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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Lederweste, und an seiner Augenbraue funkelt ein Piercing.
    »Das ist Christus«, stellt Ant vor. »Auch Chris genannt. Er war früher Feuerwehrmann.«
    »Wirklich?«
    Er hat zwar Muskeln, aber entspricht äußerlich nicht meiner Vorstellung von einem Feuerwehrmann.
    »Ja, er war vor Ort, als die Twin Towers eingestürzt sind. Hat ihm den Rest gegeben.«
    »Mein Gott«, flüstere ich. »Ein wahrer Held.«
    »Ant, Süßer, was machst du hier? Hast du heute nicht frei?«, brüllt Chris herüber.
    »Das ist meine Freundin Amy aus England«, entgegnet Ant. »Ich wollte ihr zeigen, wo ich arbeite.«
    »Arbeiten? Ha! Du meinst wohl spiiiiiielen, Süßer.«
    Selbst in Pfadfinderuniform im Zeltlager würde der noch schwul wirken. Ich frage mich, ob er diese Seite von sich immer unterdrückt hat, als er noch bei der Feuerwehr war? Als er meine Hand ergreift, um sie zu küssen, fällt mein Blick auf die Ringe in seinen Brustwarzen, die sich unter dem hautengen Stoff abzeichnen, wobei sich mir die Frage aufdrängt, ob Feuerwehrmänner eigentlich gepierct sein dürfen. Hey, an so einem Brustwarzenpiercing könnte man doch den Schlauch einhängen!
    »Ein Glück, dass du sie erst jetzt herbringst«, sagt er zu Ant. »Diese grauenhaften Homo-Biker aus Long Island waren nämlich vor ein paar Stunden hier. Die hätten sie bei lebendigem Leib gefressen. Wollt ihr was trinken?« »Ein Wasser, bitte«, stoße ich hervor.
    In mir macht sich leise Panik breit. Ich kenne diese Horrorgeschichten von irgendwelchen Teenies, deren Gehirn auf Ecstasy anscheinend austrocknet, weswegen sie Unmengen an Wasser in sich hineinkippen, bis sie schließlich platzen ... Oder so ähnlich. Weiß nicht mehr genau, jedenfalls komme ich um vor Durst.
    Ich nehme das Glas entgegen und leere es in einem Zug. Schon besser.
    »Und«, sage ich zögernd zu Chris, »du warst tatsächlich vor Ort?«
    »Was meinst du, Süße?«
    »Seven/Eleven«, erkläre ich pflichtbewusst.
    Er sieht mich verständnislos an.
    »Ich glaube, sie meint Nine/Eleven«, kommt Ant mir zu Hilfe.
    Daraufhin bricht Chris in schallendes Gelächter aus, während ich das Gefühl habe, immer kleiner zu werden - vor lauter Schamgefühl und nicht, weil ich austrockne.
    »Mann, und ich dachte schon, sie will mir einen Raubüberfall anhängen«, stößt Chris unter Gelächter hervor. Dann reißt er sich wieder zusammen und sagt: »Wie auch immer, der elfte September. Was ist damit?«
    »Ant hat gesagt, dass du zu den Rettungstrupps gehört hast.«
    »Tja, das wäre der Hit gewesen. Die ganzen strammen Jungs. Nein, ich war zu der Zeit in Miami.«
    »Aber warst du früher nicht bei der Feuerwehr?«
    »Schätzchen, das einzige Mal, dass ich einen Wagen der Feuerwehr von innen gesehen habe, war im zarten Alter von fünfzehn, als ein hundert Kilo schwerer Feuerwehrmann mir eine Komplettpackung im Gesicht verpasst hat...«
    Ich bezweifle, dass er von einer kosmetischen Drei-Stufen-Behandlung spricht.
    »Was hat Ant dir denn noch für einen Schwachsinn erzählt?«
    Ich drehe mich zu meinem besten Freund um, der gerade in seinen Ärmel hineinprustet. »Du blöder Arsch«, fauche ich ihn an.
    »Tut mir Leid«, erwidert er, »aber man kann dich einfach wunderbar verarschen, und ich hatte schon lange keine Gelegenheit mehr dazu.«
    Ich will ihn gerade umbringen, als plötzlich das Telefon hinter dem Tresen klingelt. Ohne Hektik schlendert Chris hin und hebt ab.
    »Das Seminar hier, hallo«, flötet er. Und fügt nach einem kurzen Moment hinzu: »Tut mir Leid, Herzchen, aber wir haben praktisch schon geschlossen ... Pater wer? ... Am Wochenende hatten wir zwar ein paar Kardinäle hier, aber ich bezweifle, dass denen daran gelegen ist, dass wir das weitertratschen ... Jaja, hier ist das Seminar... Hör mal, ich glaube, du hast dich verwählt... Keep cool, Baby, Shit happens.«
    Er legt wieder auf und sagt: »Eine völlig Durchgeknallte, die unbedingt irgendeinen Priester sprechen wollte. Irgend so ein Typ namens Pater Anthony.«
    Seine Erklärung wäre gar nicht nötig gewesen, da ich bereits Furchtbares ahnte, bevor er aufgelegt hatte. Offenbar hat meine Mutter die Auslands-Auskunft entdeckt. Ich sehe Ant an, der kreidebleich geworden ist. Anscheinend denkt er das Gleiche wie ich.
    »Scheiße«, meint er.
    In diesem Augenblick klingelt erneut das Telefon.
    »Scheiße, Scheiße Scheiße!«
    »Was sollen wir tun?«, frage ich panisch.
    »Am besten, ich geh selbst dran«, erwidert Ant, worauf er sich über die Theke

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