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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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meinte er.
    »Was soll das heißen, ›dann lass es eben‹?«, fuhr ich ihn an.
    Ich dachte, die Frage mit der Party wäre rein hypothetisch gewesen.
    »Die Party ist am Samstagabend. Ich gehe auf jeden Fall hin, ob mit dir oder ohne dich ... Verzeihung, könnte ich bitte die Rechnung bekommen?«, rief er über das Klong hinweg, als mein Kiefer auf den Tisch herunterklappte.
    Danach herrschte eine Woche lang Funkstille zwischen uns. Ich war nicht fähig, ihn anzurufen, weil ich an vorübergehender Muskellähmung litt. Was mich jedoch nicht davon abhielt, ständig vor dem Telefon zu hocken in der naiven Hoffnung, er würde anrufen, um sich zu entschuldigen. Und als er dann schließlich anrief, machte er Schluss. Er präsentierte mir eine ganze Auswahl an guten Gründen: So setze sein Verleger ihn momentan derart unter Druck, dass er keine Zeit für eine Beziehung habe; er müsse mit neununddreißig sein Leben »auf den Prüfstand stellen«; er sei ein geiler Bock und könne nicht anders, als seinen monströsen Trieben nachzugeben, ohne Rücksicht auf die Gefühle einer sensiblen jungen Frau. Na schön, der letzte Satz stammt nicht von ihm, aber dennoch entspricht das so ziemlich der Wahrheit.
    Meine Selbstachtung war schon nicht besonders stark ausgeprägt, bevor ich Jake kennen lernte, aber er hat mir auch noch das letzte bisschen geraubt, als er mich auf diese Weise abservierte. Es dauerte ein paar Wochen, bis der Schmerz Wut wich, doch als es schließlich so weit war, drehte ich praktisch durch ... Und fing mit dem Schreiben an.
    »Also nichts weiter als ein verdammter Racheakt«, meint Ant. »Die Rache einer Frau, die schmählich sitzen gelassen wurde.«
    »Eben nicht«, brause ich wütend auf. »Hätte ich Rache im Sinn gehabt, wäre ich dann nicht direkt an die Öffentlichkeit gegangen, um es ihm ins Gesicht zu schmieren?«
    »Vermutlich schon.«
    Aber Ant hat nicht völlig Unrecht. Ich war derart wütend auf Jake, dass ich es ihm zurückzahlen wollte. Ungefähr einen Monat lang zermarterte ich mir das Hirn, wie ich das am besten anstellen sollte, bis mir plötzlich ein Geistesblitz kam: Schlag ihn mit seinen eigenen Waffen.
    (Eigentlich eine blöde Redewendung. Schließlich hat George Bush nach dem elften September in seiner Rede an die Nation auch nicht gesagt: »Meine amerikanischen Genossen, diese Fundamentalisten sind ziemlich zähe Brocken. Offen gesagt haben wir nicht die leiseste Chance, deswegen klebt euch falsche Bärte an und sprecht mir alle nach: ›Gelobt sei Allah! Tod den ungläubigen Schweinen!‹«)
    Na schön, jedenfalls dachte ich mir, dann schreibe ich eben ein Buch. Schließlich ist jeder von uns ein wandelndes Buch, nicht wahr? (Mary wird nicht müde zu behaupten: »Schon traurig, das Leben schreibt lauter spannende Geschichten, aber ausgerechnet bei mir landet der ganze überflüssige, langweilige Mist.«)
    Die Idee kam mir eines Morgens um halb fünf. Als ich später aufstand, hätte ich eigentlich damit gerechnet, dass ich das Ganze als Schnapsidee verwerfe. Das geschieht normalerweise mit Geistesblitzen, die man im Schlaf hat - beispielsweise findet man den Vier-Uhrmorgens-Plan, Portugiesisch zu lernen und ein Nagelstudio an der Copacabana zu eröffnen, längst nicht mehr so brillant - beziehungsweise realisierbar -, während man über dem Acht-Uhr-Kaffee sitzt.
    Doch dieses Mal war es anders. Je mehr ich darüber nachdachte, desto stärker gewann ich den Eindruck, dass dies meine beste Idee seit langem war. Sie entsprach genau meiner Logik. Jede Frau, die sitzen gelassen wird, träumt von einer Möglichkeit, ihrem Ex zu demonstrieren, dass es ihr blendend geht, dass sie sich nicht gedemütigt fühlt und dass sie bestimmt nicht vorhat, sich elendiglich im hintersten Winkel zu verkriechen und nie mehr daraus hervorzukommen. Meistens geschieht das, indem die Betroffene sich richtig aufbrezelt und in etwas Hautenges schlüpft, bevor sie sich an öffentlichen Plätzen zeigt, wo sie von ihrem Ex oder zumindest von seinen Freunden gesehen wird. Sie wird sich königlich amüsieren. Mag sein, dass sie sich im Innern fühlt, als wäre sie unter die Räder eines Sechzehntonners geraten, aber wenn man ihr so beim Tanzen zuschaut und dabei, wie sie den ganzen Abend lang hemmungslos flirtet und herumknutscht, würde man das niemals ahnen.
    Aber man hätte mir mit einer Pistole an der Schläfe damit drohen können, mein Gehirn auf der Tapete zu verteilen, ich wäre nicht dazu fähig gewesen,

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