Mars 02 - Die Götter des Mars
Xodar und Carthoris. Der Junge blickte die Frau überrascht an, doch sie schien die anderen überhaupt nicht zu bemerken. Sie hätte mich umarmt und mit Liebkosungen überhäuft, hätte ich mich nicht sanft, doch entschieden von ihr gelöst.
»Komm, komm Thuvia«, sagte ich beschwichtigend. »Die Gefahren und Schwierigkeiten, die du durchgemacht hast, haben dich zermürbt. Du vergißt dich, und du vergißt auch, daß ich der Ehemann der Prinzessin von Helium bin.«
»Ich vergesse nichts, mein Prinz«, erwiderte sie. »Du hast kein Wort der Liebe zu mir gesagt, auch erwarte ich nicht, daß du es jemals tun wirst. Ich möchte nicht die Stelle von Dejah Thoris einnehmen. Mein sehnlichster Wunsch ist, dir für immer als Sklavin zu dienen. Um eine größere Gnade kann ich nicht bitten, eine größere Ehre könnte mir nicht zuteil werden, und auf mehr Glück wage ich nicht zu hoffen.«
Wie schon an früherer Stelle gesagt, bin ich kein Frauenheld, und ich muß zugeben, daß ich mich selten so unwohl in meiner Haut gefühlt und in einer solchen Verlegenheit befunden habe wie in diesem Moment. Obwohl ich den Brauch auf dem Mars kannte, der es einem Mann erlaubte, Sklavinnen zu haben, da seine hohe und ritterliche Würde einer jeden Frau seines Hauses ausreichend Schutz bot, hatte ich mir als Bedienstete bisher nur Männer ausgewählt.
»Wenn ich je nach Helium zurückkehre, Thuvia, sollst du mich begleiten, doch als mir Gleichgestellte und nicht als Sklavin. Du wirst dort viele hübsche, junge Edelleute kennenlernen, die Issus persönlich entgegentreten würden, um eines Lächelns von dir willen, und wir werden dich binnen kürzester Zeit mit einem von ihnen verheiratet sehen. Vergiß deine kindliche, auf Dankbarkeit beruhende Zuneigung, die du in deiner Unschuld für Liebe hältst. Ich möchte lieber deine Freundschaft, Thuvia.«
»Du bist mein Herr, es soll so sein, wie du sagst«, entgegnete sie, doch war auch Traurigkeit in ihrer Stimme.
»Wie kommst du hierher, Thuvia? Und wo ist Tars Tarkas?« frage ich.
»Ich fürchte, der große Thark ist tot«, erwiderte sie traurig. »Er war ein großer Kämpfer, doch eine Übermacht grüner Krieger von einem anderen Stamm überwältigte ihn. Als letztes sah ich, wie sie ihn verwundet und blutend in das Zentrum der verlassenen Stadt schleppten, von wo sie zum Angriff auf uns losgezogen sind.«
»Und du bist dir demzufolge nicht sicher, ob er tot ist?« fragte ich. »Wo liegt die Stadt, von der du sprichst?«
»Sie liegt direkt hinter diesem Gebirgszug. Aufgrund unserer geringen Navigationskenntnisse konnten wir mit dem Flugzeug, in dem du so edelmütig um unser Entkommen willen deinen Platz opfertest, nicht viel ausrichten. Ungefähr zwei Tage lang trieben wir ziellos umher. Dann beschlossen wir, das Fahrzeug zu verlassen und uns zu Fuß auf den Weg zur nächsten Wasserstraße zu machen. Gestern überquerten wir diese Berge und erreichten die dahinterliegende Stadt. Wir bewegten uns gerade durch ihre Straßen auf den Zentralplatz zu, als wir an einer Kreuzung einen Trupp grüner Krieger auf uns zukommen sahen. Sie erblickten Tars Tarkas, der voranging, doch nicht mich. Der Thark sprang zurück neben mich und schob mich in einen nahen Eingang, wo ich mich nach seinen Worten verstecken sollte, bis sich eine Fluchtgelegenheit ergab, um mich dann, wenn möglich, nach Helium zu begeben.«
»Es wird für mich kein Entkommen geben, denn dies sind die Warhoon vom Süden. Wenn sie mein Metall sehen, ist das mein Tod«, sagte er. Dann trat er ihnen entgegen. Ach, mein Prinz, es war ein solcher Kampf! Eine ganze Stunde warfen sie sich auf ihn, bis die toten Warhoon haufenweise dalagen, wo er gestanden hatte. Doch schließlich überwältigten sie ihn, indem die hinten Stehenden die vordersten auf ihn zuschoben, bis er das Schwert nicht mehr zu schwingen vermochte. Dann stolperte er und ging zu Boden, und sie fegten über ihn hinweg wie eine Woge. Als sie ihn Richtung Stadtzentrum fortschleppten, war er tot, glaube ich, denn er bewegte sich nicht.
»Bevor wir weitergehen, müssen wir das genau wissen«, sagte ich. »Ich kann Tars Tarkas nicht lebend unter den Warhoon zurücklassen. Heute abend werde ich mich in die Stadt begeben und mich davon überzeugen.«
»Und ich komme mit«, sagte Carthoris.
»Ich auch«, sagte Xodar.
»Keiner von euch wird das tun. Das ist eine Angelegenheit, die ein stilles und überlegtes Hervorgehen erfordert und keine Kraft. Einem Mann allein kann es
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