Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
Eltern kannte. Dann zog sie mich an sich und flüsterte mir den Namen meines Vaters ins Ohr.
In diesem Augenblick blitzte ein Licht in der Dunkelheit des Turmgemaches auf, und vor ihr stand Sarkoja, deren unheilvoll funkelnde Augen voll Abscheu und in rasender Verachtung auf meine Mutter gerichtet waren. Der Schwall von Haß und Beschimpfungen, der sich über sie ergoß, lahmte all meine Glieder. Offensichtlich hatte Sarkoja die ganze Geschichte mitgehört. Die lange nächtliche Abwesenheit meiner Mutter hatte sie mißtrauisch gemacht. Das erklärte ihre Anwesenheit in dieser schicksalsvollen Nacht.
Etwas hatte sie jedoch nicht gehört: Den Namen meines Vaters. Das wurde offensichtlich, da sie meine Mutter fortwährend bedrängte, den Namen des anderen Sünders preiszugeben. Doch selbst noch so viele Beschimpfungen und Drohungen konnten ihr diesen nicht entreißen. Um mich vor sinnlosen Qualen zu retten, log sie und erzählte Sarkoja, daß nur sie allein den Namen wußte und ihn nicht einmal dem Kind mitteilen würde.
Mit einer letzten Schimpfkanonade eilte Sarkoja zu Tal Hajus, um ihm ihre Entdeckung zu hinterbringen. Währenddessen wickelte mich meine Mutter in die Seidentücher und Felle des Nachtlagers, so daß ich kaum zu sehen war, lief auf die Straße und rannte ziellos zum Stadtrand, gen Süden, zu jenem Mann, auf dessen Schutz sie nicht hoffen konnte, dessen Gesicht sie aber noch einmal sehen wollte, bevor sie starb.
Als wir uns der Stadtgrenze näherten, drang aus dem moosigen Flachland Lärm an unsere Ohren, aus jener Richtung, wo sich der einzige Paß durchs Gebirge schlängelte, der zu den Stadttoren führte, jener Weg, den eintreffende Karawanen in die Stadt nehmen mußten. Wir vernahmen das Schreien der Thoats, das Brummen der Zitidars und gelegentliches Waffengeklirr. das die Ankunft eines Kriegstrupps ankündigte. Ihr erster Gedanke war, daß mein Vater von der Expedition zurückkehrte, doch die Schläue der Thark hielt sie davor zurück, ihnen unüberlegt und kopflos entgegenzustürzen.
Sie zog sich in den Schatten eines Tores zurück und erwartete das Eintreffen der Schar, die kurz darauf zu sehen war, wobei sich die Truppe auflöste und die Straße entlangdrängte. Als die ersten an uns vorbeikamen, stieg der kleinere, deutlich sichtbare Mond über den überhängenden Dächern auf und erhellte die Szene mit seinem strahlenden Schein. Meine Mutter wich tiefer in die schützenden Schatten zurück und sah, daß es nicht die Gruppe meines Vaters war, sondern die Karawane mit den jungen Thark. Augenblicklich war ihr Plan gefaßt, und als ein großes Fahrzeug dicht an unserem Versteck vorbeigeschaukelt kam, schlüpfte sie leise über die hintere Ladeklappe hinein, hockte sich in den Schatten der hohen Seitenwand und preßte mich in unbändiger Liebe an ihren Busen.
Im Gegensatz zu mir wußte sie, daß sie mich nach dieser Nacht nie wieder an sich drücken würde. Auch war es höchst unwahrscheinlich, daß wir einander je wieder in die Augen sehen würden. In dem allgemeinen Durcheinander auf dem Platz mischte sie mich unter die anderen Kinder, deren Wächter nach der Reise von ihrer Mission entbunden worden waren. Man brachte uns in einen großen Raum. Einige Frauen, die nicht an der Expedition teilgenommen hatten, fütterten uns, und am nächsten Tag teilte man uns dem jeweiligen Gefolge verschiedener Anführer zu.
Nach dieser Nacht sah ich meine Mutter nie wieder. Tal Hajus ließ sie einsperren, man unternahm jegliche Anstrengung, einschließlich der schrecklichsten und erniedrigendsten Folter, ihr den Namen meines Vaters zu entreißen, doch sie blieb standfest und treu und starb schließlich unter dem Gelächter von Tal Hajus und seinen Befehlshabern während einer entsetzlichen Marter.
Später erfuhr ich, daß sie ihnen erzählt hatte, sie habe mich getötet und meinen Leichnam den weißen Affen vorgeworfen, um mir ein ähnliches Schicksal zu ersparen. Nur Sarkoja glaubte ihr nicht, und bis heute spüre ich, daß sie meine wahre Herkunft weiß, sie jedoch unter den gegenwärtigen Umständen nicht zu enthüllen wagt, da sie, wie ich vermute, auch ahnt, wer mein Vater ist.
Als dieser von der Expedition zurückkehrte und vom Schicksal meiner Mutter erfuhr, war ich dabei. Er verriet seine Gefühle jedoch durch keinerlei Geste, lachte nur nicht, als Tal Hajus voller Entzücken ihre Todesqualen ausmalte. Von diesem Augenblick an wurde er zu einem der grausamsten Kämpfer, und ich sehne den Tag
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