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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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den anderen Karton vom Boden aufhob, » …gehen
wir einen Happen essen. Einverstanden?«
    Fünfzehn Minuten später
marschierten sie Richtung Innenstadt.
    »Findest du es nicht
eigenartig, dass wir bei Gonzo nichts anderes von Hinrich Jacobsen gefunden
haben als den Geldclip?«, fragte Lyn am Berliner Platz und wich einem
Hundehaufen aus. »Kein Portemonnaie, nichts.«
    »Das war ihm zu heikel«,
antwortete Thilo, »zu verräterisch. Das hat er entsorgt.«
    »Aber der Clip ist nicht
weniger verräterisch.«
    »Vielleicht war’s eine
Art Trophäe für ihn?«
    »Mist, dass der Hausmüll
längst verbrannt ist. Das hätte uns vielleicht weitergebracht.« Sie blieb vor
dem »Phaenomenon« stehen. »Hier ist der Salat lecker. Wie sieht’s aus?«
    Thilo verzog das
Gesicht. »Bitte nicht. Ich brauch heute was Deftiges. Und ich weiß auch schon,
wo und was.«
    Erst vor dem »Amadeus«
in der Reichenstraße blieb er stehen. »Hier! Heute gibt’s Chili con Carne als
Mittagstisch. Nichts wie rein da.«
    Lyn blickte auf ihre
Armbanduhr. »Hättest du ja gleich sagen können, dass du hierhin willst. Dann wären
wir die Schumacherallee runtergelaufen … Haben wir überhaupt noch so viel
Zeit?«
    »Ab und zu muss der
Mensch auch mal was essen, Frau Kollegin, und darum gehen wir da jetzt rein.
Mittagstisch geht immer ratzfatz.« Er nahm Lyns Hand und zog sie zur Eingangstür.
Lyn fühlte sich bei dem Loch in ihrem Magen nicht genötigt, noch mehr
Widerstand zu leisten.
    »Dasch ischt lecker«,
brabbelte sie zehn Minuten später, den Mund voll Hack und Bohnen.
    Thilo prostete Lyn mit
seiner Cola zu. »Ich bin es eben gewohnt, mittags zu essen. Spätestens um halb
eins beginnt mein Magen Notrufsignale auszusenden.«
    »Wie mein Vater«, lachte
Lyn, während sie die Kidneybohnen in der Sauce vermatschte, »für den ist der
Tag gelaufen, wenn er nicht Punkt sieben Uhr sein Frühstück kriegt. Sogar
sonntags schläft er nicht länger.« Sie nahm einen Bissen von den zu bräunlichem
Brei mutierten Bohnen, hielt aber plötzlich mit dem Kauen inne.
    Sie blickte Thilo an und
legte ihr Besteck klirrend auf dem Teller ab.
    »Was ist denn jetzt?«,
fragte Thilo irritiert.
    »Der Mensch ist ein
Gewohnheitstier«, stieß sie aus.
    »Eine nicht wirklich
neue Erkenntnis«, pflichtete der Hauptkommissar ihr spöttisch bei.
    Lyn schob ihren Teller
zur Seite. »Hinrich Jacobsen hat jeden Nachmittag um halb vier seinen Kaffee getrunken.
Das hat Frau Jacobsen erzählt.«
    »Ja, und?«
    »Der alte Fritz Rühmann,
der auf der Fahrt von Köln nach Holland neben ihm gesessen hat, hat mir
erzählt, dass Hinrich Jacobsen ihn zu einem Kaffee eingeladen hat, aber er
musste ablehnen, weil seine Haltestelle nahte. Fritz Rühmann hat den Zug vor
Groningen verlassen. Aber Hinrich Jacobsen wird trotzdem seinen Kaffee getrunken
haben. Und wo trinkt man den im Zug?«
    »Im Speisewagen?«
    Lyn beugte sich vor.
»Genau. Und weißt du, was das bedeutet? Dass wir noch einmal die Deutsche Bahn
kontaktieren müssen. Bisher haben wir uns nur die Reservierungen für Jacobsens
Waggon geben lassen. Aber er könnte im Speisewagen auf jemanden getroffen sein,
der ihn so in Aufregung versetzt hat … Iss zu, Thilo, wir müssen die Bahn
anrufen und uns sämtliche Reservierungen für den gesamten Zug geben lassen.
Derjenige kann überall gesessen haben.« Sie sprang auf und winkte der
Bedienung. »Zahlen, bitte.«
    »Herrje, der Zug war
wirklich voll«, kommentierte Wilfried Knebel die Liste, die Lyn ihm am späten
Nachmittag präsentierte. »Selbst wenn wir die bereits Abtelefonierten aus
Jacobsens Waggon abziehen, bleiben noch eine Menge Leute übrig. Und somit eine
Menge Arbeit.«
    Er gab Lyn die Liste
zurück. »Aber deine Idee ist zu gut, Lyn, als dass wir nicht umgehend an die
Arbeit gehen sollten. Teil dir die Arbeit mit den Kollegen. Wir brauchen alle
Telefonnummern, notfalls die Adressen. Und spannt Barbara mit ein. Das Mädchen
hängt mir ein bisschen zu viel bei Hendrik rum. Die soll hier arbeiten und nicht
flirten.«
    »Wenn du meinst«, sagte
Lyn. Im Geiste packte sie ihren Chef mit beiden Händen am Kopf und drückte ihm
einen dicken Kuss auf die Stirn.
    Zum Feierabend war die
Liste komplett. Sie, Thilo, Lukas und Barbara hatten sämtliche Telefonnummern
zusammengetragen.
    »Aber telefonieren tun
wir morgen, oder?«, fragte Barbara Ludowig, als Lyn das Büro von Lukas und von
ihr betrat. »Ich hab heute Abend nämlich noch was vor.«
    »Natürlich«, sagte

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