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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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nicht vor den
Kopf stoßen.«
    ***
    Hendriks Bürotür war geschlossen. Führte er gerade eine Befragung durch?
Bis auf Jochen Berthold hielten alle Kollegen ihre Bürotüren ständig offen,
wenn nicht gerade Kundschaft da war. Ein helles Lachen hinter seiner Tür ließ
Lyn im Schritt verharren und auf der Ferse umdrehen. Sie klopfte kurz und betrat Hendriks Büro.
    »Störe ich?«, fragte sie
betont munter. Hendrik saß lässig hinter seinem Schreibtisch, die Arme hinter
dem Kopf verschränkt. Auf der Kante seines Schreibtisches hockte Barbara
Ludowig, in knallengen Jeans und weißer Stretchbluse.
    »Ich vertrage auch zwei
schöne Frauen am Morgen«, sagte Hendrik und setzte sich gerade hin. »Was gibt
es, Frau Kollegin?«
    »Ich verschwinde erst
mal«, sagte Barbara und stand auf. »Wir sehen uns, Hendrik.« Sie warf Lyn ein
kurzes Nicken zu.
    »Lass ruhig offen«, rief
er der Praktikantin hinterher, als sie die Tür ins Schloss ziehen wollte. Er
sah Lyn dabei ernst an.
    Lyn schluckte. Okay, er
wollte also keine Nähe.
    »Ich wollte nur ein
kurzes Feedback in Sachen Frühbesprechung«, sagte sie. »Habe ich was verpasst,
während ich bei Paul Lindmeir war?«
    »Wilfried ist wieder
da.«
    »Dann muss ich ihm
gleich guten Morgen sagen«, freute sich Lyn.
    »Lurchi hat seine
telefonischen Befragungen in Sachen Hotelreservierungen abgeschlossen. Niemand
der Hotelgäste hatte Kontakt zu Hinrich Jacobsen. Weder in Köln noch in
Groningen.«
    »Scheiße.« Sie ließ sich
auf den Besucherstuhl vor Hendriks Schreibtisch fallen. »Ich hab die Leute mit
Sitzplatzreservierung im Zug abgefragt. Sie konnten sich zum Teil an Jacobsen
erinnern. Allerdings hat keiner von ihnen mit ihm gesprochen, und niemandem ist
irgendetwas Außergewöhnliches aufgefallen. Zwei Leute aus Jacobsens Waggon rufe
ich gleich noch an, aber sie waren keine direkten Sitznachbarn. Ich schätze, da
wird auch nicht viel kommen … Die Luft wird immer dünner für uns. Zur Not
müssen wir an die Presse gehen, um auch die Reisenden aufmerksam zu machen, die
nicht reserviert hatten.«
    Seine grauen Augen
musterten sie ernst. »Ja, die Luft wird dünner für uns.«
    Lyns Herz begann zu
klopfen. Er meinte nicht den Fall.
    »Hendrik«, ihre Stimme
wurde leiser, während sie sich nach vorn beugte, »wenn es dienstlich passt,
kann ich nach Feierabend mit zu dir kommen.«
    Er beugte sich ebenfalls
vor, allerdings ohne seine Stimme zu senken. »Wenn es dienstlich passt, wenn
die Kinder versorgt sind, wenn der Ex wieder weg ist, wenn es regnet, wenn es
nicht regnet … Ich hab es langsam satt, Lyn.«
    Lyn war noch nie so
dankbar für Birgits Auftauchen wie in diesem Moment, als sie in Hendriks
Türrahmen erschien.
    »Ich hab einen
Papierstau im Kopierer«, sagte die Sekretärin, deren schwarze Hände darauf
schließen ließen, dass sie sich auch mit der Tonerkartusche einen Kampf
geliefert und nicht gewonnen hatte, »kannst du mir helfen, Hendrik?«
    Er sprang auf. »Ja, dir kann ich helfen.«
    Lyn stand seufzend auf
und machte sich auf den Weg in ihr Büro. An der offenen Tür von Wilfried Knebel
blieb sie stehen und klopfte an den Rahmen. Er saß an seinem Schreibtisch,
neben ihm beugte sich Karin Schäfer über den Spurenordner des aktuellen Falles
und lieferte dazu Erklärungen.
    »Lyn! Komm rein«, winkte
der Chef der Itzehoer Mordkommission seine Mitarbeiterin zu sich.
    »Schön, dass du wieder
da bist, Wilfried.« Lyn gab ihm die Hand. Sie traute sich nicht, ihn zu
umarmen, obwohl sie es am liebsten getan hätte. Die Vergiftung hatte ihn
sichtlich geschlaucht, seine Wangen wirkten eingefallen.
    »Danke, Lyn. Ich wühle
mich gerade mit Karins Hilfe durch den Informationswust.« Er klopfte auf die
Hauptakte.
    »Was hat Lindmeir wegen
Jacobsens Anruf gesagt?«, erkundigte sich Karin.
    Lyn berichtete von ihrem
Gespräch mit dem Werft-Geschäftsführer. »Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl,
dass er nicht die Wahrheit sagt«, fügte sie hinzu. »Er hatte es plötzlich
eilig, mich loszuwerden. Andererseits hatte er wirklich Stress. Die Werft,
morgen die Beerdigung …«
    »Bei der Trauerfeier
kannst du dich mit Hendrik mal umblicken«, hakte Wilfried ein. »Und dann will
ich Markus Lindmeir hier haben.«
    Lyn blickte fragend von
Wilfried zu Karin.
    »Hat Hendrik dir noch
nichts von seinem Internatsbesuch erzählt?«, fragte Karin.
    »Nein«, antwortete Lyn
mit einer gewissen Schärfe, denn ihr hatte Karins Unterton nicht gefallen.
Erstaunen hatte durchgeklungen.

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