Mars Live
wollte bei der Ziolkowski bleiben und versuchen, Sweeney in Pasadena und Markson in Santa Fe zu erreichen.
Das Gehen bereitete keine Schwierigkeiten; der Sand war grob und schwer, wie Flußsand. Alles, was leichter war, war längst weggeweht worden. Rote Staubverwehungen häuften sich an jedem Stein und zwischen den Rillen am Boden. Der Sand kam in drei Farbnuancen vor: Rot, Dunkelrot und Hellrot. Sie mischten sich nicht, als ob der Wind sie aus drei verschiedenen Kontinenten hergeweht hätte und sie nichts miteinander zu tun haben wollten.
»So, jetzt umarme ihn, als ob du ihn nach zwanzig Jahren zum ersten Mal wiedersähest«, sagte Glamour. Verdutzt blickte Jeffries zu Bass hinüber, der weitertapste, ohne etwas zu hören. Es war Glamour auf Kanal 3 des Kommunikators, der Greetings und Fonda-Fox Anweisungen gab. Jeffries schaltete durch Kanal 4, 5 und 6, bis er Bass’ gleichmäßiges Atmen auf Kanal 11 fand. Bass hatte keine Lust zu reden, und er selbst auch nicht. Nach dem ständigen Geplapper im Schiff war die Stille eine Wohltat. Selbst als sie die Landefähre hundert Meter vor sich sahen, bestanden ihre Reaktionen lediglich in Deuten und Nicken.
Sie hatten sie beinahe erreicht, als ihnen auffiel, daß irgend etwas nicht stimmte.
»Sweeney läßt Sie herzlich grüßen«, sagte Markson. »Er wäre hier bei mir in Santa Fe, wenn er nicht in einem Trickfilm-Studio in der Nachtschicht arbeiten würde, da er seinen Job bei CM verloren hat. Er würde anrufen, aber ich kann es mir nicht leisten, ihm eine Telefonkarte zu geben, bevor wir einen Vertrag unterschrieben haben. Aber das dürfte nicht mehr lange dauern – denn sehen Sie sich das an!«
Markson schwenkte ein Blatt Papier in der Hand. Neben ihm stand Mrs. Gentry und sah so stolz und gleichzeitig schüchtern wie eine frischgebackene Braut aus. Zu seiner anderen Seite stand ein Berittener Staatsdiener von New Mexico in voller Amtspracht.
»Dies ist unsere Genehmigung zur Zusammensetzung von zwei Stars zu einem«, erklärte Markson. »Dank Mistress Gentry hier und Leutnant Briggs von der New Mexico State Police. Jetzt brauchen wir nur noch die Abzüge, dann wird Disney-Gerber bestimmt anbeißen. Wie schnell können Sie mir Filmmaterial vom Mars schicken? Lou, sind Sie da? Kommen!«
»Greetings, bist du da? Ich weiß, daß du da bist«, sagte Mrs. Gentry. »Ich verstehe nicht, warum sie nicht mal ihrer eigenen Mutter antwortet.«
»Greetings und Glamour sind draußen beim Drehen«, sagte Natascha Kirow. »Wir werden heute abend zurückrufen. Ende.«
Sie legte auf. Gespräche mit der Erde waren jedesmal unerfreulich. Es gefiel ihr nicht, daß sie keine Verbindung zu Mission Design mehr hatten. Es war einsam im Schiff, deshalb zog sie ihren Anzug an, um sich zu Bass und Jeffries in die Dünen zu begeben. Es war eine Verletzung der Vorschriften, wenn alle drei Offiziere das Schiff verließen, aber wer sah ihnen zu?
Die Spiro Agnew und die Juri Gagarm waren zwei Tage nacheinander aus dem Marsorbit auf die Oberfläche hinuntergeschickt worden, zwei Wochen vor Ablauf des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Gagarin, die durch einen nicht geöffneten Fallschirm vom Kurs abgebracht worden war, schwebte davon und war verloren. Die Agnew landete zielgenau in einem Dünengebiet am westlichen Eingang zum Candor Chasma. Sie war mit 1,3 Tonnen Werkzeugen und Teilen beladen, einschließlich eines Leichtgewichtfahrzeugs für jede Bodenbeschaffenheit, dazu 5,6 Tonnen Diesel-Treibstoff und einer kleinen Solaranlage (nicht digital), um für die nächsten vier Jahre (Marszeit) oder bis zur Landung der gemeinsamen russisch-amerikanischen Mission die doppelte Menge an flüssigem Sauerstoff (oder LOX) aus der dünnen Marsatmosphäre zu gewinnen. Bass hatte bei den Startvorbereitungen der Agnew mitgearbeitet und war in Houston gewesen, als ihre Daten eingegangen waren. Vier Jahre (Marszeit) waren vergangen, und dann noch mal vier. Tatsächlich überdauerte die Agnew sowohl die NASA als auch das Baikonur-Institut, und als man die letzte Nachricht von ihr empfangen hatte, waren ihre Tanks voll und sie erzeugte immer noch mehr LOX, um das zu ersetzen, was durch den Überlauf herausbrodelte.
Natascha Kirow hatte die Agnew vom Orbit aus aufgrund ihrer Radiosignale lokalisiert, und Jeffries hatte sie mit bloßen Augen gesichtet, nachdem sich der Sturm gelegt hatte. Bass hatte sie beim Anflug gesehen. Konzipiert wie die frühen Mondlander, war sie ein gedrungenes, nüchtern
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