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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
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es sich immer vorgestellt hatte.
    Rings um ihn herum war Mars.
    Die Ziolkowski war mit dem Bauch nach unten im tiefen Sand gelandet, mit der Spitze direkt nach Süden und hügelaufwärts zu den roten Dünen zeigend, die sich durch eine felsige Kerbe erstreckten. Irgendwo in den Dünen war die Agnew, einen knappen Kilometer entfernt; und irgendwo hinter den Dünen, jenseits des Einschnitts, war Candor Chasma, der ›Leuchtende Canyon‹ der Valles Marineris. Im Osten, hinter dem Schiff, wurde ein langgestreckter Steinhang zu einer steilen Klippe, die eintausenddreihundert Meter hoch aufragte und im oberen Teil mit Schnee bestäubt war. Vor Bass, nach Westen hin, breiteten sich die Ebenen des Mars aus, nichtssagend und ohne Erhebungen oder Krater, über achtzig Kilometer weit – in Rot, vulkanischen Grautönen, Braungelb und Orange – eine der weitesten Aussichten auf dem Planeten. Tharsis war mehr als ein Plateau: es war in Wirklichkeit ein kontinentgroßer Wulst auf dem Planeten. Die Ebene, die nach Norden hin leicht anstieg, war glatt, soweit Jeffries sehen konnte, abgesehen von dem südlichsten der kleinen Tholus-Vulkane, Tharsis Tholus, einem vollkommen geformten Kegel am nördlichen Horizont; und westlich davon lugte über die Wölbung des Horizonts die ehrfurchtgebietende Kuppe des Ascraeus Mons, 27.000 Meter hoch, deren dünne Schneeschicht im grellen Sonnenlicht weiß leuchtete.
    Der Mars.
    Endlich der Mars.
    Über Kanal 4 des Kommunikators hörte er das fröhliche Geplapper seiner Mitreisenden. Er schaltete ab und öffnete seine Gesichtsmaske einen Spalt, nur einen ganz kleinen und nur für eine Sekunde, um dem Heulen des Windes zu lauschen.
     
    »Hilf mir mal mit diesem Ding hier!« sagte Natascha Kirow. Greetings packte an der hinteren Stange des Luftaufbereiters an, und gemeinsam schleppten sie ihn zu einer flachen Stelle im Sand. Er hatte die Größe einer kleinen Waschmaschine. Natascha Kirow schob eine Solarscheibe hinein, und die Motoren heulten auf, während sich zwei Beine tief in den Marssand bohrten und nach Wassereis suchten. Der Aufbereiter würde einen Teil des Wassers als solches verwerten und den Rest zu Sauerstoff verarbeiten, um diesen dem Versorgungssystems des Schiffs zuzuführen. Unterdessen legte Fonda-Fox das Handbuch zur Seite, in dem er gelesen hatte, und zog den kleineren digitalen Sonnenlichtumwandler über den Sand; er stöpselte ihn in den Flügel ein, der vom Schiff abgenommen und gegen eine kleine, nach Süden gerichtete Düne gestellt worden war.
    »Das Ding da macht unsere Luft?« fragte Greetings und schlug auf den Luftaufbereiter. »Wo sind die Batterien?«
    »Es gibt keine Batterien«, antwortete Natascha Kirow. »Er braucht keine. Er wird durch ein CD-System betrieben. Der Flügel dient als Sonnenkollektor. Der Umwandler, den Fonda-Fox gerade aufgestellt hat, digitalisiert das Sonnenlicht und speichert es direkt auf CDs. Dann spulen wir sie zurück, um diesen Luftaufbereiter mit Energie zu versorgen, ebenso wie die Heizung und die Ventilatoren des Schiffs, die Jeffries eigentlich aufstellen sollte. Wo ist er bloß, verdammt noch mal?«
    »Dort oben«, sagte Greetings. »Auf dem Hügel.«
     
    Jeffries blickte hinter sich. Selbst mit einer Geschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde war der Wind zu schwach, um die Fußspuren zu verwischen, die ihm zur Kuppe der Düne hinauf folgten, und als er den höchsten Punkt erreicht hatte, war er völlig abgeflaut. Die Gravitation fühlte sich genauso an wie auf der Erde, obwohl sie nur ein Drittel der Erdnorm betrug. Der menschliche Körper hat die erstaunliche Fähigkeit, sich an die jeweils herrschenden Schwerkraftbedingungen anzupassen, so daß sich Jeffries fragte, ob die Raumfahrt nicht ein Teil des genetischen Erbes der Menschheit sei.
    Es war Mittag im Hochsommer, und sie befanden sich am Äquator, weniger als siebenhundert Meter über dem Marsboden. Nachdem die kalte Nachtluft aus dem Canyon herausgetrieben worden war, war dies eine der wärmsten Stellen auf dem Planeten, mit der dichtesten, feuchtesten Luft. Der Dicktracy an Jeffries Handgelenk zeigte dreißig Millibar (im Gegensatz zu tausend auf der Erde und dreihundertdreißig im Schiff) und eine Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt des Wassers. Der Luftdruck stieg mit der Temperatur. Das war merkwürdig; er fragte sich, ob es damit eine besondere Bewandtnis haben könnte. Er kniete nieder, griff in den Sand und ließ ihn zwischen den Fingern hindurchrieseln,

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