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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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Hoffnungen in ihr wecken, die dann am Ende bitterlich enttäuscht wurden. Statt dessen beschloß Stephen, heimlich einen Blick in die Papiere zu werfen, sobald sich eine Gelegenheit dazu bot.
    Bevor er hinausging, warf er noch einen Blick zurück auf Me- gan, die in dem hübschen Kleid völlig verändert war. Er sehnte sich danach, ihren schlanken Körper an sich zu drücken und eins mit ihr zu werden.
    Doch daran durfte er nicht einmal denken. In einer Woche würde er die Drake-Farm für immer verlassen. Sosehr es ihn auch nach Megan verlangte, es durfte nicht sein. Er konnte nicht

erst mit ihr schlafen und sie dann verlassen, ohne sich darum zu kümmern, ob vielleicht sein Kind in ihr heranwuchs.
    Stephen betrachtete die funkelnagelneue Blockhütte mit einer Mischung aus Staunen und tiefer Befriedigung.
    Der Grund für sein Staunen war der Umstand, daß am Morgen an dieser Stelle noch nichts gestanden hatte. Noch nie im Leben hatte er etwas so schnell wachsen sehen. Es hatte allerdings auch ein gutes Dutzend Männer zugepackt.
    Und befriedigt war Stephen, weil er zu den Männern gehört hatte. Zum erstenmal in seinem ganzen Leben hatte er etwas mit eigenen Händen aufgebaut, und es überraschte ihn, was für eine tiefe Genugtuung es ihm verschaffte.
    Er schaute auf seine schwieligen Hände und dachte an die langen Stunden harter Knochenarbeit, die er hier in der Wildnis geleistet hatte. Er hatte es freiwillig getan, denn er wollte Megan beweisen, daß er wider Erwarten doch zu etwas nütze war.
    Er hatte geschuftet, um sich ihr anerkennendes Lächeln zu verdienen, und inzwischen schenkte sie es ihm immer häufiger.
    Stephen hob den Blick wieder zu dem Blockhaus, und plötz- lich fiel ihm Megans Wunsch ein: Ich würde alles geben, um ein eigenes Zimmer zu haben, aber das ist hier im Grenzland unerschwinglicher Luxus.
    Wieso eigentlich? In seinem Kopf begann es zu arbeiten.
    Was konnte er tun, damit sie ein eigenes Zimmer bekam? Und was hätte er dafür gegeben, es mit ihr teilen zu dürfen.
    Doch er mußte weiter, sobald die Ernte unter Dach und Fach war. Eigentlich durfte er nicht einmal so lange bleiben, aber er mußte Megan helfen. Wenn George doch endlich käme! Beun- ruhigt runzelte er die Stirn. Er hatte erwartet, daß sein Bruder oder zumindest eine Nachricht von ihm inzwischen eingetroffen wäre. Wieso hatte er nichts von George gehört?
    Nachdem die Blockhütte stand, wartete ein Festmahl auf die Baumeister und ihre Familien. Im Schatten zweier Platanen war ein langer Tisch aufgestellt worden, der offenbar eigens zu diesem Zweck aus Brettern zusammengenagelt worden war.
    Er war beladen mit den verschiedensten Köstlichkeiten: Rind- und Schweinefleisch, Hühnchen, Truthahn, Enten, Rehrücken, Kartoffeln und verschiedenen Gemüsen. Alle Frauen hatten et- was mitgebracht, und die appetitanregenden Düfte erinnerten

Stephen daran, wie hungrig er war. Megans Beitrag bestand aus einer gebratenen Ente, die er erlegt hatte.
    Seit dem Überfall damals in Dover hatte Stephen weder Kaf- fee noch Tee getrunken, und er freute sich schon darauf, endlich wieder einmal diesen lang entbehrten Geschmack zu kosten. Hoffnungsvoll suchte er den Tisch nach einer Kanne ab, fand jedoch weder Kaffee noch Tee.
    Als er sich enttäuscht abwandte, fragte ihn ein freundlicher Siedler namens Hoskin: „Suchen Sie etwas Bestimmtes?“
    „Ja, Kaffee oder Tee.“
    „So ‘n Gesöff werden Sie hier nicht finden.“
    „Gesöff?“
    „Sicher. So was trinken doch nur die feinen Pinkel.“
    „Nur die feinen Pinkel?“
    „Ja, nur die Müßiggänger, die dem Herrgott die Zeit stehlen. Denen isses doch egal, ob ihr Futter was auf die Rippen bringt.“ Hoskins Stimme troff vor Verachtung.
    In England stellte niemand in Frage, daß der Adel etwas Beson- deres war und hoch über dem niederen Volk stand. Es überraschte Stephen, daß diese Meinung von den amerikanischen Siedlern offenbar nicht geteilt wurde.
    Und wer wollte behaupten, daß sie damit im Unrecht waren?
    Stephen sah sich um. Am Rand der Lichtung waren Josh und ein paar der älteren Jungen damit beschäftigt, mit einer dieser sonderbaren indianischen Äxte, die man Tomahawk nannte, auf einen Eichenstamm zu werfen.
    Ein hübsches junges Mädchen in Joshs Alter stand im Schat- ten der Bäume und beobachtete Megans Bruder mit lebhaftem Interesse. Der Junge merkte nichts davon.
    Als Megan und Stephen sich in die Schlange einreihten, die darauf wartete, sich von dem großen Tisch zu

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