Marlene Suson 3
vereint blieben. Eng umschlungen lagen sie auf dem Bett.
„Ich habe mein Versprechen gehalten, nicht wahr?“ flüsterte er. „Ich habe dir nicht weh getan.“
„Es war wunderbar.“ Ein fast ehrfürchtiges Staunen schwang in Danielas Stimme mit. „Ich hätte nie geglaubt, daß etwas so ... wundervoll ...“ Sie fand keine Worte, um die Seligkeit zu beschreiben, die sie erfüllte.
Der Unterschied zwischen Morgan und Rigsby war wie der Unterschied zwischen Himmel und Hölle.
Nach einer Weile spürte Daniela, wie Morgan ihr entglitt, doch er hielt sie weiter in seinen Armen. Verwundert über den krassen Größenunterschied, nahm sie den bisher so gefürchteten Kör- perteil in die Hand. Zu ihrer Verblüffung wuchs er unter ihrer Berührung sofort wieder und versteifte sich. Sie streichelte ihn und bestaunte die Veränderung, die mit ihm vor sich ging.
Morgan stöhnte auf. „Sieh nur, was du mir antust.“
Seine kundigen Hände glitten aufreizend über ihren Körper
und weckten von neuem dieses schmerzliche Sehnen in ihr. Schon bald seufzte sie wieder unter den Liebkosungen seiner Zunge und Hände.
Als sie glaubte, die süße Folter keinen Augenblick länger er- tragen zu können, kam er zu ihr, und wieder verloren sie sich im Strudel der Leidenschaft.
Als sie den Witwensitz schließlich verließen, stand die Sonne schon tief am Himmel.
„Ich habe gar nicht bemerkt, wie spät es geworden ist“, sagte Morgan. „Wenn wir uns nicht beeilen, kommen wir zu spät zum Dinner. Glaubst du, du schaffst einen kleinen Galopp?“
Daniela fühlte sich ein bißchen wund, aber abgesehen davon schwebte sie im siebten Himmel und stimmte deshalb begeistert zu.
Während ihre Pferde Seite an Seite dahinpreschten, verharrten Daniela und Morgan in einträchtigem Schweigen. Sie brauchten keine Worte, um sich zu verstehen, nur das innige Lächeln, das sie hin und wieder miteinander tauschten.
Als sie schon fast zu Hause waren – genau das war Royal Elms inzwischen auch für Daniela – , zügelten sie ihre Pferde zu einem gemächlichen Schritt.
Hoch oben in den Bäumen rief ein Kuckuck. Wann immer Da- niela einen Kuckuck hörte, mußte sie an den verschwundenen Verwalter von Greenmont denken.
„Weshalb siehst du plötzlich so traurig aus?“ fragte Morgan.
Seinem aufmerksamen Blick schien aber auch nichts zu ent- gehen. „Der Kuckuck hat mich an Walter Briggs erinnert. Er haßte diese Vögel, weil sie ihren Artgenossen die Gelege stehlen und statt dessen ihre eigenen Eier in die Nester schmuggeln.“ Daniela schüttelte den Kopf. „Walter war ein guter Mann.“
Morgan stieß ein rauhes Lachen aus. „Wie kannst du einen Mann ,gut’ nennen, der deiner Familie fünfzigtausend Pfund gestohlen hat?“
„Ich glaube einfach nicht, daß Walter das Geld unterschlagen hat. Er war so ehrlich und loyal, und seine Frau und die Kinder liebte er über alles. Ich kann nicht glauben, daß er sie so im Stich gelassen hat.“
„Und alles nur für die Stuarts.“
Daniela fuhr herum, und sie starrte Morgan entgeistert an. „Was?“ stieß sie betroffen hervor.
„Briggs gehörte zu den Jakobitern.“
„Wer hat dir denn diesen Schwachsinn in den Kopf gesetzt? Ich kannte ihn sehr gut, und nie habe ich ihn etwas sagen hören, das darauf schließen ließe.“
„Es ist auch kaum anzunehmen, daß er seine politische Überzeugung mit dir diskutiert.“
„Wieso?“ fragte Daniela pikiert. „Weil ich eine Frau bin und so schwerwiegende Probleme jenseits meines Begriffsvermögens liegen?“
„O nein“, versicherte er mit diesem Lächeln, dem sie nie widerstehen konnte. „Ich setze größtes Vertrauen in dein Be- griffsvermögen. Es dürfte wohl kaum etwas geben, das darüber hinausgeht.“
Außer dir!
„Ich wollte damit nur sagen, daß Briggs wohl kaum mit dir über verräterische Umtriebe gesprochen hätte.“
„Ich sage dir doch, daß er so etwas nie im Sinn hatte. Er stand dem König ebenso loyal gegenüber wie mein Vater. Wer hat behauptet, daß Walter ein Verräter war?“
„Basil und Squire Fleming beispielsweise.“
„Der Squire auch?“ fragte sie betroffen.
„Ja.“ Morgan runzelte die Stirn. „Erzähl mir von Briggs’ Ver- schwinden. Hat er sich bei Nacht und Nebel aus seinem Haus fortgeschlichen?“
„Nein, er verschwand eines Nachmittags auf dem Heimweg von Greenmont.“
„Kannst du dich erinnern, was er an dem Tag trug?“
Daniela schloß die Augen und versuchte sich Walter Briggs vorzustellen,
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