Marlene Suson 3
füreinander geschaffen.
Genauso hatte sie es sich in ihren Träumen vorgestellt. Gentle- man Jack würde zu ihr kommen, und sie würden sich lieben. Dann würde er sie als seine Braut heimführen und sie bei einer heimlichen Trauungszeremonie zu seiner Frau machen. Konnten solche Träume wirklich wahr werden?
Daniela hätte es nicht für möglich gehalten, doch jetzt ... Mit verträumten Augen sah sie in sein maskiertes Gesicht. „Bitte ... wirst du mich mit dir nehmen?“
13. KAPITEL
Danielas Frage traf Morgan gänzlich unvorbereitet. „Ich soll dich mitnehmen?“ Vielleicht sollte er das sogar. Er bewunderte ihre Courage über alle Maßen, doch genau die würde Daniela eines Tages in größte Schwierigkeiten bringen. Das mußte er verhin- dern. Weshalb er sie unbedingt beschützen wollte, darüber legte er sich keine Rechenschaft ab.
Ja, er könnte sie mitnehmen, und sie würden beide davon pro- fitieren. Ihre leidenschaftliche Reaktion vorhin hatte ihm bewie- sen, daß sie gewiß bald seinen Körper ebenso akzeptieren würde wie seine Zärtlichkeiten.
Er erinnerte sich daran, wie nachdrücklich sie jeden Gedan- ken an eine Ehe von sich gewiesen hatte. Er brauchte sich also keine Sorgen darüber zu machen, daß sie ihn womöglich hei- raten wollte. Bei dem Gedanken, Daniela als Mätresse zu neh- men, umspielte ein Lächeln seine Lippen. Er würde ihr ein Haus kaufen, und sie sollte alles bekommen, was ihr Herz begehrte.
„Du willst wirklich mitkommen?“ Er fand den Gedanken so verlockend, daß er für einen Augenblick ganz vergaß, seine Stimme rauh und kehlig klingen zu lassen. Zum Glück schien Daniela es nicht zu bemerken.
Sie glühte vor Begeisterung, und ihre grünen Augen funkelten wie Smaragde. „O ja, das will ich!“
Er unterdrückte ein Stöhnen. Warum, zum Teufel, konnte sie ihn nicht so ansehen, wenn er unmaskiert war?
„Hab gehört, daß Lord Morgan Parnell dir nachsteigt“, sagte er scheinheilig. „Wie findest du ihn?“
„Er ist ein notorischer Weiberheld“, gab Daniela abfällig zurück. „Mit so einem Mann will ich nichts zu tun haben.“
Ihre Antwort versetzte ihm einen empfindlichen Dämpfer. „Ist aber stinkreich, der Bursche, und kommt aus einer piekfeinen Fa- milie. Der kann dir viel mehr bieten als ein armer Straßenräuber wie ich.“
„Aber du bist der Mann, den ich will.“
„Warum?“ Weibliche Logik war wirklich ein Buch mit sieben Siegeln.
„Weil ich an dich glaube.“ Sie lächelte zu ihm auf, und in ihren Augen leuchtete vorbehaltloses Vertrauen. „Du bist der einzige Mann, dem ich vertraue, dem ich immer vertrauen werde.“
Er schaute in ihr strahlendes Gesicht und spürte, wie Eifer- sucht auf Gentleman Jack in ihm aufstieg.
Heilige Jungfrau, ich bin ja eifersüchtig auf mich selbst!
Und er wußte mit absoluter Sicherheit, daß er ihr Vertrauen nicht mißbrauchen durfte. Er konnte sie nicht von hier fortneh- men, ohne ihr seine wahre Identität zu offenbaren. Er mochte ja ein Straßenräuber und ein notorischer Weiberheld sein, doch sein Ehrgefühl würde es nie zulassen, Daniela dermaßen zu täuschen.
Andererseits konnte es auch der größte Fehler seines Lebens sein, wenn er ihr die Wahrheit sagte. Durfte er sich darauf verlassen, daß sie ihn nicht verriet?
„Was hast du?“ fragte sie.
„Daniela, kann ich ...“, er nahm ihre Hände und drückte sie fest, „dir ein Geheimnis anvertrauen, das äußerst gefährlich für mich ist? Kann ich mich darauf verlassen, daß du es niemals preisgibst?“
„Ja, aber natürlich.“ Selbstvergessen lächelte sie ihn an. „Das müßtest du doch wissen. Eine Frau würde ihren Ehemann niemals verraten.“
„Frau? Ehemann?“ wiederholte Morgan so betroffen, daß er seine Gentleman-Jack-Stimme vergaß. „Was redest du da? Du hast doch gesagt, daß du niemals heiraten willst.“
Daniela fuhr zurück, als hätte er sie geschlagen. „Diese Stimme! O Gott, wer bist du?“
Bevor er sie daran hindern konnte, riß sie ihm die Maske vom Gesicht.
Entsetzt keuchte sie auf.
Bis ans Ende seines Lebens würde Morgan nicht vergessen, wie ihr Gesicht sich bei seinem Anblick veränderte. Es fiel förm- lich in sich zusammen, als Daniela erkannte, wen sie vor sich hatte.
„Morgan Parnell, du verlogener, gemeiner Lump!“
Aus ihren Augen sprachen so viel Abscheu und Haß, daß er zurückzuckte. Dann sagte er niedergeschlagen: „Ich habe dir ja
gleich gesagt, daß der Anblick meines Gesichts dir ganz und gar
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