Martin, Kat - Perlen Serie
daraufhin nichts. Sie fühlte sich wunder- bar entspannt und war so schläfrig wie schon seit Tagen nicht mehr. Aber sie hatten sich noch immer nicht geliebt, und es war offensichtlich, dass Rafe nicht annähernd so glücklich und er- füllt war wie sie.
Und auf einmal wurde ihr bewusst, dass er sein Wort gehal- ten hatte, wenngleich ihm dies unendlich schwergefallen sein dürfte. Danielle klammerte sich an diesen tröstlichen Gedan- ken und fiel in einen tiefen Schlaf.
15. KAPITEL
In London war es kühl, und von der Themse her wehte ein fri- scher Wind. Ethan Sharpe fuhr mit seiner Kutsche in Whitehall vor, wo er ein Treffen mit Howard Pendieton vom Kriegsminis- terium hatte.
Als er aus seinem Wagen stieg, sah er Max Bradley aus dem Schatten des palastartigen Gebäudes treten und auf sich zu- kommen.
„Schön, Sie zu sehen, Ethan."
„Ganz meinerseits, Max." Seit Max Ethan das Leben geret- tet hatte, war zwischen ihnen eine Freundschaft entstanden, die sich über soziale Unterschiede und Formalitäten hinweg- setzte.
„Pendietons Nachricht war recht unbestimmt", meinte Ethan. „Er schrieb nur, dass Sie wieder in England wären. Wahrscheinlich möchte er meine Meinung zu einer Sache hö- ren, die Sie herausgefunden haben."
„Sie waren einer der erfolgreichsten Freibeuter der britischen
Krone", meinte Max, nachdem sie das Gebäude betreten hatten. „Ihre Meinung ist für den Colonel immer noch von unschätzba- rem Wert."
Ethan nickte. „Gibt es Neuigkeiten von Rafe?"
Max schmunzelte leicht. „Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er heiraten wollte."
„Er hat sie also gefunden."
„Ja, das hat er."
„Und anscheinend war er nicht der Meinung, dass Clemens der richtige Mann für sie sein würde."
„Sieht so aus, als wäre er von ihm nicht sehr angetan gewe- sen."
Ethan war nicht überrascht, dass es so gekommen war, und er fragte sich, welcher Mann Rafe wohl so sehr beeindrucken könnte, dass er ihn die Frau heiraten ließe, die einmal die Sei- ne hätte werden sollen. Als sie die langen Korridore hinunter- gingen und ihre Schritte auf dem Marmorboden widerhallten, musste Ethan lächeln.
„Schon als er nach Amerika aufgebrochen ist, hatte ich so eine Ahnung, dass er sie heiraten würde - wenngleich ich glau- be, dass er sich zu dem Zeitpunkt darüber selbst noch nicht im Klaren war." Ethan klopfte kurz an die Tür, die zum Büro des Colonels führte, bevor er und Max eintraten.
Der Raum war nur spärlich möbliert mit einem Bücherregal, zwei Tischen, auf denen Landkarten und Schaubilder ausge- breitet lagen, und dem alten Schreibtisch des Colonels, vor dem zwei Sessel standen.
Pendieton erhob sich, als er Ethan auf sich zukommen sah. „Danke, dass Sie kommen konnten, Mylord."
„Was kann ich für Sie tun, Hal?" Auch Pendieton war damals an Ethans Befreiung beteiligt gewesen, und die beiden Männer waren seitdem gute Freunde.
Der Colonel lächelte. Er hatte silbergraues Haar, wirkte sehr würdevoll und war einer der verlässlichsten und arbeitsams- ten Männer, die das Ministerium hatte. „Es ist vielleicht am besten, wenn Max Ihnen selbst erklärt, was er herausgefunden hat. Und dann wäre ich sehr gespannt zu hören, wozu Sie uns in der Angelegenheit raten."
Bradley berichtete nun davon, was es mit besagten Schiffen auf sich hatte, die in Amerika gebaut wurden, und er erzählte auch von Bartel Schrader, dem Holländer, der vermutlich einen
Handel mit den Franzosen zuwege gebracht hatte.
„Solche Schiffe habe ich nie zuvor zu Gesicht bekommen", meinte Max abschließend. „Sie sind leicht gebaut, schnell und ausgesprochen wendig. Unter Waffen würden sie für die briti- sche Flotte verheerend sein."
Ethan saß in einem der beiden Sessel, die vor dem Schreib- tisch des Colonels standen, und streckte sein rechtes Bein vor- sichtig aus. Von einer alten Kriegsverletzung hatte er ein leich- tes Hinken zurückbehalten, und manchmal schmerzte es auch noch ein wenig.
„Wenn ich Sie richtig verstanden habe", meinte er nun, „dann denken Sie, dass unsere Regierung dem Geschäft zu- vorkommen und ihrerseits ein Gebot machen sollte, damit die Franzosen nicht in den Besitz der Flotte gelangen."
Max nickte. „Ganz richtig. Sheffield hat mir einen Brief ge- schrieben, den der Colonel auch schon gelesen hat. Nach An- sicht des Dukes, und ich bin ganz seiner Meinung, könnten die- se Schiffe eine große Bedrohung darstellen."
Der Colonel holte eine Papierrolle hervor und
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