Marlene Suson 3
vermutlich auch nicht, oder?“
„Nein, leider.“ Basil griff nach einer Karaffe und schenkte zwei Gläser Cognac ein. Das eine reichte er Morgan. „Sie schei- nen sich sehr dafür zu interessieren, ob es hier in Warwickshire Anhänger der Stuarts gibt.“
„Gibt es denn noch mehr außer Briggs?“ fragte Morgan, ohne näher auf Basils Bemerkung einzugehen.
Basil hob die Schultern. „Wenn ja, würden sie sich mir kaum anvertrauen. Wir Winslows sind seit der Glorreichen Revolution vor fünfundfünfzig Jahren standhafte Gegner der Stuarts.“
Morgan war beinahe enttäuscht, als er hörte, daß Basil dem König loyal gegenüberstand. Nach dem heutigen Auftritt zwi- schen ihm und seiner Schwester hatte Morgan fast gehofft, daß sein Gastgeber zu den Verschwörern gehörte.
„Aber es gibt da gewisse Verdachtsmomente.“ Neugierig sah Basil Morgan an. „Weshalb interessieren Sie sich so dafür?“
Morgan zuckte lässig mit den Schultern. „Man erzählt sich, daß die Jakobiter überall im Land Sympathisanten haben. Ich frage mich einfach nur, ob das wohl stimmen kann.“
In Basils Augen trat ein abschätzender Blick. „Oder hoffen Sie am Ende, selbst auf Jakobiter zu treffen?“
„Weshalb sollte ich das wollen?“ entgegnete Morgan.
Mit schmalen Augen musterte Basil seinen Gast über den Rand seines Glases hinweg. „Sie haben den Ruf eines Rebellen und Romantikers, der nach seinen eigenen Gesetzen lebt. Mit ande- ren Worten, sie wären durchaus ein Mann, der das Banner der Stuarts ergreifen könnte.“
Was mochte Basil vorhaben? Wollte er herausfinden, auf wel- cher Seite Morgan stand? Oder wollte er ihn dazu bringen, sich als Verräter zu bekennen? Morgan traute Basil nicht über den Weg und beschloß, sich jedes Wort genau zu überlegen, das er zu ihm sagte. „Ich habe niemandes Banner ergriffen.“
Skeptisch zog Basil die Brauen hoch. „Niemandes?“
„Ganz recht. Sie erwähnten eben etwas von Verdachtsmomen- ten. Wen verdächtigen Sie denn?“
Basil kniff die Augen zusammen. „Sir Jasper Wilton. Ihm ge- hört Merrywood, ein Landgut, das im Westen an Greenmont grenzt.“
„Ich kann mich nicht erinnern, ihm auf dem Ball begegnet zu sein.“
„Er war ja auch nicht eingeladen.“ Basils breites Gesicht ver- zog sich verächtlich. „Mit Männern von Wiltons Schlag mache ich mich nicht gemein.“
„Weil Sie ihn für einen Jakobiter halten?“
Basil nickte. „Er war immer auffallend freundlich zu Briggs. Es würde mich nicht überraschen, wenn Sir Jasper dem Strolch zur Flucht verholfen hätte. Ich wollte Briggs schon vor Monaten entlassen, als ich erfuhr, daß er auf seiten der Jakobiter stand, doch mein Vater wollte nichts davon hören. Er mochte Briggs und war noch nie ein guter Menschenkenner.“ Basil ließ den Co- gnac in seinem Glas kreisen. „Ich hätte mich seinen Wünschen widersetzen und Briggs eigenmächtig entlassen sollen.“
Lord Rufus Oldfield betrat die Bibliothek. Als er den Cognac in der Hand seines Gastgebers entdeckte, sagte er: „Ich würde gern mithalten.“
Morgan wünschte ihn im stillen ans Ende der Welt. Unter kei- nen Umständen wollte er seine Unterhaltung mit Basil fortfüh- ren, während dieses Klatschmaul die Ohren spitzte. Man konnte nie wissen, was für eine entstellte Version dieser Schwätzer anschließend verbreiten würde.
Als Basil Oldfield ein Glas füllte, erhob Morgan sich und schützte ein Gähnen vor. „Es wird allmählich Zeit für mich.“
Bereits im Hinausgehen überlegte er, was für einen Vorwand er finden könnte, um Sir Jasper Wilton einen Besuch abzustatten.
4. KAPITEL
Daniela hob den Kopf von der verhaßten Stickerei und schaute sehnsüchtig durch das Fenster des Morgenzimmers den vier Reitern nach, die gerade vom Stall fortritten.
Wie sie unschwer feststellen konnte, war Lord Morgan Parnell nicht dabei. Seine hochgewachsene Gestalt hätte sie sofort er- kannt. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich bei dem Gedanken an ihn und daran, wie schön es gewesen war, mit ihm zu tanzen. Was er wohl gerade machte?
Wie gern wäre sie mit den Männern ausgeritten, anstatt mit dieser langweiligen Handarbeit hier zu sitzen und sich das Geplapper ihrer Cousine Martha Enright anhören zu müssen. Martha und ihr Mann William waren anläßlich des Balls nach Greenmont gekommen und gehörten zu den wenigen Gästen, die Basil eingeladen hatte, noch ein paar Tage zu bleiben.
Ungeduldig stach Daniela die Nadel in den Stoff, der über den Stickrahmen
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