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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Wissenschaftler! Es ist unser Beruf, neue Dinge herauszufinden und sie neu zu machen.«
    Die Diskussionen gingen wieder los, lauter denn je. Maya wandte sich ab und fluchte im stillen über Arkady. Sie war ärgerlich, wie wütend die Leute wurden. Sie sah, daß John Boone grinste. Er stieß sich vom Fußboden auf Arkady hin ab, kam zum Halt, indem er ihn anstieß und schüttelte ihm dann die Hand. Dadurch wurden sie beide in die Luft geschleudert wie in einem drolligen Tanz. Diese Geste der Unterstützung führte dazu, daß die Leute neu überlegten. Maya sah das an ihren überraschten Gesichtern. John war neben seinem Ruhm auch dafür bekannt, daß er gemäßigt und zurückhaltend war. Und wenn er Arkadys Ideen billigte, war das eine völlig andere Sache.
    »Verdammt, Ark!« sagte John. »Erst diese verrückten Problemläufe und nun dies. Du bist wirklich ein wilder Bursche. Wie, zum Teufel, hat man dich überhaupt auf dieses Schiff gelassen?«
    Das ist genau meine Frage, dachte Maya.
    »Ich habe gelogen«, sagte Arkady.
    Alle lachten. Sogar Frank sah überrascht aus. »Aber natürlich habe ich geschwindelt!« brüllte Arkady. Ein breites Grinsen spaltete seinen roten Bart. »Wie anders hätte ich sonst hierher kommen können? Ich will zum Mars gehen, um zu tun, was ich will; und das Auswahlkomitee wollte, daß Leute gingen und taten, was man ihnen auftrug. Das wißt ihr.« Er zeigte auf sie hinunter und rief: »Ihr habt alle gelogen, und das wißt ihr.«
    Frank lachte heftiger denn je. Sax machte seinen üblichen Buster Keaton, hob aber einen Finger und sagte: »Die Revidierte Vielphasige Personenbestandsaufnahme von Minnesota«, und allgemeine Heiterkeit brach aus. Sie hatten alle diese Prüfung ablegen müssen. Es war der am meisten benutzte psychologische Test der Welt und von Experten hoch geschätzt. 556 Fragen mußten beantwortet werden. Daraus wurde ein Profil gewonnen. Aber die Beurteilung dessen, was die Antworten besagten, beruhten auf den vorgegangenen Antworten einer Mustergruppe von 2600 weißen verheirateten Farmern der 1930er Jahre. Allen späteren Revisionen zum Trotz war das durch die Natur dieser ersten Testgruppe erzeugte Vorurteil immer noch tief in dem Test verankert. Zumindest dachten das manche. »Minnesota!« brüllte Arkady und rollte mit den Augen. »Farmer! Farmer aus Minnesota! Ich sage euch jetzt, ich habe bei jeder Antwort gelogen! Ich habe genau das Gegenteil geantwortet, was ich wirklich fühlte; und das hat mir erlaubt, als normal eingestuft zu werden!«
    Wilde Beifallsrufe begrüßten diese Erklärung. John sagte: »Zum Teufel, ich stamme aus Minnesota und mußte auch lügen.«
    Weiterer Applaus. Frank war, wie Maya bemerkte, vor Heiterkeit rot angelaufen, des Sprechens unfähig. Er preßte sich die Hände auf den Magen. Er nickte und kicherte, unfähig aufzuhören. Sie hatte ihn nie derartig lachen sehen.
    Sax sagte: »Der Test hat dich zu lügen gezwungen.«
    »Was, und dich nicht?« fragte Arkady. »Hast du nicht auch gelogen?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Sax und zwinkerte, als ob ihm diese Idee nie gekommen wäre. »Ich habe bei jeder Frage die Wahrheit gesagt.«
    Sie lachten noch lauter. Sax machte daraufhin ein erstauntes Gesicht, aber dadurch wirkte er noch komischer.
    Jemand rief: »Michel, was sagst du? Was hältst du davon?«
    Michel Duval spreizte die Hände. »Vielleicht unterschätzt ihr die Raffinesse dieses Tests. Es gibt Fragen, die prüfen, wie ehrlich man ist.«
    Diese Äußerung überschüttete ihn mit einem Regen von Fragen, einer methodologischen Inquisition. Wie war es mit den Kontrollen? Wie sollten die Tester ihre eigenen Theorien in Frage stellen? Wie wiederholten sie die Tests? Wie eliminierten sie die alternative Deutung der Daten? Wie konnten sie überhaupt in irgendeinem Sinne des Wortes beanspruchen, wissenschaftlich zu sein? Offensichtlich hielt eine Menge von ihnen Psychologie für eine Pseudowissenschaft. Viele waren recht verärgert wegen der Reifen, durch die man sie hatte springen lassen. Die Jahre des Wettbewerbs hatten ihren Tribut gefordert. Und die Entdeckung dieses gemeinsamen Gefühls löste dutzendweise heftige Gespräche aus. Die durch Arkadys politische Rede erzeugte Spannung verschwand.
    Maya dachte, Arkady hätte vielleicht das eine durch das andere entschärft. Falls ja, wäre das geschickt gewesen. Aber Arkady war ja ein geschickter Mann. Sie dachte zurück. Tatsächlich war es John Boone gewesen, der das Thema gewechselt hatte. Er

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