Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
Vom Netzwerk:
unternehmen?«
    »Ich schätze mal, ich sollte wohl einen Blick in die Archive werfen.«
    »Im Ernst?« Sein Ton verriet ihr, dass er sich nicht die Mühe machen würde.
    »Das gebietet immerhin das Gesetz, oder etwa nicht?«
    »In gewisser Weise schon.« Sie blickte zu ihm auf. »Verflucht, dieser ganze Open-Government-Scheiß bringt mich echt auf die Palme.« Er verzog das Gesicht. »Jedes Mal, wenn jemand uns irgendwas vorwirft, müssen wir für diese Leute nach den Beweisen suchen. Als wären wir verpflichtet, für die andere Seite zu arbeiten. Wozu das alles?«
    »Ja, wozu das alles? Aber ich werde die Sache trotzdem weiterverfolgen. Nur um uns diese Leute vom Leib zu halten.«
    »Danke. Ich weiß das sehr zu schätzen, Holly.«
    Ganz gleich, was sie soeben behauptet hatte, hatte Holly jedoch nicht allein aus dem Grund vor, Barbara Holton mit sämtlichen Informationen zu beliefern, die sie finden konnte, um sie auf Abstand zu halten. Sie werden zu jedem Zeitpunkt die Integrität und Professionalität des US-Militärs verkörpern , hatte Major Forster ein paar Stunden zuvor erklärt. Das Gesetz besagte, Barbara Holton habe ein Recht darauf, dass man ihre Anfrage beantwortete. Und das bedeutete, dass Second Lieutenant Holly Boland ihr Bestes tun würde, ihr die gewünschten Informationen zu besorgen.

7
    Das Boot der Carabinieri hüpfte mit Höchstgeschwindigkeit über die Wellen. Kat, die wieder einmal fror, war trotzdem über die eisige Gischt froh, die ihr bei jedem unsanften Aufprall ins Gesicht schlug. Ihr Mittagessen hatte aus einem Antipasto – gegrillter Baby-Oktopus, der mit roten Chiliflocken und reichlich gesundem Olivenöl serviert wurde – bestanden, gefolgt von Spaghetti ai ricci di mare, Pasta also, die in einer süßlich duftenden Soße vom Seeigel geschwenkt und mit Fenchel, Wermut und Safran gewürzt war, und zu guter Letzt hatte es ein Tiramisu gegeben. Zu diesem Mahl hatten sie sich zu zweit eine Flasche leichten, rauchigen Wein aus dem Friaul gegönnt. Sie war es nicht gewohnt, schon zur Mittagszeit zu trinken – nun ja, zumindest nicht mehr als einen ombra oder zwei mit Freunden –, und sie konnte nur hoffen, dass sie wieder vollkommen nüchtern sein würde, bis sie Poveglia erreichten.
    Weder der Wein noch die Wellen schienen Piola irgendetwas anhaben zu können. Sie war zu der Überzeugung gelangt, dass er einer der ruhigsten Menschen war, die sie je kennengelernt hatte. Zielstrebig, aber zugleich völlig gelassen. Und, was für einen leitenden Beamten erstaunlich war, zumindest ihrer Erfahrung nach, er schien aufrichtig an ihrer Meinung interessiert.
    »Warum verkleidet eine Frau sich als Priester?«, hatte er sie im Restaurant gefragt, nachdem der Besitzer ihre Bestellung aufgenommen hatte.
    Sie hatte bereits intensiv über diese Frage nachgedacht, weshalb sie unverzüglich antwortete. »Das war keine Verkleidung. Ich habe das bereits überprüft, keiner der Karnevalsläden in Venedig führt etwas Vergleichbares. Außerdem war unser Opfer relativ klein. Diese Priestergewänder sind echt, und sie haben ihr wie angegossen gepasst. Ich gehe davon aus, dass sie sie im Internet gekauft hat.«
    Piola zog eine Augenbraue hoch. »So etwas geht?«
    Sie nickte. »Ich habe ein paar Seiten in den USA gefunden, die weltweit liefern. Ich glaube, bei der Soutane handelt es sich um das Modell Semi-Jesuit with Cincture, halb jesuitisch mit Gürtel also, hergestellt von einer amerikanischen Firma namens R. J. Toomey.« Sie brachte einen Zettel zum Vorschein. »Ich habe die Seite aus deren Katalog ausgedruckt.«
    Zweifelsohne beeindruckt von ihrer Einsatzbereitschaft, nahm er die Seite entgegen und betrachtete sie. »Na gut, nehmen wir einmal an, Sie haben recht. Unser Opfer ist entschlossen genug, um sich das Gewand aus den USA liefern zu lassen. Oder aber sie ist Amerikanerin und hat es hierher mitgebracht. Trotzdem bringt mich das auf meine ursprüngliche Frage zurück. Warum?«
    »Eine andere Sache, auf die ich im Internet gestoßen bin …«, meinte Kat zögerlich, da ihr bewusst war, dass sie den kapitalen Fehler beging, eine Theorie aufzustellen, ehe sie die nötigen Beweise hatte.
    Doch Piola nickte ihr aufmunternd zu. »Ja, Capitano?«
    »Es gibt gewisse Organisationen, die setzen sich für die Ordination von Frauen ein. Sie wissen schon, damit auch Frauen ein Priesteramt übernehmen dürfen.«
    Piola warf ihr einen Seitenblick zu. »Das ist ein schweres Vergehen, wie uns Pater Cilosi erklärt

Weitere Kostenlose Bücher