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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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Mädchen, das zuvor behauptet hatte, sein Name sei Maria, gab zu, dass ihr richtiger Name Nevena lautete und dass sie aus Bosnien stammte. Ihre Familie hatte im Bürgerkrieg ihr Haus und all ihre Ersparnisse verloren. Als daraufhin ein Freund der Familie den Vorschlag machte, Nevena könne als Kindermädchen in Italien gutes Geld verdienen, da hatten ihre Eltern sie dazu ermutigt. Sie für ihren Teil hatte gehofft, ausreichend Geld nach Hause schicken zu können, um ihren jüngeren Schwestern eine Ausbildung zu ermöglichen. Selbstverständlich war ihr klar gewesen, dass sie dafür auf illegalem Weg nach Italien gelangen musste, doch war ihr das nicht wie ein großes Verbrechen vorgekommen, da es doch, so hatte ihnen dieser Freund erzählt, in Italien Leute gab, die kein Kindermädchen und keinen Babysitter fanden, weil die Mädchen in Italien viel zu gierig waren und zu viel Geld verlangten.
    Sie hatte sich keine Gedanken gemacht, als der Schlepper ihr den Pass abgenommen hatte oder sie von der Gruppe von Auswanderungswilligen getrennt und in ein separates Fahrzeug gesetzt worden war. Der Mann, der sie gefahren hatte, hatte sie zu einem abgeschiedenen Bauernhof gebracht und brutal vergewaltigt, auch wenn er sorgsam darauf geachtet hatte, sie nicht zu verletzen. Das Schlimmste, so sagte sie, sei das Gefühl der Machtlosigkeit gewesen: Zu wissen, dass er mit ihr tun konnte, was er wollte, und nichts dagegen unternehmen zu können, denn sie konnte ihn nicht anzeigen. Sie hatte ihn so sehr verachtet, dass sie eher erleichtert als eingeschüchtert war, als er sie einem anderen Mann aushändigte, obwohl es ihr schreckliche Angst eingejagt hatte, als sie sah, dass Geld den Besitzer wechselte.
    Der zweite Mann steckte sie in einen Lieferwagen zu drei weiteren Mädchen und brachte sie zu einem winzigen Fischerhafen, wo man sie auf ein Boot verfrachtete und dann bei Nacht nach Italien übersetzte. Nachdem sie an Land gegangen waren, wurden sie in ein Haus gebracht, in dem bereits einige andere Mädchen warteten. Eine von ihnen erklärte ihnen, wie die Sache lief: Sie wurden an eine Reihe von Mittelsmännern weiterverkauft bis in die großen italienischen Städte, wo sie sich das Geld würden erarbeiten müssen, um es an denjenigen zurückzuzahlen, der sie zuletzt gekauft hatte. Da sie keinen Pass mehr besaßen, konnten sie auch nicht weglaufen, und wenn sie doch entkamen und zur Polizei gingen, dann nahm man ihre Familien in der Heimat ins Visier.
    Sie hatte sich erkundigt, wie sie als Kindermädchen je genug verdienen sollten, um den Schleusern ihr Geld zurückzuzahlen. Es war das Schweigen der anderen Mädchen gewesen, das ihr letzten Endes klar werden ließ, was mit ihr geschehen würde.
    Wieder war da ein entlegener Bauernhof, dieses Mal irgendwo auf dem Land. Dort wurden die Mädchen »ausgebildet«. Diejenigen, die sich widersetzten, wurden vergewaltigt, bis ihr Widerstand gebrochen war. Denjenigen, die sich nicht wehrten, zeigte man Pornovideos und wies sie an, »es so zu machen«. Sämtliche Mädchen wurden beim Sex gefilmt, und man drohte ihnen, dass man, falls sie irgendwelchen Unsinn machten, diese Videos an ihre Familien schicken würde.
    An diesem Punkt hatte Nevena ihre Entscheidung bereits getroffen. Sie würde das alles überleben, daher tat sie genau das, was man von ihr verlangte. Nach einer Weile, so behauptete sie, gewöhne man sich daran. Wenn man das, was man machte, gut beherrschte und ihnen das Gefühl gab, sie zufriedenstellen zu wollen, dann taten einem die Männer nicht weh. Als sie schließlich nach Venedig kam, verkaufte man sie für eintausendfünfhundert Euro an einen Zuhälter, und man versicherte ihr, dass sie ihren Ausweis wiederbekommen würde, sobald sie das Geld zurückbezahlt hatte.
    Wie sich herausstellte, war dies allerdings weit schwieriger als erwartet. Die Kosten für das Zimmer, in dem sie ihren Kunden zu Diensten war, wurden von ihrem Verdienst abgezogen, ebenso wie der pizzo , den man der Mafia schuldete. Sie musste selbst für ihr Essen aufkommen, und dann wurde ihr noch etwas für Licht, Heizung, Wäsche und medizinische Untersuchungen berechnet. Trotzdem hatte sie es fast schon geschafft, nachdem sie ein Jahr lang jeden Abend mit mindestens sechs Männern Sex gehabt hatte. Doch bevor sie die magische Summe endlich zusammenhatte, verkaufte ihr Zuhälter sie an jemand anders. Nun musste sie wieder ganz von vorn beginnen. Sie war allerdings nach wie vor entschlossen, es zu

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