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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird. Die Ziolkowski war auf dem hohen Kamm dieser Woge anderthalbtausend Kilometer weit geritten, seit Bass die Stelle gefunden hatte, wo sie um die Tharsis-Vulkane gebogen und ihren Weg zur Sonne eingeschlagen hatte. Jetzt, kurz vor Mittag, war der Wind in höheren Bereichen abgeflaut; doch in Bodennähe war er immer noch kräftig genug, um die Ziolkowski sicher bis auf den sandigen Boden gleiten zu lassen.
    Theoretisch.
    Während er auf dem kalten Luftstrom den Hang hinauf jagte, sah Bass den Schatten des Schiffes vor ihm herrennen, und er erfreute sich an der Form des Segelflugzeugs, dessen Flügel anderthalbmal so lang war wie der Rumpf. Er ließ den Flügel wackeln, um sich selbst auf dem Mars willkommen zu heißen, während Jeffries die Zahlen vorlas und zu der Agnew in den Dünen vor ihnen deutete.
    Natascha Kirow erteilte in schroffem Ton Befehle, und Bass wußte, daß sie die Gesichtsmaske ihres Marsanzugs offen gelassen hatte.
    »Einhunderteinundfünfzig«, las Jeffries vor.
    »Einhundertvierunddreißig.«
    »Einhundertundzwölf.«
    Das Dünenfeld lag direkt vor ihnen. Bass steuerte die Ziolkowski sanft den langen Hang hinauf, langsamer, noch langsamer und noch langsamer. Er öffnete die Lesznos um die letzte Kerbe, bis auf elf – ein Trick polnischer Segelfliegermeister für ein spektakuläres Finale, durch den sie bei gutem Gegenwind so lange in der Schwebe bleiben konnten, wie der Pilot das Gleichgewicht auf dem Wind halten konnte, und in den richtigen Händen führte das zu einer sanften Landung auf dem Bauch, nicht auf dem Schwanz.
    Die Treppenlandung.
    Die Ziolkowski kam dreißig Meter hoch in der Luft zum Stillstand.
    Klick/eins, Klick/zwei: mit dem Handballen ruckte Bass am Knüppel, so daß das Schiff wie ein Blatt tanzte, von einer Seite zur anderen, während seine Finger in dem Red-Man-Beutel herumtasteten und die letzte süße Prise suchten.
    »Dreiundneunzig.«
    »Geschwindigkeit oder Höhe?« scherzte Bass.
    »Höhe. Und wir sprechen nicht von Meilen, sondern von Fuß.«
    »Einundachtzig.« Sie fielen zu schnell. Die Nase heben. Nach Luft greifen. Rollschuhfahren auf einer Wolke.
    »Achtundfünfzig«, sagte Jeffries.
    »Ist das dein Alter oder dein IQ?«
    »Dreiundvierzig.«
    Nach Luft greifen.
    »Dreißig. Wuff!«
    Das Schiff schwankte. Komm auf den Füßen auf, laß es auslaufen!
    »Achtzehn. Brrr!«
    Am Boden gibt es ein Luftkissen. Senke die Nase, dann den Schwanz. Finde es.
    »Elf, zehn, neun…«
    Und dann war die Schwerkraft, die die Ziolkowski während der letzten fünf Stunden im Griff gehabt hatte, wieder weg, verschwunden wie in Sand gegossenes Wasser; sie sanken zu schnell, und Bass versuchte immer noch, nach Luft zu greifen.
    »Ich bekommen keine Anzeige mehr!« sagte Jeffries; Bass zog die Nase hoch, und die Ziolkowski richtete sich ein wenig auf; er wartete darauf, daß sie wieder abfallen würde.
    »Das ist okay so…« Bass spürte das Schlagen des großen Flügels; er bearbeitete erneut den Knopf, um die Lesznos zu schließen, und straffte sich für den Aufprall – aber nichts geschah, nur eine sanfte Flut von Schwerkraft strömte in seine Knochen wie Schattierungen in eine Zeichnung, und er wußte, daß er soeben die sanfteste Landung in seiner vierzigjährigen Laufbahn vollbracht hatte.
    »Wir sind unten«, tönte es von hinten.
    »Wir sind unten«, tönte es von vorn.
    Bass schlug auf einen anderen Knopf, um die luvseitigen Klappen zu schließen, damit der Wind nicht in den Flügel greifen konnte. Dann lehnte er sich zurück und grinste. Er griff nach Jeffries Arm (und wünschte sich um der Feierlichkeit willen, es wäre Nataschas) und sah zu seinem Erstaunen den Arzt halb aufgerichtet und besorgt in den hinteren Teil des Schiffes blicken.
    Der Boden schaukelte auf und ab wie das Deck eines kleinen Boots im Sturm.
    »Was ist denn da los, zum Teufel?« fragte Bass.
    »Die Lesznos haben sich nicht geschlossen!« rief Natascha Kirow. »Ich kann sie von hier aus sehen!«
    Bass schlug wütend auf den Leszno-Knopf, doch das Schiff schaukelte weiter. Es wurde immer schlimmer. Derselbe Wind, der sie abgesetzt hatte, versuchte, sie wieder hochzuheben oder dem Schiff zumindest den Flügel abzureißen.
    »Ich kann den Flügel abwerfen«, sagte Bass. »Aber…«
    »Aber er ist unser Sonnenkollektor«, sagte Natascha Kirow. »Wir können nicht zulassen, daß er weggeweht wird. Wir steigen aus und versuchen, die Klappen durch Drauftreten zu schließen.«
    Fonda-Fox drehte bereits das

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