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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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später rief er mich an. Er bestätigte es. Es war tatsächlich die Kugel, die Leilas Herz durchlöchert hatte. Das bewies natürlich gar nichts. Es verlieh dieser Kugel nur ein Geheimnis, das ich lüften wollte. Am Ton von Loubets Antwort meinte ich zu hören, dass der Fall für ihn doch noch nicht ganz abgehakt war.
    Ich traf Batisti in der Bar de la Marine, seinem Stammlokal. Sie war zum Treffpunkt der Skipper geworden. An der Wand hingen immer noch Louis Audiberts Gemälde mit der Kartenpartie aus Marius sowie das Foto von Pagnol und seiner Frau im Hafen. Der Wirt Marcel erklärte zwei italienischen Touristen an einem Tisch hinter uns, ja, der Film war wirklich hier gedreht worden. Das Tagesge - richt waren gebratene Tintenfische und Auberginengratin. Dazu gab es einen kleinen Rosé aus den Kellern von Rousset, die Spezialität des Hauses.
    Ich war zu Fuß gekommen. Um mit einer Portion gesalzener Erdnüsse am Hafen entlangschlendern zu können. Ich liebte diesen Spaziergang. Quai du Port, Quai des Beiges, Quai de Rive-Neuve. Der Geruch des Hafens. Meer und Schmieröl.
    Die Fischfrauen priesen unermüdlich aus voller Kehle den Fang des Tages an. Goldbrassen, Sardinen, Seewolf und Rotbrassen. Vor einem afrikanischen Stand feilschte eine Gruppe von Deutschen um kleine Ebenholz-Elefanten. Der Afrikaner würde sie über den Tisch ziehen. Er legte ein falsches Silberarmband mit einer falschen Eingravierung dazu. Er würde sich mit hundert Francs für alles zusammen geschlagen geben. Und gut verdient haben. Ich musste lächeln. Es war, als hätte ich sie schon immer gekannt. Mein Vater ließ meine Hand los, und ich rannte zu den Elefanten. Ich hockte mich hin, um sie mir genau anzusehen. Ich wagte nicht, sie anzu - fassen. Der Afrikaner schaute mich an und ließ die Augen rollen. Es war das erste Geschenk meines Vaters. Ich war vier Jahre alt.
    Mit Batisti war ich beim Nachtisch angelangt.
    »Warum hast du Ugo auf Zucca angesetzt? Das ist alles, was ich wissen will. Und für wen springt was dabei heraus?«
    Batisti war ein alter Fuchs. Er kaute hingebungsvoll und trank seinen Wein aus. »Was weißt du?«
    »Dinge, die ich nicht wissen sollte.«
    Er suchte nach einem Zeichen von Bluff in meinen Augen. Ich zuckte nicht mit der Wimper.
    »Meine Informanten waren eindeutig.«
    »Hör auf, Batisti. Deine Informanten ... dass ich nicht lache. Es gibt keine! Man hat dir gesagt, was du sagen solltest, und du hast es gesagt. Du hast Ugo losgeschickt, um zu tun, wozu niemand den Mumm hatte. Zucca stand unter Protektion. Und Ugo hat sich da - nach niedermetzeln lassen. Von Bullen. Gut informierten Bullen. Es war eine Falle.«
    Ich kam mir vor wie beim Fischen mit der Langleine. Lauter Haken, und ich wartete darauf, dass er anbiss. Er stürzte seinen Kaffee hinunter, und ich hatte das Gefühl, meinen Kredit verspielt zu haben.
    »Hör zu, Montale. Es gibt eine offizielle Version. Halte dich daran. Du bist ein Vorstadtbulle, bleib es. Du hast eine hübsche Hütte, versuch sie zu behalten.« Er stand auf. »Die Ratschläge sind gratis. Die Rechnung geht auf mich.«
    »Und über Manu? Weißt du auch nichts? Das kannst du mir nicht erzählen!«
    Ich sagte das aus Wut. Das war blöd. Ich hatte meine Hypothesen auf den Tisch geschmissen. Ebenso gut konnte ich Blech reden. Ich erntete nur eine kaum verhohlene Drohung. Batisti war nur gekom - men, um herauszukriegen, wie viel ich wusste.
    »Was für Ugo gilt, gilt auch für Manu.«
    »Aber Manu mochtest du doch gern, oder nicht?«
    Er warf mir einen bösen Blick zu. Ich hatte ins Schwarze getroffen. Aber er antwortete nicht. Er stand auf und ging mit der Rechnung an den Tresen.
    Ich folgte ihm. »Ich sag dir was, Batisti. Du bist mir soeben ganz schön um den Bart gegangen, okay. Aber glaub ja nicht, dass ich die Sache fallen lasse. Ugo ist zu dir gekommen, weil er einen Tipp brauchte. Du hast ihn prachtvoll verarscht. Er wollte nur Manu rächen. So einfach werde ich dich nicht davonkommen lassen.« Er sammelte das Wechselgeld ein. Ich legte meine Hand auf seinen Arm und beugte mich dicht an sein Ohr. Ich murmelte: »Eins noch. Du hast solche Angst zu krepieren, dass du zu allem bereit bist. Du machst dir in die Hose. Du hast keine Ehre, Batisti. Wenn ich raus - kriege, was mit Ugo passiert ist, werde ich dich nicht vergessen. Das kannst du mir glauben.«
    Er machte sich los und sah mich traurig an. Mitleidig.
    »Wir werden dich vorher kaltmachen.«
    »Das wäre besser für dich.«
    Er

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