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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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haben.«
    Der letzte Satz war natürlich komplett unnötig gewesen.
    Miri lächelte weiter. »Durchaus!«
    Evi hatte sich etwas gefasst. »Bei den Männern handelte es sich um
Egon Socher und Rainer Bader.«
    »Aha.«
    »Aha? Frau Keller, ein Mann, Leonhard Lang, wurde offensichtlich
ermordet, weil jemand brisantes Material vernichten wollte. Wollten Sie das
Material vernichten? Beide Herren sind verheiratet. Keiner wird daran
interessiert sein, dass so was rauskommt.«
    »Sie sagen es. Aber darf ich konkretisieren: Keiner von den beiden.
Mir ist das völlig egal.« Miri lächelte.
    Gerhard räusperte sich. »Sie leben nach dem Motto ›Ist der Ruf erst
ruiniert, lebt’s sich völlig ungeniert‹?«
    »Ja, so ähnlich.«
    »Frau Keller, vielleicht interessiert Sie ja das Detail, dass Leo
Lang von seinem Fenster aus dabei zugesehen hat?«, bellte Evi. Gerhard hätte
ihr gar nicht so viel Stimmgewalt zugetraut.
    »Wie zugesehen?«, fragte Miri nun doch etwas irritiert.
    »Mit einem Fernglas, haben Sie ihn nicht bemerkt?«
    Sie lachte auf. »Der Leo, der kleine Spanner! Na, wie Sie ja gesagt
haben, ich war beschäftigt; nein, ich habe Leo nicht gesehen.« Sie lachte
nochmals auf und schüttelte den Kopf. »Also echt, dieser kleine Spanner!«
    Evi fuhr sie an: »Sie haben es ihm auch leicht gemacht!«
    »Ach, in der Wohnung war es so heiß.« Sie sah Evi provozierend an.
    Diese versuchte sich zu beherrschen. »Frau Keller, wo waren Sie am
Samstag?«
    »Na, wie alle auf dem Bürgerfest. Als der Regen kam, bin ich mit
einer Freundin noch auf dem Balkon gesessen, so bis halb zwei. Dann bin ich ins
Bett.«
    Gerhard verdrückte sich den Satz »Eine Freundin? Weiblich?«. Er
presste sich lediglich ein »Allein?« heraus.
    »Ja, ganz entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten, wenn Sie das
meinen.« Etwas von ihrer Fassade bröckelte. Es war nur eine Nuance in ihrer
Stimme, die Gerhard eine Bitterkeit offenbarte, die hinter der
launig-fröhlichen Miri steckte.
    »Frau Keller, wir würden gerne eine Speichelprobe nehmen.«
    »Oh, wie in › CSI ‹!« Sie
hatte zu ihrer Fröhlichkeit zurückgefunden. »Sie glauben aber nicht im Ernst,
dass ich Leo ermordet habe?«
    »Glauben ist Sache der Pfaffen!«, rotzte Evi ihr hin.
    Miri zuckte mit den Schultern. »Tun Sie, was Sie nicht lassen
können. Ich war es nicht. Wie gesagt, mir ist das schnurz, wer mich mit wem
gesehen hat. Und bei was! Es gab Zeiten, da war ich unschuldig wie ein Lamm, treu
wie Gold, und man hat mir die unmöglichsten Verhältnisse angedichtet. Es macht
also keinen Unterschied, das Böse zu tun, es auch nur zu denken oder brav zu
unterlassen. Die Sünderin war und bin ich. Die Hexe, die verbrannt gehört. The witch is dead, the witch is dead, hurrah, hurrah, the witch
is dead .« Sie funkelte die Kommissare an.
    Da war wieder der Bittermandelgeschmack, der Gerhard so negativ
aufgestoßen war. Er spürte, dass diese Frau nie das offenbaren würde, was
wirklich in ihr war. Und das machte seine Arbeit so schwer.
    »Vielleicht ist es Socher oder Bader aber nicht egal.« Evi sah sie
herausfordernd an.
    »Fragen Sie die Herren, ich wünsche Ihnen viel Glück. Egon wird
Ihnen das Wort im Munde umdrehen und Sie schwindlig reden, und Rainer wird gar nichts
sagen.« Sie lachte nun lauthals.
    »Ist das so witzig, Frau Keller?« Evi hatte sich nur noch schwerlich
unter Kontrolle.
    »Ich finde schon.«
    »Wissen die Ehefrauen der beiden Herren denn von Ihnen?«, fragte
Gerhard, um von Evi abzulenken, die kurz vor der Explosion stand.
    »Auch das entzieht sich meiner Kenntnis. Noch was? Ich würde gerne
weiter meine Blumen umtopfen.«
    »Diese Freundin, hat die einen Namen?«, fragte Gerhard schnell.
    »Durchaus. Bettina Deutz, eine ehemalige Kollegin. Wohnt in
Apfeldorf.«
    Gerhard und Evi hatten sich erhoben, Gerhard fühlte einen Kloß im
Hals. Dabei war es nun mal sein Job, Leute zu befragen. Hier war er fast
versucht, sich zu entschuldigen. Er wollte etwas erklären. Er wollte weiter mit
ihr sprechen, wohl wissend, dass sie sich verbarg hinter ihrer Coolness und
Fröhlichkeit.
    Sie schwiegen den kurzen Weg zum Auto. Dann standen sie unschlüssig
davor.
    »Was hast du dich auf sie denn so eingeschossen?«, schimpfte Gerhard
plötzlich los. »Das ist unprofessionell, das weißt du.«
    »Es ist auch unprofessionell, dahinzuschmelzen. Du sabberst ja fast.
Erzähl du mir nichts!« Auch Evi war unangemessen laut geworden.
    »Na, das könnte ich dir auch vorwerfen, wie du mit diesem

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