Martin, Kat - Perlen Serie
Erfahrung sprechen kann."
„Natürlich."
„Einige Tage vor deiner Hochzeit hast du mir erzählt, dass der Duke zugestimmt hatte, auf seine ehelichen Rechte zu ver- zichten, bis ihr beide wieder zurück in England wärt."
„Ja, das hat er mir versprochen."
„Ich mag nicht gerade viel über das andere Geschlecht wis- sen, aber einer Sache zumindest bin ich mir sicher - ein junger, kraftvoller Mann wie der Duke vermag nicht wochenlang an der Seite der Frau zu schlafen, die er begehrt, ohne dafür einen hohen Preis zu zahlen. Und wenn ich mir dich so anschaue, denke ich, dass es auch an dir nicht spurlos vorübergeht."
„Ich brauche Zeit, um wieder Vertrauen zu ihm zu fassen. Das verstehen Sie doch sicher?"
Ihre Tante lehnte sich in ihrem Sessel zurück, den sie mit ihrer korpulenten Figur völlig ausfüllte, und betrachtete Dani- elle aufmerksam, während der Steward kam und den Tee ser- vierte.
Nachdem der junge Mann sie wieder allein gelassen hatte, nahm Tante Flora einen Schluck Tee und sah Danielle über den Rand ihrer Tasse hinweg an. „Wenn du Richard Clemens
geheiratet hättest, würde er sich niemals auf eine solche Ver- einbarung eingelassen haben, und du wärst schon längst seine Frau ... tatsächlich seine Frau, meine ich."
Danielle wandte den Blick ab und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Sie wusste, dass ihre Tante recht hatte.
„Wir kennen uns nun schon über fünf Jahre, Danielle. In die- ser Zeit habe ich dich ziemlich genau beobachtet und kenne dich vielleicht besser als du selbst."
„Was wollen Sie damit sagen, Tante Flora?"
„Der Duke of Sheffield ist ein gut aussehender, überaus attraktiver Mann, und es ist ganz offensichtlich, dass du dich sehr zu ihm hingezogen fühlst. Ich kann es in deinen Augen se- hen, wann immer du ihn anschaust. Und ebenso offensichtlich ist, dass der Duke sich noch weitaus mehr zu dir hingezogen fühlt."
Danielle machte sich nicht die Mühe, dem zu widersprechen. Wenngleich Rafe seit einiger Zeit wieder eine höfliche Distanz zu ihr wahrte, konnte ihr doch kaum das leidenschaftliche Verlangen entgehen, das sie nach wie vor in seinen Augen er- blickte. „Was genau meinen Sie, Tante Flora?"
„Erlöse deinen Mann von seinem Versprechen."
Danielle errötete zutiefst. Dies war wohl kaum ein Thema, das sie mit ihrer Tante zu besprechen wünschte. Andererseits war ihr der Gedanke in den letzten Tagen selbst kaum noch aus dem Kopf gegangen. „Wir sind fast wieder zu Hause, und wenn wir erst einmal in London sind ..."
„Wenn wir erst einmal wieder in London sind, wirst du dir deiner Sache noch weniger gewiss sein als jetzt. Dadurch, dass du mit deinem Ehemann eine Kabine teilst, konntet ihr euch an die Nähe des anderen gewöhnen, und das ist sehr wichtig. Wenn du nun noch länger wartest, wird alles wieder ganz neu und ungewohnt sein, und die Vertrautheit, die zwischen euch bestanden hat, wird vergessen sein."
Flora stellte ihre Teetasse ab und griff nach Danielles Hand. „Hör auf deine innere Stimme, meine Liebe."
Danielle erwiderte nichts. Dafür stürmten Erinnerungen auf sie ein ... von der Abendgesellschaft, auf der sie sich das erste Mal begegnet waren. Rafe hatte sie allen anderen Frauen vor- gezogen und sie angesehen, als würde er niemanden bemerken außer ihr. Anders als die anderen jungen Frauen, die ihn den ganzen Abend umschwärmten, von seinem hohen Rang beein-
druckt waren und bei jedem seiner Worte einer Ohnmacht na- hekamen, hatte Danielle sich Rafe immer ebenbürtig gefühlt. Er war schließlich auch nur ein Mann und keineswegs das gott- gleiche Wesen, für das ihn viele Frauen zu halten schienen. Vom ersten Moment an hatte sie sich in seiner Gegenwart wohlgefühlt, und während sie sich angeregt unterhielten, stellte sie fest, dass sie beide viel gemein hatten. Sie erinnerte sich auch wieder an den kurzen Augenblick auf der Terrasse, als niemand sie beobachtete und Rafe zum ersten Mal ihre Hand gehalten hatte. Danielles Herz war damals von einer so gewaltigen Emp- findung ergriffen worden, dass ihr immer noch schwindlig wur- de, wenn sie nur daran dachte.
Langsam drangen Tante Floras Worte in ihr Bewusstsein. Von ihren Gefühlen für Rafe ganz abgesehen, konnte sie nicht leug- nen, dass sie ihn begehrte.
„Danke, Tante Flora. Ich werde darüber nachdenken." Das rundliche, gepuderte Gesicht ihrer Tante erhellte sich mit einem strahlenden Lächeln. „Ich bin mir sicher, dass du dich richtig entscheiden wirst,
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