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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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bestimmt jede Menge
Kumpel, die ein Auto haben und es ihm leihen würden. Wie auch immer: Kein Mensch
hätte in der Nacht etwas auf dem Parkplatz bemerkt. Da wohnt niemand. Das
Pastorat liegt zwar unmittelbar daneben, aber Jochen hat mit dem Pastor und
seiner Frau gesprochen, als er die übrigen Anlieger der Schulstraße befragt
hat. Die haben nichts Auffälliges bemerkt.«
    Sie blickte zu Jochen
Bertholds Platz, um seine Zustimmung einzuholen. Aber der Platz war leer. »Ist
Kollege Berthold krank?«, fragte sie.
    »Gemeldet hat er sich
noch nicht«, sagte Karin mit Blick auf ihre Armbanduhr.
    Im gleichen Moment betrat
Kommissariatssekretärin Birgit nach kurzem Klopfen den Besprechungsraum.
»Entschuldigung. Frau Berthold hat gerade durchgeklingelt. Jochen ist … äh … er
hat … er kommt … nicht.«
    »Ist er krank?«, fragte
Karin.
    Birgits Finger spielten
mit ihrer langen Halskette, die zu einem großen Teil aus Weinkorken bestand,
während sie näher an den Tisch trat. »Er hat versucht … mit einer Leiter …
seinen Kater von der Gaube seines Hausdachs zu retten«, berichtete sie mit
stockender Stimme. In ihren Augen begannen Tränen zu schwimmen.
    »Mein Gott!« Lukas sah
sie erschrocken an. »Ist er abgestürzt?«
    An Birgits Wange lief
eine Träne herunter. »Er hat noch einen von diesen schrecklichen
schmiedeeisernen Zäunen. Ihr wisst schon: mit diesen spitzen Spitzen.«
    Lyn griff sich an den Hals
und atmete tief ein.
    »Jetzt sag endlich, was
mit ihm ist«, fuhr Thilo Steenbuck die Sekretärin an. »Ist er schwer verletzt?«
    »Tot. Die Spitze hat den
Brustkorb durchboh …«
    Das Ende des Satzes ging
in dem Aufschreien der Frauen und den Entsetzensrufen der Männer unter.
    Karin Schäfer sank auf
ihren Stuhl. »Mein Gott … Jochen …«
    Birgit nickte, eine
weitere Träne wegwischend. »Er hing so an dem Tier … Aber der Tierarzt konnte
nichts mehr für Micki tun.«
    Es wurde
mucksmäuschenstill im Raum. Alle starrten Birgit an.
    »So oft hat er mir von
Micki berichtet«, fuhr sie, von der allgemeinen Aufmerksamkeit inspiriert,
fort. »Er hat den Kater als Jungtier auf dem Campingplatz gefunden–«
    »Bist du nicht ganz
dicht?«, fuhr Thilo– weiß wie sein Hemd– die Sekretärin an. »Du meinst, der
Kater ist tot? Und nicht Jochen?«
    Birgit zuckte unter
seinem Schrei zusammen. »Wie redest du denn mit mir? Und wieso Jochen? Als
Jochen ihn greifen wollte, ist der Kater vor Angst von der Gaube gesprungen …
auf das rutschige Dach … und dann runter in den … Zaun hinein.«
    Erleichtertes Stöhnen
und Aufatmen brachte wieder Leben in den Raum.
    »Du wirst mich eines
Tages ins Grab bringen, Birgit, das steht fest.« Thilos Gesichtsfarbe
chamäleonisierte von schreckensbleich zu wutrot. »Du oder dein Kaffee.«
    Karin wedelte sich mit
ihren Unterlagen Luft zu. »Ich bin jetzt schon reif für den Feierabend. Und es
ist gerade mal neun Uhr.«
    Birgits Gesicht ließ
darauf schließen, dass sie für den Rest des Tages beleidigt sein würde. »Nun,
Jochens Frau sagte jedenfalls, dass er heute nicht kommen kann, weil er in
Trauer ist.« Mit einem bitterbösen Blick zu Thilo fügte sie hinzu: »Auch wenn ihr das vielleicht nicht nachvollziehen könnt.«
    »Wir werden einen
Kondolenzbrief schicken«, war Thilos Antwort, »und wenn unsere Zeit es zulässt,
werden wir noch einen Kranz binden und–«
    »Weiß jemand, ob die
mikrobiologischen Untersuchungen der Bettwäsche etwas ergeben haben?«, schnitt
Lyn ihm das Wort ab, um weitere verbale Eskalationen zu verhindern.
    »Ich hab das Fax heute
Morgen bekommen«, antwortete Karin, während Birgit aus dem Raum rauschte und
die Tür hinter sich zuknallte. »Alles negativ. Was ja zu erwarten war.«
    »Schöner Schiet«,
murmelte Lyn.
    »Welch niedliche
Umschreibung«, kommentierte die Hauptkommissarin. »Dieser ganze Fall ist
megascheiße. Wir treten so was von auf der Stelle. Ich trau mich schon gar
nicht mehr, Wilfried anzurufen, geschweige denn zu besuchen.« Sie wandte sich
an Lukas Salamand. »Hast du irgendetwas über Paul Lindmeir rausgefunden, das
uns weiterbringt? Das ihn be-oder entlastet?«
    »Ich würde dich ja so
gerne beglücken, Ersatz-Chefin, aber ich fürchte, das wird mir nicht gelingen.
Der Typ ist clean.« Lukas durchwühlte seine Mappe, bis er seine Notizen
gefunden hatte.
    »Also: Lindmeir ist vor
siebenunddreißig Jahren, da war er vierzehn, mit seiner Mutter aus einem Kaff
mit Namen Leitersweiler im Saarland nach Nordrhein-Westfalen

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