörg, scheußlich!
Als würde man auf einen Frosch treten. Jöööörg! Gerhard straffte die Schultern.
    »Ich möchte die Damen ja nicht stören, aber ich würde mich nun doch
gerne den Kameras zuwenden.«
    Melanie war auch sofort sehr dienstbeflissen und begann zu
berichten. Die Kameras waren eindeutig die vom Filmdreh. Das gesamte Material
war tatsächlich komplett. Auch der Inhalt der Tasche der Standfotografin mit
deren zwei Nikons und Objektiven war vollständig.
    »Ich hab die halbe Nacht mit Felix Filmkassetten angesehen, puh, ich
weiß ja nicht. Das wird ein ziemlicher Schmarrn.«
    »Okay, und weiter? Etwas, was uns weiterhilft, Melanie?«
    Über die Jahre hatte sich Gerhard angewöhnt, Melanie freundlicher zu
behandeln. Sie war nämlich wirklich recht clever, nur ziemlich leicht zu
verunsichern. Nicht zuletzt Evis Rügen hatten ihn da etwas geläutert. Melanie
hatte ganz rote Backen.
    »Äh, ja, also wir haben uns dann auch mal die Speicherkarten der
Standfotografin auf den Laptop hier geladen. Ist mein

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