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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
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amerikanischen Volkes«, fügte Fonda-Fox hinzu.
    »…reisen wir in Frieden für die gesamte Menschheit. Ende.«
    »Zehn Sekunden«, sagte Bass. Die Vorderseite des Schiffs war blind, denn der Hitzeschild verdeckte das Glas, doch das rote Licht des Mars flutete durch die seitlichen Luken herein, als sich das Schiff drehte, und verlieh allen Gesichtern ein indirektes, gespenstisches Leuchten.
    »Und mögen die Mächte uns allen beistehen«, sagte Jeffries, woraufhin Gelächter wie das Knistern eines Blitzes in der nervösen Atmosphäre erklang.
    »Fünf«, sagte Bass. »Vier. Drei.«
    »Null«, flüsterte Natascha Kirow, während gleichzeitig die vordere Rakete losdröhnte. »Wir befinden uns jetzt auf dem Landeanflug zum Mars. Mister Bass, Sie sind der Steuermann.«

 
8
     
    Der Eintritt oder das Verlassen der schweren Atmosphäre der Erde, gefangen in den gewaltigen Schlingen der Gravitation, ist und war schon immer ein strapaziöses und brutales Unterfangen, das für Jeffries den unerfreulichsten Teil eines Raumfluges darstellte. Verglichen damit war derselbe Vorgang am Mars ein Honiglecken. Es gab eine sanfte, achtzig Sekunden dauernde Bremszündung, bei der sie alle in ihren Sitzen nach vorn gezogen wurden. Durch das Steuerbordfenster sah Jeffries, wie der zigarettenaschenfarbene Brocken, der Phobos war, immer kleiner wurde. Gegen die Schwärze des Alls war er ein grauer Klecks, eher der Schandfleck eines Mondes als ein Mond an sich. Dann erhob er sich, als ob er plötzlich aufgewacht wäre, glitt aus dem Sichtfeld und wurde durch den horizontlosen Klumpen des roten Planeten ersetzt, der sich ans Firmament schob.
    »Lagekorrektur durchgeführt«, meldete Bass, während er sich eine ordentliche Prise Red Man aus der Packung fischte.
    »Verstanden«, sagte Natascha Kirow.
    »Wie sieht’s mit der Zündung aus?«
    »Noch zweiundvierzig Sekunden. Alles in Butter, läuft wie geschmiert.« Die texanische Ausdrucksweise der Kirow wurde während des Fliegens stets ausgeprägter.
    Nach dem Getöse der Zündung trat eine plötzliche Stille ein. Peinlich berührt hörte Glamour auf, Over the Rainbow zu summen. Natascha Kirow suchte eine Kassette mit Rockmusik, doch der Behälter war leer. Jeffries war mit der Aufgabe betraut gewesen, ihren Vorrat an Kultur zusammenzupacken…
    »Abwurf der Triebwerke zum Verlassen des Orbits«, meldete Bass. Es gab eine Erschütterung, als die Sprengbolzen die kleinen Feststoffraketen von der Rumpfspitze wegschleuderten.
    »Alles in Butter, es läuft wie geschmiert«, wiederholte die Kirow. Jetzt war es nur noch eine Frage des Wartens. Sie würden in einer Höhe von 800.000 Fuß (151 Meilen oder 244 Kilometern) in die Marsatmosphäre eintauchen. Dann würden sie wissen, ob sie zu schnell oder zu langsam flogen, und jede Korrektur wäre in aeronautischer Hinsicht eine Notlandung.
    Bass spürte, wie sich eine Hand auf seine legte, und er lächelte Natascha Kirow neben sich an. Mit zwanzigjähriger Verspätung landeten sie auf dem Mars.
     
    »Markson ist am Apparat«, sagte Jeffries, der die Funkverbindung überwachte.
    »Markson? Wo ist Sweeney?« fragte die Kirow. »Er sollte mir doch noch einige Zahlen durchgeben.«
    »Er mußte zur Arbeit gehen. Er hatte gerade eine Mitfahrgelegenheit und konnte nicht auf Ihren Rückruf warten. Markson hat soeben auf der anderen Leitung von Santa Fe aus angerufen.«
    »Sagen Sie ihm, er soll morgen noch mal anrufen. Erklären Sie ihm, daß wir gerade damit beschäftigt sind, auf einem fremden Planeten zu landen.«
    Aus dem Hintergrund ertönten Schnarchlaute. Sie kamen von Fonda-Fox. Die Fähigkeit, in jeder Situation ein Nickerchen zu machen, war jedem Star im Laufe von Generationen anerzogen worden. Neben ihm saß Greetings, die Augen unter fest geschlossenen Lidern weit geöffnet.
     
    Achtunddreißig Minuten und einundzwanzig Sekunden nach der Bremszündung spürte Bass einen leichten Gravitationsdruck an der Sitzfläche seiner Hose. Bei 38,44 Minuten begann das Schiff zu vibrieren, als ob es Wind aufgenommen hätte. Bei 39,02 Minuten färbte sich der Hitzeschild rot und fing gleich darauf an zu glühen.
    »Schutzschild-Temperatur 507 Grad Celsius«, las Natascha Kirow an der Konsole ab. »Höhe 125.914 Meter. Geschwindigkeit 17.895 Kilometer pro Stunde.«
    »Was hältst du davon?« fragte Bass.
    »Du hast das Sagen«, antwortete Natascha Kirow. »Aber ich glaube, wir haben den Eintritt geschafft.«
    Es hing davon ab, ob der Hitzeschild durchhielt.

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