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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
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Meter hohen steilen Klippen aus nacktem Fels gesäumt, von der Marsmorgendämmerung in rotes und ockerfarbenes Licht getaucht.
    Er blieb während der nächsten Stunde zu ihrer Linken wie ein gespenstischer Kontinent, während sie über die Tharsis-Hochebene direkt nach Norden flogen.

 
9
     
    Bei einer Geschwindigkeit von kaum noch tausend Meilen pro Stunde war der asymmetrische Flügel über 61 Grad ausgestellt und von der Marsoberfläche aus, 45.000 Fuß tiefer, hätte die Ziolkowski wie eine riesige halbgeöffnete Schere ausgesehen, von einem wahnsinnigen Schneider durch die Luft geschleudert. Der Gleitquotient blieb gleichmäßig, während die Geschwindigkeit nachließ; der Flügel öffnete sich, die dünne Dioxid-Atmosphäre verdichtete sich (was sich jetzt auf ihren Instrumenten deutlich bemerkbar machte), und die aufsteigende Sonne wärmte die Ebene unter ihnen. Die Welt dort schien nur aus Licht zu bestehen, von Horizont zu Horizont. Die Hydraulik ächzte, als Bass den Flügel weiter auf 64 Grad ausschwenkte. Jetzt zog das Schiff ein wenig nach links, also zur Vorderseite des Flügels, doch Bass trimmte mit dem Heck und segelte weiter.
    Segelte weiter.
    Die Ebene tief unter ihnen war rötlich grau und wies so gut wie keine Merkmale auf. Bass empfand eine gewisse Erleichterung, als der Abstieg die behagliche Langeweile des Fluges teilweise vertrieb und die Reisenden die Kabinentür verließen, um zu ihren Sitzen zurückzukehren. Der gefurchte und unebene Ascraeus Mons glitt achtzig Kilometer weit im Westen an ihnen vorbei, und flinke Wölkchen quollen aus dem Kratergipfel wie Fahnen aus Dampf, um sich rasch aufzulösen. Die Wolken waren über, nicht unter der Ziolkowski.
    »Wir befinden uns über den Berggipfeln«, sagte Natascha Kirow. Diese Mitteilung machte die Reisenden unruhig. Seit zwei Jahren war der Weltraum ihr Zuhause gewesen, und jetzt verließen sie ihn und stiegen hinab in die Welt der Welten.
    Während Ascraeus Mons hinter ihnen wegtauchte, steuerte Bass die Ziolkowski nach Osten und ließ sie entlang der nördlichen Seite des Tharsis-Gebirges absinken. 35.000 – 31.000 – 29.000. Der Flügel war 68 Grad ausgestellt – was das äußerste war, wenn ihre Geschwindigkeit nicht unter die Schallgrenze sinken sollte. Das Schiff schaukelte sanft in der aufsteigenden, eiskalten Luft. Glamour hatte sich mit dem Demogorgon wieder zum Fenster begeben, und Jeffries und Greetings sahen ihm über die Schulter. Fonda-Fox schnarchte schon wieder.
     
    Aus dem Nirgendwo hinter ihnen kam ein dünnes, gespenstisches Pfeifen. Bass sah Natascha Kirow an, und sie nickte. Es war der Wind. »674 Meilen pro Stunde bei 22.000 Fuß«, las Natascha Kirow ab. Nun kannten sie aufgrund eigener Erfahrung die Schallgeschwindigkeit auf dem Mars: der von ihnen erzeugte Schall hatte sie eingeholt. Bass stellte den Flügel auf 72 Grad aus. Er öffnete die Leszno-Klappen um eine Kerbe, und der Wind heulte und hieß sie willkommen und hob sie an. Sie segelten. Noch eine Kerbe, und die Ziolkowski erbebte, während sie auf der hohen Wüstenluft weiterglitt. Die Fläche vor und unter ihnen war uneben und eher grau als rot, gezackt von den Lavaströmen, die von dem aus den Valles Marineres heranheulenden Wind von Staub freigefegt worden waren. Anfangs, als sie die Raketen zum Austritt aus dem Orbit benutzt hatten, hatten sie Treibstoff gegen Geschwindigkeit eingetauscht; dann, in den oberen Bereichen der Atmosphäre, Hitze gegen Geschwindigkeit; jetzt brauchten sie ihre Geschwindigkeit, denn sie war das einzige, was sie gegen den Aufstieg einzutauschen hatten, und während sich ihre Fluggeschwindigkeit auf 590 und dann auf 575 Meilen pro Stunde verringerte, spürte Bass zum erstenmal die besorgniserregende Substanzlosigkeit der Marsatmosphäre – ganz anders als die feuchten, fetten Winde der Erde. Die Luft war wie dünnes Eis. Die Steuerung ging weich, träge, als ob der Knüppel in seiner Hand an Gummibändern geführt würde. Er schwenkte ab und stieg über die häßlichen ausgehöhlten Flußbetten der Bruchzone Ceranius Fossae höher.
    »17.500«, sagte die Kirow. »Setz dich, Greetings. Das ist kein Raumflug; wir schweben in sehr großer Höhe, und du kannst dich nicht an der Cockpittür herumdrücken.«
    Bass öffnete den Flügel auf volle 90 Grad und spürte einen angenehmen Stoß gegen den Hosenboden. Sie gewannen tatsächlich allmählich an Höhe; er drehte die Nase der Maschine weiter nach rechts und gewann noch mehr

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