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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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besuchen und könnte in circa einer
Stunde bei Ihnen sein. Was halten Sie davon? … Sehr schön. Bis gleich.«
    Sie sprang auf und ging
direkt zu Wilfried Knebel.
    »Chef, ich muss nach
Hamburg. Die letzte Platzreservierung von meiner Liste scheint
vielversprechend. Ein gewisser Fritz Rühmann hat neben Hinrich Jacobsen
gesessen, und man hat sich anscheinend intensiv unterhalten. Ich würde mich
darüber mit Herrn Rühmann lieber Auge in Auge unterhalten als am Telefon. Ist das
okay?«
    »Wieso bist du noch
hier?« Er wedelte sie hinaus.
    In der Tür lief sie in
einen Mann hinein. »Entschuldigung«, sagte sie hastig und fügte, als sie
Sekundenbruchteile später den Staatsanwalt in ihm erkannte, hinzu: »Das tut mir
wirklich leid, ich habe Sie nicht gesehen, Herr Meier.«
    »Ach, die Frau Harms!
Prescht mal wieder vorneweg. So hab ich Sie in Erinnerung.«
    Lyn wusste gleich, dass
seine Bemerkung auf den Johannson-Fall im Vorjahr abzielte. Sie hatte im
Alleingang mitten in der Nacht dem Mörder der vierzehnjährigen Nele einen
Besuch abgestattet. Ein Besuch, der aus dem Ruder gelaufen war.
    »Ich wünschte, der Fall
Jacobsen-Pankratz«, Meier blickte jetzt über Lyns Schulter in Wilfrieds Büro,
»würde auch so schnell voranschreiten wie Ihre Mitarbeiterin, Herr Knebel.«
    Lyn warf ihrem Chef
einen mitleidigen Blick zu, bevor der Staatsanwalt das Büro betrat und die Tür
energisch hinter sich schloss. Das wenige, was der Leiter der Mordkommission zu
bieten hatte, würde keinesfalls ausreichen, um ein Lächeln in das mürrische
Gesicht Meiers zu zaubern.
    Als Lyn den Dienstwagen
aufschloss– sie hatte sich einen Audi organisiert–, sah sie auf ihre Uhr.
Charlotte hatte heute nur drei Stunden Unterricht. Lyn setzte sich in den
Wagen, wühlte ihr Handy aus der Handtasche und schrieb Charlotte per SMS , dass sie sie abholen würde. Ein Umweg über
Wewelsfleth auf dem Weg nach Hamburg würde die Steuerzahler schon nicht am
Hungertuch nagen lassen.
    Die SMS -Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
    »Supi, Mama«, sagte
Charlotte, als sie in den Wagen stieg. Lyn hatte direkt vor der
Kaiser-Karl-Schule geparkt. »Da hab ich eine elende Bustour gespart. Heute
Morgen kam ich mir wieder vor wie ein Stück Vieh. Dieser ätzende Busfahrer. Der
ruft noch ›Weiter durchgehen!‹, wenn man schon an der Stirn der Leute auf der
Rückbank klebt. Wenn ich die Chance gehabt hätte, mich durch die Leute durchzuwühlen,
hätte ich dem mal so was von meine Meinung gegeigt … Könnt ihr den Bus nicht
mal anhalten und ‘ne Kontrolle machen?«
    »Du und Krümel fahrt doch
morgens fast immer bei mir mit.«
    »Tolle Einstellung. Und
die anderen können ruhig die Scheiben knutschen, oder was?«
    Lyn tätschelte
Charlottes Knie. »Schön, dass du an die anderen denkst … Ich werde die Kollegen
von der Schutzpolizei mal ansprechen. Eine kleine Kontrolle passt ja vielleicht
in den Zeitplan.« Lyns Blick glitt nach links zum Hintereingang des Café Ramm.
»Aber nur, wenn du uns einen von Ramms leckeren Rumbergen holst, Lottchen.«
    Lyn schloss genießerisch
die Augen, als sie und Charlotte kurz darauf genüsslich in den
schokoladeüberzogenen Teig bissen. »Da werden jedes Mal Erinnerungen an meine
Schulzeit wach«, sagte sie kauend, »die haben damals genauso geschmeckt wie
heute.«
    »Jaaa, die Story
erzählst du jedes Mal«, entgegnete Charlotte, »schön, dass deine in den
achtziger Jahren angelegten Synapsen noch funktionieren. Können wir jetzt
fahren?«
    »Zicke«, murmelte Lyn
lächelnd, pulte einen Rest Schokoguss aus dem Mundwinkel und gab Gas.
    Vormittäglich freie
Straßen ließen sie Itzehoe schnell durchfahren. Auf der B 5 Richtung Wilster
sagte Charlotte plötzlich: »Du bist Papa immer noch böse, oder?«
    Lyn hielt ihren Blick
auf die kaum befahrene Straße geheftet. »Ich? Nein. Wieso?«
    Charlotte hob die
Schultern. »Ich kenn dich eben.«
    Lyn spürte den prüfenden
Blick Charlottes, und sie wusste, dass das Thema noch nicht durch war. Sie
behielt recht.
    »Du brauchst einen
Freund, Mama. Dann fühlst du dich nicht mehr so schlecht, wenn Miriam da ist.«
    »Ich glaub, ich spinne!«
Lyns Kopf ruckte herum. »Die Frau ist mir scheißegal, das kannst du mir
glauben. Und dein Vater kann machen, was er will. Punkt.« Sie holte tief Luft.
Hier war die Chance, Hendrik ins Spiel zu bringen, Charlotte hatte ihr den Ball
quasi zugeworfen.
    Lyn setzte ein
fröhliches Grinsen auf. »Das mit dem Freund ist eigentlich keine

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