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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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als Pornoschriftstellerin/Erpressungsopfer/Tochter eines Schürzenjägers/ einer frommen Verrückten führt« behandelt worden sein, dann wurde höchstwahrscheinlich darauf hingewiesen, dass eine derartige Offenbarung die zukünftige Beziehung nachhaltig belasten dürfte.
    Am liebsten wäre mir, wenn sich alles wie von Zauberhand in Luft auflösen würde. Dass Colin Mount es irgendwann leid wird und aufgibt, dass Jacobson jemanden entdeckt, der noch versauter schreibt als ich, und dass die Mail sich auf ein anderes Opfer stürzt, sodass ich selig in Lewis‘ Arme sinken und mich von ihm küssen lassen kann ...
    Was natürlich nicht passieren wird, denn wozu würde das letztendlich führen? Wir wären von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Man stelle sich vor, wir gingen zusammen aus und verstünden uns auf Anhieb prächtig. Dann würden wir das selbstverständlich wiederholen. Und noch einmal. Irgendwann würden wir dann zusammen im Bett landen, und wenn das auch ganz prächtig liefe, würden wir es wieder und wieder tun, bis es irgendwann so prächtig liefe, dass wir uns letzten Endes verloben, heiraten und fünf bis sechs bezaubernde Kinder in die Welt setzen würden, und in null Komma nix feiern wir dann schon Goldene Hochzeit, und unsere Enkelschar tobt um uns herum. Irgendwann säßen wir dann auf der Terrasse unseres Traumhäuschens in Wiltshire oder in irgendeinem anderen Rentnerparadies und würden dieses alberne Spiel spielen, das alte Menschen, die ihr gesamtes Leben miteinander verbracht haben, immer spielen: Ich gestehe/du gestehst. Bestimmt wäre ich dann so von Gewissensbissen geplagt, dass ich nicht in der Lage wäre, einen Rückzieher zu machen. Nervös würde ich sein Geständnis abwarten, das mit Sicherheit völlig lächerlich und belanglos wäre - etwas in der Art, dass er einmal über einen Witz von mir gelacht hat, obwohl er ihn gar nicht komisch fand. Und dann wäre ich an der Reihe. »Ich war Marsha Mellow«, würde ich ihm zaghaft eröffnen. Und ihn damit total schockieren. Warum ich ihm das verheimlicht hätte? Wie ich ihn derart hintergehen könnte? Nachdem ich seine Liebe verspielt hätte, würde er die alte Schrotflinte über dem Kamin holen (in Wiltshire gehören die zur Standardeinrichtung in so alten Hütten). Dann würde er die Waffe auf mich richten, den Abzug durchdrücken und peng! Anschließend würde er sich den Lauf in den Mund stecken und ...
    Geheimnisse sind immer tödlich für eine Beziehung. Das weiß ich genau - schließlich schaue ich mir regelmäßig EastEnders an.
    Und so verhält es sich auch im wirklichen Leben.
    Gott, wie auch immer ich es betrachte, es hat keinen Zweck mit uns.
    »Vielleicht hilft es, wenn Sie darüber sprechen, Amy«, ermuntert Lewis mich sanft.
    »Ich kann ... das nicht«, entgegne ich und reiße mich wieder von ihm los. Ich beuge mich vor und sage dem Fahrer, dass er anhalten soll.
    »Amy«, sagt Lewis in flehentlichem Ton, als ich die Wagentür öffne.
    Ich steige aus und werfe ihm noch einen letzten Blick zu.
    »Tut mir Leid«, sage ich, drehe mich um und laufe weg.

KAPITEL 18
    Als die Hecktür des Lieferwagens sich öffnet, strömt warmes, helles Sonnenlicht herein. Nachdem sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, kann ich zwei Gestalten ausmachen: einen Mann und eine Frau, beide in dunkelgrauen Anzügen, beide mit Sonnenbrille. Die Frau kommt mir irgendwie bekannt vor.
    »Willkommen beim Zeugenschutzprogramm, Ma‘am«, begrüßt mich der Mann mit einer tiefen, leiernden Tommy-Lee-Jones-Stimme.
    »Genau genommen ist sie keine Zeugin«, sagt seine Partnerin, als ich aussteige.
    »Was ist sie dann, Agent Flugmann?«
    Agent Flugmann senkt den Blick auf ihr Klemmbrett. »Hier steht ›Schriftstellerin‹, Sir - ›Verfasserin stark sexuell geprägter Prosa‹.«
    Daraufhin nimmt er ihr das Klemmbrett ab und vergewissert sich selbst. Dann schiebt er seine Sonnenbrille herunter, um mich gründlich zu mustern. Jetzt sehe ich auch, dass er nicht nur dieselbe Stimme hat - es ist Tommy Lee Jones höchstpersönlich. Aber mich überrascht inzwischen gar nichts mehr.
    Er sieht von dem Klemmbrett auf und sagt: »Sind Sie sicher, dass Sie Personenschutz benötigen, Ma‘am?«
    »Vielleicht hat sie ja ein Zimmer in der Sommerresidenz für Schriftsteller gebucht - die ist doch gleich im nächsten Tal«, mutmaßt Agent Flugmann.
    Jetzt fällt bei mir auch der Groschen, weshalb sie mir so bekannt vorkommt. Es ist Velma aus Scooby Doo - mittlerweile

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