Martin, Kat - Perlen Serie
zurückgekehrt. Danielle hatte geheiratet, und Caro war nun die Kammerzofe einer Duchess.
Robert McKay war in ihr Leben getreten ... und sie hatte sich in ihn verliebt.
Tränen traten ihr in die Augen, und Caro blinzelte hastig. Sie hatte schon mehr als genug wegen Robert McKay geweint.
Mittlerweile war zwar bewiesen, dass Robert unschuldig war und er ihr die Wahrheit gesagt hatte, doch noch immer hatte er kein Wort über seine Gefühle zu ihr verloren, und in den Mona- ten seit ihrer Rückkehr nach England hatte er sie kein einziges Mal besucht.
Für Caro war die Sache klar. Robert war ein Earl, und sie war nur eine Kammerzofe. Natürlich würde er nun nicht mehr zu ihr kommen. Selbst wenn er einmal etwas für sie empfun- den haben mochte, so würden sich seine Gefühle für sie geän- dert haben, sobald er davon erfahren hatte, dass er dem Adel angehörte.
Robert war für sie verloren, und mit dieser Tatsache fand sie sich am besten ab, damit sie bald wieder mit ihrem einfachen, unkomplizierten Leben zufrieden sein konnte, das sie bislang
geführt hatte.
Doch noch während sie dies dachte, schrie ihr Herz laut auf. Wenn sie geahnt hätte, wie viel Leid es bereiten konnte, jeman- den zu lieben, dann wäre sie an jenem ersten Abend niemals zu Robert in den Stall gegangen! Niemals hätte sie ihn geküsst oder ihm erlaubt, sie zu küssen.
Caro unterdrückte ein Schluchzen und war fest entschlos- sen, jeden Gedanken an Robert McKay aus ihrem Bewusstsein zu verbannen. Doch noch immer fand sie keinen Schlaf. Statt- dessen lauschte sie dem Flüstern des Windes, der durch die kah- len Äste der Bäume vor ihrem Fenster streifte, hörte schwachen Hufschlag auf der kopfsteingepflasterten Straße und das Rum- peln einer Kutsche, die am Haus vorbeifuhr.
Während der nächsten Stunden fiel sie in einen leichten Schlummer, aus dem sie immer wieder erwachte. Auf einmal vernahm sie ein leichtes Klopfen gegen die Fensterscheibe, das zunehmend lauter wurde. Caro stand auf und ging zum Fenster hinüber, um in die Dunkelheit hinauszusehen.
Ihr stockte der Atem, als sie einen Mann erblickte, der auf dem schmiedeeisernen Geländer vor ihrem Fenster hockte. Doch als der Mann sich vorbeugte und erneut anklopfte, er- kannte sie ihn, und ihr Herz machte einen Sprung.
Robert!
Die Hände zitterten ihr, als sie den Riegel zurückschob und das Fenster öffnete. Ohne ein Wort sprang Robert ins Zimmer und schloss das Fenster hinter sich und vor der Kälte, die von draußen hereindrang. Dann drehte er sich zu ihr um und sah sie gebannt an, und Caro dachte kurz, wie schrecklich sie doch aussehen musste ...
Du lieber Himmel, sie hatte ja nicht einmal ihr Haar gefloch- ten! Sie hatte es offen gelassen, und es fiel ihr in wilden Locken den Rücken hinab, und einzelne Strähnen ihres hellblonden Haars hingen ihr zerzaust ins Gesicht. Sie trug nur ein Baum- wollnachthemd, unter dessen Saum ihre bloßen Füße hervorsa- hen, und wegen der Kälte hatten ihre Brustspitzen sich aufge- richtet, was sich durch den dünnen Stoff kaum verbergen ließ.
Caro errötete. „Ich ... ich bin nicht angezogen", sagte sie mit schwacher Stimme. „Ich weiß, dass ich furchtbar aussehe. Ich ..."
Was immer sie noch hatte sagen wollen, verstummte unter dem Ansturm seines Mundes. Robert küsste sie, wie er sie nie
zuvor geküsst hatte, und sein wildes, leidenschaftliches Verlan- gen sagte mehr, als sie jemals von ihm zu hören gehofft hatte.
„Entschuldige", meinte er und trat einen Schritt zurück. „Ich wollte nicht ... Ich hoffe, dass ich dir keine Angst einge- jagt habe."
„Nein, das hast du nicht." Sie berührte ihre Lippen, die von seiner Liebkosung noch immer bebten. „Ich bin so froh, dich zu sehen, Robert."
„Ich musste einfach kommen." Er streckte seine Hand aus und berührte ihre Wange. „Keinen Moment länger hätte ich es ohne dich ausgehalten."
„Robert..." Caro fiel ihm erneut in die Arme und empfand ein völlig ungeahntes Glück. „Ich habe dich so sehr vermisst."
Sie spürte seine Hände in ihrem Haar, fühlte, wie er sanft ih- ren Kopf umfasste und sie dann erneut küsste. Danach sah er sie an, wie sie im schwachen Licht des Mondes, das durch das Fenster fiel, vor ihm stand.
„Ich hatte vergessen, wie schön du bist."
Erneut schoss ihr heiß das Blut in die Wangen. „Ich bin über- haupt nicht schön."
„Doch, das bist du. Mit deinem fein geschnittenen Gesicht und deiner hellen Haut bist du wie eine Blume im Frühling. Dein
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