Martin, Kat - Perlen Serie
willst." Er hatte Recht. Noch nie hatte es sie so sehr nach etwas ver- langt. Sie wollte wissen, wo ihre unbändigen Empfindungen sie hinführen würden; sie wollte, dass er sie berührte, sie am ganzen Körper küsste. Er war der Mann ihrer Träume, und ih- re Gefühle überraschten sie nicht. Sie wusste, dass sie nicht wie Claire war, dass sie Begierden und Leidenschaften hatte - und sie begehrte den Earl of Brant mit aller Macht.
Doch sie schüttelte den Kopf und versuchte, sich von ihm freizumachen. Er hielt sie indes fest.
„Sage nicht Nein. Lass mich für dich sorgen. Du wirst ein besseres Leben führen und dich zudem um Claire kümmern können. Euch beiden wird es an nichts mangeln."
Er schlug ihr ohne Umschweife vor, seine Geliebte zu wer- den. Dass er nicht an Claire interessiert war, nicht an der schö-
nen Schwester, sondern an ihr, der robusten Victoria, stieg ihr für einen Moment zu Kopf und ließ sie fast nachgeben. In An- betracht ihrer derzeitigen Lebensumstände und ihres heftigen Verlangens, das sie für den Earl empfand, schien es kein schlechter Vorschlag zu sein.
Aber sie konnte es einfach nicht tun.
Überrascht stellte sie fest, dass ihr Tränen in die Augen stie- gen. Sie schüttelte den Kopf, versuchte, sich aus seinen Armen zu befreien, und zwang sich, den Kopf zu heben und ihn anzu- sehen.
„Ich kann es nicht. Es ist schon ungehörig, wie sehr ich mir wünsche, dass ich es könnte, nur ..." Erneut schüttelte sie den Kopf. „Ich kann das einfach nicht."
Mit einem Finger fuhr er zärtlich über ihre Wange. „Bist du dir sicher? Wenn beide dasselbe empfinden und ihren Bedürf- nissen nachgeben, so ist das keineswegs unmoralisch. Und du solltest auch an Claire denken. Ihr wärt beide für den Rest eu- res Lebens abgesichert."
Claire. Tory fühlte sich gegenüber ihrer Schwester schuldig, denn sie hatte versprochen, für sie zu sorgen. Aber sollte sie dafür all ihre Prinzipien aufgeben?
„Ich bin mir ziemlich sicher, Mylord."
Der Graf beugte sich zu ihr herunter und küsste sanft die Tränen von ihren Wangen. „Vielleicht werden Sie mit der Zeit Ihren Entschluss ändern."
Tory wünschte sich nichts lieber, als von ihm geküsst und ge- liebt zu werden, doch sie trat einen Schritt zurück und atmete tief durch.
„Meine Entscheidung steht fest. Bitte versprechen Sie mir, mich nie mehr danach zu fragen. Versprechen Sie es - oder ich werde Ihr Haus verlassen müssen."
Sein Gesicht ließ einen inneren Aufruhr erkennen, den sie je- doch nicht deuten konnte. Es vergingen einige Momente, bevor er antwortete.
„Wenn Sie das wünschen, werde ich nicht mehr fragen." „Geben Sie mir Ihr Ehrenwort als Gentleman."
Er lächelte kaum wahrnehmbar. „Glauben Sie nach dem, was gerade geschehen ist, denn noch, dass ich einer bin?" Tory begegnete seinem fragendem Blick mit einem zaghaften Lächeln. „Wenngleich ich nicht weiß, weshalb, so halte ich Sie dennoch für einen Ehrenmann."
Er wandte sich um und begann, im Zimmer auf und ab zu ge-
hen. „Nun gut, ich gebe Ihnen mein Wort. Sie haben von mir nichts zu befürchten, Mrs. Temple, wenngleich mir mein Ver- sprechen schwer werden wird, solange ich Sie in meinem Haus weiß."
„Ich danke Ihnen, Mylord." Sie ging zur Tür und sagte sich, dass sie genau das Richtige getan hatte. Doch seit dem Tag, an dem sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter erhalten hatte, war ihr nicht mehr so elend zu Mute gewesen wie jetzt.
Das Geräusch der leise ins Schloss fallenden Tür versetzte Cord in seinem tiefsten Inneren einen schweren Stoß. Sein Körper pulsierte mit ungestilltem Verlangen, und er wurde sich seines Begehrens schmerzhaft bewusst. Er war selbst über das Ausmaß seiner Empfindungen überrascht, zugleich spürte er eine große Erleichterung, dass Victoria seinem perfiden Plan nicht nachgegeben hatte.
Es ließ sich nicht leugnen, dass er im Laufe der Jahre in Be- zug auf Frauen ein wenig abgestumpft war, denn niemals zu- vor hatte er sich zu einer solch hinterlistigen Strategie der Ver- führung hinreißen lassen.
Aber heiligte der Zweck nicht die Mittel? Wenn Victoria sei- ne Geliebte wäre, würden sie und ihre Schwester gut versorgt sein, denn selbstverständlich würde er beide auch nach dem Ende der Affäre finanziell unterstützen.
Es wunderte ihn daher, dass er fast erleichtert war, als sie seinem Vorhaben nicht zugestimmt hatte. In den Wochen, in denen sie nun schon in seinem Haushalt arbeitete, hatte er be- gonnen, sie zu
Weitere Kostenlose Bücher