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Martin, Kat - Perlen Serie

Martin, Kat - Perlen Serie

Titel: Martin, Kat - Perlen Serie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 1. Perlen für die Braut
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Gedanken zu fassen.
    Jetzt hatte sie die letzte Stufe der schmalen Stiege erreicht und öffnete die Tür, die auf den Dachboden führte. Der Raum wurde nur vom schwachen Schein der Abendsonne erhellt, die durch eine kleine Luke drang. Ihre Lampe warf ein unheimli- ches Licht auf die schrägen Wände, und dicke Staubflocken wirbelten unter ihren Füßen auf.
    Sie wollte die Truhen durchsuchen, die ihrer Mutter gehört hatten und die ihre Eltern jedes Jahr benutzt hatten, wenn sie nach London reisten. Bei ihrer Rückkehr waren die Kisten im- mer randvoll mit Geschenken gewesen, die sie für ihre beiden Töchter mitgebracht hatten.
    Nach dem Tod ihrer Mutter hatten die Dienstboten ihre Kleider in den Truhen verstaut. Tory hatte sie unlängst durch- sehen wollen, um einiges davon dem Pfarrer für die Armen in der Gemeinde zu geben; die Erinnerung an ihre Mutter war ihr jedoch immer noch zu schmerzlich gewesen. Bislang hatte sie es nicht gewagt, ihre Hinterlassenschaften anzurühren.
    Aber nun heiratete Claire, und eine junge Frau sollte an ih- rem Hochzeitstag irgendetwas tragen, was einst ihrer Mutter gehört hatte. Tory versuchte, die traurigen Erinnerungen zu verdrängen, und ging zielstrebig in den hinteren Teil des Dachbodens.
    Sie wusste, dass der Schmuck ihrer Mutter in einer der Tru- hen aufbewahrt wurde. Zwar hatte sich ihr Steifvater bereits alles angeeignet, was irgendwie von Wert war, es blieben aller- dings noch genügend hübsche Hutnadeln und Broschen und

andere schöne Dinge, die ihre Mutter gerne getragen hatte. To- ry musste an die mit Diamanten besetzte Perlenkette denken, die sie gestohlen hatte. Wie gut würde sie Claire zu Gesicht ste- hen! Aber die Halskette war verschwunden, und sie hoffte, dass sie etwas anderes finden würde, das zu ihrer Schwester passte.
    Tory versuchte, nicht an den Mann zu denken, den Claire heiraten würde. Wie schnell hatte Cord sich in die neue Situa- tion gefügt und der Hochzeit mit ihrer Schwester zugestimmt! Sobald sie daran dachte, fühlte sie sich betrogen.
    Doch war die ganze Sache nicht ihre eigene Schuld? Sie trug die Verantwortung für die Ereignisse, die sie nun so betrübten, und nicht der Earl.
    Der Schmerz blieb hingegen der gleiche, hatte sie doch ge- glaubt, dass er mehr für sie empfinden würde.
    Tory seufzte schwer in der dämmerigen Stille des Dachbo- dens und nahm sich ganz fest vor, nicht mehr an Cord zu den- ken. Sie kniete sich vor die erste Schiffstruhe, hob den schwe- ren Deckel und begann, den Inhalt durchzusehen. Die Kiste enthielt hauptsächlich Kleider und Handschuhe, auch einen Hut mit Straußenfedern, einen Turban aus plissiertem Satin und einen herrlichen Hermelinmuff. Die Kleider waren schon etwas aus der Mode gekommen, denn sie stammten alle aus der Zeit, als ihr Vater noch lebte; sie waren hingegen noch immer schön.
    In der zweiten Kiste fand sie Schuhe aus feinstem Leder, zar- te Unterwäsche und ein Nachthemd aus Batist mit kleinen ro- safarbenen Schleifen. Sanft fuhr Tory mit dem Finger über den Stoff und dachte an ihre Mutter. Mit einem Mal fühlte sie wie- der die tiefe Einsamkeit und Verlassenheit, die sie in den letz- ten Jahren stets verdrängt hatte.
    Ich vermisse dich so sehr, Mama.
    Sie wünschte sich so sehr, dass ihre Mutter jetzt bei ihr sein könnte, dass ihr Vater noch lebte und nichts von dem, was sich in den letzten Monaten ereignet hatte, je geschehen wäre. Ent- schlossen klappte Tory den Deckel der Truhe zu. Sie wusste, dass es unsinnig war, sich etwas zu wünschen, das sich nie er- füllen würde. Claire und sie mussten nun selber auf sich auf- passen.
    Als sie auch die dritte Schiffstruhe öffnete, entdeckte sie ei- nen Fächer aus schwarzer Spitze, einen Samtumhang mit Fransen und einige bunte Schals. Vorsichtig nahm sie die Sa-

chen heraus und sah auf dem Boden der Kiste die schwarze Schmuckkassette mit den Einlegearbeiten aus Perlmutt lie- gen. Behutsam berührte sie die glänzend schimmernde Ober- fläche, hob die Kassette heraus und stellte sie vor sich auf den Boden.
    Ihre Hand zitterte, als sie den Verschluss öffnete. An einige der Schmuckstücke, die auf dem dunkelblauen Samt lagen, konnte sie sich noch erinnern - an die Kamee aus schwarzem Jett oder die wunderschöne Brosche mit den gefassten Rhein- kieseln, die ihre Mutter häufig an ihrem Umhang getragen hat- te, oder den kunstvoll bestickten Kragen und eine schmale Kette aus hellrosafarbenen Edelsteinen mit dazu passenden Ohrringen ...
    Etwas, das

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