Mars Live
daß Disney-Gerber beabsichtigen, einen Film darüber zu machen. Vielleicht versuchen sie sogar, das Schiff für sich zu beanspruchen. Sie könnten ihr Anliegen morgen vor der UNO vorbringen, oder sogar…«
»Vor der UNO?«
»Sie ist noch in Betrieb, auch wenn man nicht mehr jeden Tag etwas darüber hört. Tritt jeden zweiten Dienstag des Monats zusammen. Disney-Gerber nimmt einen mitspracheberechtigten Beobachterstatuts ein, und da sie über dreiunddreißigeindrittel Prozent russisches Kapitel haben, befürchten unsere Anwälte, sie könnten aufgrund gemeinsamer Besitzstatuten sich das Schiff unter den Nagel reißen. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Jeffries soll auf der Station bleiben und sich mit den Presseleuten abgeben, wenn die morgen nachmittag mit der regulären Fähre von Canaveral hinaufkommen. Die Hauptsache ist, daß Sie und Bass so bald wie möglich in den physischen Besitz der Mary Poppins gelangen. Können Sie diesen Park-Service-Schlitten, oder wie das Ding heißt, fliegen?«
»Da ist es wieder!« sagte Mr. Gentry. Er zeigte seiner Tochter seinen Geburtsort jedesmal aufs neue, wenn er wieder vorbeikam, wie ein Lieblingspferd auf einem Karussell. Er deutete auf einen dunklen Fleck in der gezackten Wüste der Neuen Staubsenke, wo einst der Fluß Iowa floß.
»Wir mußten jeden Tag mit einem gelben Bus zur Schule fahren«, erzählte er. »Bei Sonne oder Regen.«
Mrs. Gentry stöhnte. Sie sah die Stelle sechsmal am Tag. Sie und ihr Mann und ihre Tochter hatten vier Tage damit verbracht, auf die Erde hinunterzublicken, so wie früher Leute in den Grand Canyon zu blicken pflegten, bevor er in einen See umgewandelt wurde. Der Ausblick aus dem Weltraum war beeindruckend, großartig und letztendlich langweilig; ihn einen Nachmittag lang zu genießen, hätte vollauf genügt. Die Station war kalt, und man konnte nichts anderes tun, als zuzusehen, wie sich die Welt unter einem drehte. Man konnte nicht hinausgehen. Es gab keine anderen Touristen, und der Ort war zwar in Bewegung, kam aber nie irgendwo an. Es war nicht wie eine Kreuzfahrt per Schiff, bei der man immer wieder an Land gehen und Einkäufe machen konnte. Selbst das neue Erlebnis der Schwerelosigkeit verlor bald an Spannung; sie machte es einem schwer, herumzuwandern, und der Gang zur Toilette wurde zu einer echten Plackerei – außer natürlich für die Männer, wie üblich.
Wenigstens waren jetzt noch ein paar neue Leute dazugekommen: eine Frau aus Texas und ein netter Farbiger. Und jetzt noch dieser ältere Typ – ›reif ‹ war das richtige Wort – und ein Liliputaner.
Offensichtlich handelte es sich um Leute aus dem Show-Business.
»Kommen Sie öfter hierher?« fragte Jeffries.
Mr. Gentry schüttelte den Kopf. »Unsere Tochter hat diese Reise beim Wettbewerb einer Zeitschrift gewonnen. Eine Woche Urlaub. Morgen ist er vorbei, und wir können wieder nach Hause.«
»Der erste Preis waren die Bermudas«, sagte die Tochter. »Dort war es zwei Tage lang bewölkt, und dann nur noch Sonnenschein, Sonnenschein, Sonnenschein. Ich weiß das, weil wir sie von hier aus sechsmal am Tag sehen. Bei dem Wettbewerb ging es um den seltsamsten Namen.«
»Wie war der Name?«
»Siebzehn.«
»Ich meine nicht den der Zeitschrift, sondern den seltsamsten.«
»Greetings Brother Buffalo. So lautet mein voller Name. Meine Freunde nennen mich jedoch Greetings.«
»Indianisch?«
»Hippie«, erklärte Mrs. Gentry. »Sie wurde nach ihrer Großmutter benannt. Sehen Sie die Berge gleich nördlich von jenen Wolken, die wie marschierende Soldaten aussehen? Jedenfalls finde ich, daß sie wie marschierende Soldaten aussehen. Meine Mutter war das letzte Baby, das in einer Kommune mit dem Namen Die Roten Rocker geboren wurde.«
»Das erste, Mutter, nicht das letzte«, berichtigte Greetings sie. »Sie versuchten, den Büffel zurückzurufen«, erklärte sie Jeffries.
»Wie auch immer. Die Bermudas wären besser gewesen«, sagte Mrs. Gentry. »Hier ist es die ganze Zeit über kalt und feucht. Ich kann dem Weltraum überhaupt nichts abgewinnen. Hier wird nie saubergemacht. Diese Toilette dort darf man nicht benutzen. Und den Aufenthaltsraum für Offiziere darf man auch nicht benutzen. Was haben die Menschen dadurch gewonnen?«
»Sie meinen, was haben wir verloren«, entgegnete Jeffries.
»Es ist streng geheim«, sagte die Kirow, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte. »Aber wir sind unterwegs zum Mars.«
»Also, erstens, kann nicht irgend jemand zum
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