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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Inselkontinent werden und die Reste der nördlichen Polkappe ebenfalls. Das Land unter der Kappe war im Norden das einzige Gebiet gut oberhalb der Null-Kilometer-Kontur.
    Ganz gleich, für welches Meeresniveau sie sich entschieden, ein großer südlicher Arm des Ozeans würde Isidis Planitia bedecken, das tiefer lag als der größte Teil von Vastitas. Und es wurden auch Reservoire in den Gebirgen um Isidis hineingepumpt. Es würde also eine große Bucht die alte Ebene füllen; und deswegen errichteten Bautrupps einen langen Deich in einem Bogen um Burroughs herum. Diese Stadt lag der Großen Böschung recht nahe; lag aber knapp unter der Normhöhe. Darum würde sie genau so eine Hafenstadt werden wie Odessa - eine Hafenstadt an einem die Welt umspannenden Ozean.
    Der Deich, den sie um Burroughs bauten, war zweihundert Meter hoch und dreihundert Meter breit. Maya fand das Projekt, einen Deich zu errichten, um die Stadt zu schützen, beunruhigend, obwohl nach den Luftbildern klar war, daß es sich um ein weiteres pharaonisches Monument handelte, hoch und massiv. Es verlief hufeisenförmig mit beiden Enden oben auf dem Hang der Großen Böschung und war so groß, daß es Pläne gab, darauf Bauten zu errichten und einen modischen Lido daraus zu machen, mit kleinen Bootshäfen an der Wasserseite. Aber Maya erinnerte sich, wie sie einstmals in Holland auf einem Deich gestanden hatte mit dem Land auf der einen Seite, das niedriger war als die Nordsee auf der anderen. Das war ein sehr verwirrender Eindruck gewesen, mehr von Ungleichgewicht als Schwerelosigkeit. Und auf mehr rationaler Ebene war es so, daß Nachrichtenprogramme von der Erde jetzt zeigten, wie alle Deiche dort ständig durch einen ganz langsamen Anstieg des Meeresspiegels bis an die Grenzen beansprucht wurden infolge der zwei Jahrhunderte früher bewirkten globalen Erwärmung. Schon ein Anstieg um ein Meter gefährdete viele tiefliegende Gebiete der Erde; und der nördliche Ozean des Mars sollte im kommenden Jahrzehnt um einen vollen Kilometer steigen. Wer konnte sagen, daß sie imstande sein würden, das endgültige Niveau so fein hinzukriegen, daß ein Damm ausreichen würde? Mayas Arbeit in Odessa hatte sie gegenüber einer solchen Kontrolle mißtrauisch gemacht, obwohl sie es in Hellas natürlich auch selbst probierten und glaubten, es geschafft zu haben. Allerdings hatten sie es besser, da die Lage von Odessa keinen großen Fehlerspielraum ließ. Die Hydrologen sprachen auch davon, den >Kanal<, den die Luftlinse vor ihrer Zerstörung gebrannt hatte, als Ablauf in den nördlichen Ozean zu benutzen, falls ein solcher nötig sein sollte. Fein für sie, aber der nördliche Ozean würde keinen solchen Rücklauf haben.
    »Oh«, sagte Diana, »sie pumpen jeden Überschuß immer in das Argyre-Becken.«
     
    Auf der Erde wurden Revolten, Brandstiftung und Sabotage tägliche Waffen der Leute, die die Behandlung nicht bekommen hatten - die Sterblichen, wie man sie nannte. Um alle großen Städte entstanden ummauerte Siedlungen, Festungsvororte, wo jene, die die Behandlung bekommen hatten, ihr ganzes Leben verbringen konnten mit Benutzung von Fernverbindungen, Fernbedienungen, tragbaren Generatoren und sogar Gewächshausnahrung, ja sogar Luftfiltriersystemen. Faktisch wie in den Kuppelstädten auf dem Mars.
    Eines Abends ging Maya, die von Michel und Spencer genug hatte, aus, um allein zu essen. Sie hatte oft das Bedürfnis, allein zu sein. Sie ging zu einem Eckcafe am Fußweg gegenüber der Corniche und setzte sich an einen Tisch im Freien unter Bäumen, die mit Lampions behängt waren. Sie bestellte Antipasto und Spaghetti und aß zerstreut, wozu sie eine kleine Karaffe Chianti trank und dem Spiel einer kleinen Band lauschte. Der Leader spielte eine Art Akkordeon mit lauter Knöpfen, ein sogenanntes Bandonion, und seine Kameraden spielten Violine, Gitarre, Piano und Baß. Eine Schar runzliger alter Männer, Burschen ihres Alters, tobten umher mit einer flotten Attacke durch melancholisch lustige Lieder - Zigeunermelodien, Tangos, alte Schmachtfetzen, die sie gemeinsam zu improvisieren schienen ... Nach dem Essen blieb sie noch lange Zeit sitzen, hörte ihnen zu, genoß ein letztes Glas Wein und dann einen Kaffee. Sie sah den anderen beim Essen zu und hatte über sich die Blätter und hinter der Corniche die ferne Eislandschaft. Über Hellespontus wälzten sich Wolken heran. Sie versuchte so wenig wie möglich zu denken. Das funktionierte eine Weile, und sie machte

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