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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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nicht wehtun. Sie verstand sich ja selbst nicht.
Was war so schlimm daran, ihn ihrer Familie als ihren Freund vorzustellen? »Gib
mir noch ein paar Tage. Dann sag ich’s den Mädels. Ganz bestimmt. Morgen
würdest du dich eh zu Tode langweilen: Kaffee, aufgesetzter Small Talk und abends
ein Maifeuer-Würstchen … Wirst du mit deiner Handball-Truppe in den Mai
feiern?«
    Er sah stur geradeaus.
»Muss ich dann ja.«
    Lyn legte ihre Hand auf
seinen Oberschenkel. »Du wirst auf jeden Fall mehr Spaß haben als ich … Bitte,
fahr nach Wewelsfleth in den Wiesengrund und mach dir ein Bild von Jacobsens
Großneffen.«
    Sie parkten direkt vor
dem honigfarben gestrichenen Wohnblock und liefen über eine unerwartet
gepflegte Rasenfläche zur Haustür. Direkt neben der Tür war ein Moped geparkt,
das Vorderrad hatte ein Stiefmütterchen zermalmt. Lyn drückte den einzigen unbeschrifteten
Klingelknopf, alle anderen wiesen unbekannte Namen auf. Im gleichen Moment
öffnete sich die Haustür. Lyn und Hendrik machten Platz für das blonde Mädchen,
das sich grußlos und hastig an ihnen vorbeidrängte.
    Hendrik hielt die Tür
für Lyn offen und folgte ihr in das kleine Treppenhaus.
    »Hast du was vergessen,
Mäuschen?«, erklang von oben eine Stimme.
    Lyn und Hendrik blickten
hoch, direkt in das überraschte Gesicht von Kevin Holzbach.
    »Ach, dann war das eben
also Jana Reimers?«, fragte Lyn, während sie die wenigen Treppenstufen zu Kevin
in den ersten Stock hinaufstiegen.
    »Was … Was wollen Sie
denn hier?«
    »Es wäre schön, wenn Sie
einfach meine Frage beantworten würden«, sagte Lyn, als sie vor dem Jungen
stand.
    »Klar war das Jana.
Kennen Sie nicht mal die Freunde Ihrer Tochter?«
    Für einen Moment war Lyn
sprachlos. Sie ärgerte sich über sein freches Grinsen, andererseits hatte seine
Äußerung sie getroffen. Sie hatte Charlottes Freundin Jana wirklich noch nie
gesehen.
    »Wir haben noch ein paar
Fragen an Sie«, übernahm Hendrik das Wort. »Dürfen wir reinkommen? Wir können
uns hier unterhalten oder auf dem Präsidium.«
    Das Grinsen in Kevins
Gesicht erlosch. »Was … ich mein … was wollen Sie denn von mir? Ich hab mit dem
ganzen Scheiß nix zu tun.«
    Lyn lachte unamüsiert.
»Das behauptet in diesem Fall jeder.«
    »Na gut.« Kevin ging
vor.
    Auf dem kleinen Flur in
seiner Wohnung roch es nach Rauch. Lyn stellte zu ihrem Ärger fest, dass der
Duft ihr einen Janker bereitete. Sie hatte vor sechs Wochen ihre letzte
Zigarette geraucht. Hendrik, ihren Töchtern und vor allem sich selbst wollte
sie beweisen, dass sie nicht abhängig war. Von nichts und niemandem.
    »Nee, wir gehen in die
Küche«, sagte der Junge, als Hendrik sich Richtung Wohnzimmer wandte, »da ist
aufgeräumt.« Er stellte sich vor die Wohnzimmertür und wies nach links in die
winzige Küche.
    Lyn wagte sich nicht
vorzustellen, wie die Küche im unaufgeräumten Zustand aussah. Im Spülbecken
türmte sich dreckiges Geschirr. Mehrere leere Konservendosen standen neben dem
übervollen Mülleimer und verbreiteten einen unangenehm säuerlichen Geruch.
Anscheinend ernährte sich Gonzo vorwiegend von Eintöpfen. Neben der Spüle und
auf dem winzigen Küchentisch stanken zwei überquellende Aschenbecher vor sich
hin. Einen dritten, kurz vor dem Absturz stehenden Aschenbecher konnte Kevin
Holzbach gerade noch von der vor sich hin rumpelnden Waschmaschine retten.
    »Angeln Sie?«, fragte
Hendrik und deutete auf einen Eimer mit zwei Angeln, der in die Fensterecke
gequetscht war.
    »Mein Hobby. Hab sogar
‘n Angelschein, falls Sie den sehen wollen?«
    Hendrik winkte ab. »Wir
sind von der Mordkommission. Ob Sie legal oder illegal die Fische mit Würmern
füttern, ist uns ziemlich schnuppe.«
    »Ich habe Ihre
Terminliste überprüft, Herr Holzbach«, übernahm Lyn das Wort. »Sie war durchaus
aufschlussreich. Die Wochenenden, die Sie hier in Wewelsfleth und nicht in
Mecklenburg-Vorpommern verbracht haben, sind identisch mit denen, an denen der
Feuerteufel auf dem Kleingartengelände aktiv war.«
    »Ja, und nun?« Er hob
gelangweilt die Schultern.
    Lyn spürte Hendriks
Blick auf sich ruhen. Er schien sich die gleiche Frage zu stellen.
    »Wenn ich was zu
verbergen hätte, hätte ich ja falsche Angaben machen können«, setzte Kevin
hinterher.
    »Das hätten wir aber
sehr schnell herausgefunden«, sagte Lyn, »also haben Sie sich überlegt, lieber
die Wahrheit zu sagen. Hätte ich auch so gemacht.«
    Kevin zog ein platt
gedrücktes Tabakpäckchen aus

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