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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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strich
mit dem Zeigefinger durch die weiße Masse und leckte ihn genüsslich ab.
    »Das ist eklig.« Lyn
riss ihm die Schüssel aus der Hand. »Und zu deiner Information: Ich wiege
genauso viel wie immer. Du bist jetzt einfach nur andere Dimensionen gewöhnt.
Miriams Tofuarsch ist noch dicker geworden.«
    Sein Lächeln verzerrte
sich. »Gottchen, Lyn. Schaff dir einen Lover an, der deine Hormone wieder ins
Gleichgewicht rückt. Du klingst wie eine frustrierte alte Schachtel.«
    Lyn riss die Rolle mit
der Zellophanfolie vom Regal und spannte ein Stück davon über die Schüssel.
»Ich habe ganz hervorragenden Sex, mein Lieber. Mit einem wahnsinnig gut
aussehenden Mann, dessen Arsch richtig knackig ist und dessen Bauch nicht über
seinem Gürtel hängt.«
    »Du spinnst doch, Lyn.
Du hast keinen Freund.« Bernd Hollwinkel drehte sich zur Tür, in der Henning
Harms mit der Kaffeekanne erschien. »Stimmt doch, Henning, oder?«
    »Worum geht’s?«
    »Hat Lyn einen Freund?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Bernd Hollwinkel drehte
sich wieder zu Lyn um. Grinsend.
    Lyn verspürte unbändige
Lust, ihm die gezahnte Metallleiste der Folienpackung über sein Gesicht zu
ziehen.
    »Wie ist denn Mamas
Freund so?«, fragte er im gleichen Atemzug Charlotte, die im Türrahmen
erschien. »Mögt ihr ihn?«
    »Hä? Welcher Freund?
Mama hat keinen Freund. Oder hab ich was verpasst?« Sie sah Lyn an.
    Lyn schluckte. Hier war
die Chance. Jetzt oder nie. Sie war es Hendrik schuldig. »Lotte …«, sie holte
tief Luft, » …du hast nichts verpasst.«
    Lyn riss die
Kühlschranktür auf, holte den Sekt heraus und drückte ihn ihrer Tochter in die
Hand. »Lass uns einen Schluck auf deine Siebzehn nehmen, Schatz.«
    »Ich wusste es«, griente
Bernd Hollwinkel Lyn an, als Henning und Charlotte sich wieder Richtung
Wohnzimmer trollten. »Du warst schon immer eine erbärmliche Lügnerin.«
    Nein, dachte Lyn, und
eine große Faust wühlte in ihrem Magen, ich bin nur ein erbärmlicher Feigling.
    Missmutig stapfte Lyn über
den Friedhof hinter den anderen her. Vorneweg liefen Henning und Miriam. Die
Finanzbeamtin führte Boxer Barny an der Leine, in den sie sich auf den ersten
Blick verliebt hatte. Damit hatte sie sich natürlich auf Henning Harms’ Beliebtheitsliste–
Skala von eins bis zehn– auf elf katapultiert. Hinter den beiden ging Bernd
Hollwinkel, in jedem Arm eine Tochter.
    »Wir nehmen den
Ho-Chi-Minh-Pfad«, rief Lyn, als sie in die Schulstraße einbogen, »dann sind
wir schneller auf dem Sportplatz.« Sie deutete auf den schmalen Weg, der
zwischen Grundschule und Kindergarten verlief und in die Kleingartenkolonie
mündete.
    »Ho-Chi-Minh-Pfad?«,
lachte Bernd Hollwinkel und drehte sich zu Lyn um. »Das passt zu diesem Kaff.
Ich bin gespannt auf die Eingeborenen. Tanzen die um ihr Maifeuer?«
    Lyn schnaubte
verächtlich durch die Nase. »Sagte wer? Die kosmopolitische Bankrotterklärung
Hollwinkel, die selbst im Urlaub nicht über Tirol hinauskommt?«
    »Boah, jetzt hört mal
auf!«, fauchte Charlotte. »Ihr nervt gewaltig! Ich kann ja damit leben, dass
ihr nicht in der Lage seid, vernünftig miteinander zu reden, aber Krümel macht
ihr zu einem traumatisierten Scheidungskind.«
    Schuldbewusst starrten
Lyn und Bernd Sophie an.
    Die zog die Kopfhörer
ihres MP 3-Players aus den Ohren. »Ist was?« Sie wartete keine Antwort ab, sondern
deutete nach vorn. »Da hinten ist die abgebrannte Hütte, Papa. Die, wo sie den
toten Werft-Chef gefunden haben. Sie konnten ihn nicht identifizieren, weil er
total verbrannt war. Das hat bestimmt höllisch gestunken, oder? Mama erzählt
mir ja nichts. Alles muss ich aus der Zeitung herauslesen. Voll blöd. Da hat
man Eltern, die beide bei der Kripo sind, und das Kind wird dumm gehalten.«
    »Das macht deine Mutter
genau richtig«, sagte Bernd Hollwinkel. »Du musst nicht mehr wissen als das,
was in der Zeitung steht. Du bist zwölf.«
    »Wow«, sagte Lyn und
machte gespielt große Augen Richtung Exmann, »du bist mit mir einer Meinung.
Dabei scheinen wir uns in Erziehungsfragen ja neuerdings nicht mehr
grundsätzlich einig zu sein.«
    Bernd wusste gleich,
dass Lyn auf Miriams und sein Geburtstagsgeschenk anspielte. »Sei doch froh.
Sonst hättest du Lotte ein neues Fahrrad kaufen müssen.«
    »Ihr Rad ist gerade mal
drei Jahre alt. Bis sie ein neues gebraucht hätte, wäre mein Sparstrumpf
bestimmt voll gewesen.«
    Bernd seufzte. Er machte
einen Schritt auf Lyn zu und hielt ihr die Hand hin. »Können wir

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