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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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men ihm Zweifel. Er hatte erwartet, eine blendende Schönheit zu sehen, doch ohne ihre Maske war sie enttäuschend schlicht und unauffällig.
    Darüber hinaus wirkte sie im Ballkleid auch viel schlanker als in der Nacht zuvor bei dem versuchten Raubüberfall. Das lag vermutlich an dem dicken, voluminösen Mantel, der ihre gertenschlanke Figur verborgen hatte.
    Auch ihre Haltung war völlig verändert. In der Nacht zuvor hatte er ihren stolz erhobenen Kopf und die geschmeidigen Be- wegungen bewundert, doch auf dem Ball ließ sie die Schultern hängen und machte sich bewußt klein und unscheinbar.
    Noch während er auf sie zuging, war er sich seiner Sache nicht sicher gewesen. Doch als er dann den Jasminduft einatmete, der sie umwehte, und in ihre großen grünen Augen sah, schwanden alle Zweifel.
    Dennoch konnte er in ihr kaum die tollkühne Amazone wie- dererkennen, die ihm auf der Landstraße entgegengetreten war.
    Auch ihren Bruder hatte er von einer ganz anderen Seite ken- nengelernt. Basil hatte einen eindeutig grausamen Charakterzug erkennen lassen, den er bis dahin erfolgreich vor ihm verborgen hatte. Morgans Kinnlinie verhärtete sich. Ich habe es wohl im- mer irgendwie gespürt und mich deshalb nie recht für ihn erwär- men können. Und die schleimige Art, mit der er mich hofiert, ist einfach unerträglich.
    Bei Basils beleidigenden Äußerungen über Daniela hatte es Morgan in den Fäusten gejuckt. Er hatte sich nur mit Mühe zu- rückhalten können. Daniela hatte so verletzt ausgesehen, daß Morgan sie am liebsten in die Arme genommen und getröstet hätte.
    Weshalb behandelte Basil seine Schwester dermaßen schlecht? Morgan erinnerte sich an Ferris’ Bemerkung, daß Daniela besser ritt und schoß als ihr Bruder. Konnte es daran liegen? Der zu kurz geratene Basil schien Morgan genau der krankhaft ehrgeizige Mann zu sein, der es nicht ertrug, von einer Frau ausgestochen zu werden.

Vielleicht ergab sich ja während seines Aufenthaltes auf Greenmont noch die Gelegenheit, diesem elenden Wicht eine tüchtige Tracht Prügel zu verabreichen. Der Gedanke erwärmte ihm das Herz.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Morgan, daß Lady Elizabeth Sanders auf ihn zusteuerte. Sie wirkte ziemlich gereizt. Vermut- lich war sie verstimmt, weil er zweimal mit Daniela getanzt hatte und nicht ein einziges Mal mit ihr. Er wußte, daß Elizabeth auf Männerfang und er ihre erklärte Beute war.
    Wer weiß, vielleicht würde er sich sogar einfangen lassen.
    Er war ja auf der Suche nach einer Frau, die so schön und charmant war wie Rachel, und Elizabeth kam diesem Vorbild ziemlich nahe. Seine bezaubernde Schwägerin war das Maß, das er an die Frauen anlegte. Obwohl Elizabeth äußerlich durchaus der Vorstellung entsprach, die Morgan von seiner zukünftigen Gemahlin hatte, fürchtete er doch, mit ihr nie diese wunder- bare Harmonie zu erreichen, von der er insgeheim träumte. Es überraschte ihn selbst, als ihm zum Bewußtsein kam, daß er im Augenblick nicht sonderlich erpicht darauf war, mit Elizabeth zu tanzen. Hastig wandte er sich ab und mischte sich unter die Ballgäste, bevor sie ihn erreicht hatte.
    Unbewußt suchte sein Blick nach Daniela. Wenn er es sich recht überlegte, war sie eigentlich doch anziehender, als er auf den ersten Blick gedacht hatte. Ihre grünen Katzenaugen wa- ren atemberaubend, und die Sommersprossen, die sich auf ihrer kecken Nase tummelten, fand er einfach entzückend.
    Auch ihre schlanke, hochgewachsene Gestalt gefiel Morgan außerordentlich gut. Bei diesen kleinen, zierlichen Frauen be- kam man ja schon eine Nackensteife, wenn man sich nur fünf Minuten mit ihnen unterhielt.
    Morgan rief sich ins Gedächtnis, daß er in geheimer Mission nach Warwickshire gekommen war, und daß er besser daran täte, sich allmählich damit zu beschäftigen. Er musterte die im Ballsaal anwesenden Männer, von denen er die meisten kannte. Keiner von ihnen hatte sich bislang als Jakobiter-Sympathisant verdächtig gemacht.
    Einige von Basils Freunden kannte er aus London. Es war be- zeichnend, mit welcher Sorte Männer Danielas Bruder sich um- gab. Morgan rümpfte unwillkürlich die Nase. Keiner von ihnen wäre ihm als Freund willkommen.
    Lord Rufus Oldfield vertrat Morgan den Weg, ein boshaftes

Grinsen auf dem Gesicht. Morgan verabscheute Oldfield, ei- nen tückischen, bösartigen Schwätzer, fast so sehr wie Waldo Fletcher.
    „Sie sind wirklich ein mustergültiger Gast, Lord Morgan“, schmeichelte Oldfield. „Immerhin

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