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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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höchst vertraut, so sehr, daß es für ihn wieder ein Schock war, als er in sein Zimmer kam und den eindrucksvollen Anblick der Caldera hatte - das kahle Gesicht des Mars, immens und steinig, das ihn wie ein Vakuum durchs Fenster zu saugen schien. Und tatsächlich würde ihn, wenn die Fensterscheibe zerbräche, der Dekompressionsdruck sofort in diesen Raum saugen. Eine unwahrscheinliche Eventualität; aber die Vorstellung verursachte ihm eine unangenehme Erregung. Er schloß die Vorhänge.
    Und danach hielt er die Vorhänge geschlossen und neigte dazu, sich auf der vom Fenster entfernten Seite des Zimmers aufzuhalten. Morgens zog er sich an und verließ den Raum rasch. Er nahm an Einführungstreffen von Adrienne teil, an denen sich etwa ein Dutzend Neuankömmlinge beteiligten. Nachdem er mit einigen von ihnen gefrühstückt hatte, machte er nachmittags Spaziergänge durch die Stadt und arbeitete ernstlich an seiner Geschicklichkeit zu gehen. Eines Abends schickte er Fort einen codierten Bericht: Auf dem Mars, mache Orientierung durch. Sheffield ist eine hübsche Stadt. Mein Zimmer hat eine Aussicht. Mehr war nicht zu vermelden.
    Adriennes Einführung brachte sie zu einer Anzahl von Gebäuden der Praxis, sowohl in Sheffield wie oben am Ostrand, um Leute in den Marsunternehmungen der Transnationalen zu treffen. Praxis war auf dem Mars viel stärker präsent als in Amerika. Auf seinen Nachmittagsspaziergängen versuchte Art, die relative Stärke der Transnationalen abzuschätzen, nur nach den kleinen Schildern an den Seiten der Gebäude. Alle die größten Transnationalen waren da: Armscor, Subarashii, Oroco, Mitsubishi, die sieben Schweden, Shellalco, Gentine und so weiter. Jede nahm einen Gebäudekomplex ein oder ganze Areale in Nähe der Stadt. Offensichtlich waren alle da wegen des neuen Aufzugs, der Sheffield wieder zur wichtigsten Stadt des Planeten gemacht hatte. Sie ließen immer mehr Geld in die Stadt fließen, gründeten Unterabteilungen und sogar ganze Zeltvorstädte. In jedem Bau war der krasse Reichtum der Transnationalen deutlich - und auch, wie Art dachte, in der Weise, wie sich die Menschen bewegten. Zahllose Leute hopsten in den Straßen genau so ungeschickt herum wie er. Neu eingetroffene Geschäftsleute oder Bergbauingenieure und dergleichen, die sich mit gerunzelter Stirn auf den Akt des Gehens konzentrierten. Es war keine Kunst, die großen jungen Eingeborenen dazwischen zu erkennen mit ihrer katzenhaften Körperbeherrschung. Aber sie bildeten in Sheffield eine ausgesprochene Minderheit; und Art fragte sich, ob das auf dem Mars überall so wäre.
    Was die Architektur anging, so war Raum unter dem Zelt hochbegehrt; und darum waren die fertigen Gebäude voluminös, oft kubisch, und beanspruchten ihr Areal bis hin zur Straße und bis hinauf zum Zelt. Wenn alle Bauarbeiten fertig waren, würde es nur ein Netz mit zehn dreieckigen Plazas geben und die breiten Boulevards und den Park, der sich gekrümmt längs des Randes hinzog, um zu verhindern, daß die Stadt eine durchgehende Masse gedrungener Wolkenkratzer würde mit Fronten aus polierten Steinen in verschiedenen Schattierungen von Rot. Es war eine City fürs Geschäft.
    Und für Art sah es so aus, daß Praxis einen guten Anteil von diesem Geschäft bekommen würde. Subarashii war der Generalunternehmer für den Aufzug, aber Praxis lieferte die Software, wie sie sie für den ersten Aufzug gehabt hatten, und auch einige Wagen und einen Teil des Sicherheitssystems. Alle diese Zu-Weisungen waren, wie er erfuhr, von einem Komitee gemacht worden, das die >Übergangsbehörde der UN< hieß, vermutlich einen Teil der UN bildete, aber von den Transnationalen kontrolliert wurde. Und Praxis war in diesem Komitee ebenso angriffslustig gewesen wie alle anderen. William Fort hätte sich vielleicht für Bioinfrastruktur interessiert; aber auch die gewöhnlichen Aktivitäten lagen offensichtlich nicht außerhalb der Betätigungen von Praxis. Es gab Arbeitsgruppen für den Bau von Wasserversorgungsanlagen, Bahnstrecken, Canyonstädten, Windkraftgeneratoren und areothermalen Kraftwerken. Die beiden letzteren galten weithin als Vorhaben im Grenzbereich, da die neuen orbitalen Sammler von Sonnenenergie und ein Fusionskraftwerk in Xanthe sich so gut machten, nicht zu erwähnen die ältere Generation integraler Schneller Reaktoren. Aber lokale Energiequellen waren die Spezialität des Tochterunternehmens von Praxis > Energie von Unten<. Und das taten sie auch und

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