Martin, Kat - Perlen Serie
ganzen Kraft seines Körpers gegen den ihren.
Grace wehrte sich, und Tränen brannten in ihren Augen. „Lass mich los!"
„Ich werde dich nicht loslassen. Nie, Grace. Du bist meine Frau, und ich liebe dich. Ich habe deinen Vater nicht an Pendle- ton verraten, denn ich habe dir mein Wort gegeben und würde dich niemals anlügen. Nie würde ich etwas tun, das dich verlet- zen könnte."
Zögernd hörte sie auf, gegen ihn anzukämpfen. Sie sah zu ihm auf und konnte in seinen Augen den Aufruhr seiner Ge- fühle lesen.
„Hast du mich verstanden, Grace? Ich habe weder Pendleton noch irgendjemand anders von deinem Vater erzählt. Ich habe euch beiden versprochen, dass ich tun würde, was ich kann, um die Wahrheit herauszufinden, und das werde ich auch weiter- hin tun. Gleich morgen früh werde ich McPhee berichten, was geschehen ist. Ich werde ihn bitten, seine Ermittlungen mit verstärkter Kraft voranzutreiben, und alles nur Mögliche tun, um zur Wahrheit zu gelangen. Ich werde mit Rafe und Cord sprechen und sie um Hilfe bitten. Collingwood ist jemand aus unseren eigenen Kreisen. Vielleicht können meine Freunde et- was in Erfahrung bringen."
Langsam lockerte er seinen Griff um ihre Handgelenke. Sie lehnte sich an ihn, und er nahm sie zärtlich in seine Arme.
„Uns bleiben noch vier Tage, Liebste, und wir werden die
Zeit nicht ungenutzt verstreichen lassen."
Sie konnte nur wortlos nicken, denn noch immer war sie den Tränen nahe. Hinter ihnen öffnete sich nun die Tür, und heraus kamen die Soldaten, die den Viscount abführten. Vor dem Gast- hof stand eine Kutsche bereit, die ihn in das Gefängnis von Newgate bringen würde.
„Vater", flüsterte Grace und meinte ihr Herz zerbrechen zu fühlen.
Ethan zog sie fester an sich. „Du kannst ihm heute Abend nicht mehr helfen, Grace."
Als sie schließlich nickte, ließ er sie aus seinen Armen und fasste sie um die Taille. „Morgen werde ich mit meiner Suche beginnen. Aber jetzt, meine Liebe, fahren wir erst einmal nach Hause."
Sie spürte die Kraft, die er ausstrahlte. Seine Miene war hart und scheinbar unbewegt, und Grace sah den entschlossenen Zug um seinen Mund - doch letztlich war es der verständnis- volle Blick seiner schönen hellen Augen, der sie davon über- zeugte, dass er sie nicht angelogen hatte.
Er hatte sie und ihren Vater nicht hintergangen. Sie wür- de sich auf ihn verlassen können, was auch immer geschehen mochte.
Grace nahm all ihren Mut zusammen und ließ sich von ihm zurück zur Kutsche bringen.
28. KAPITEL
Wenig erholt wachte Grace auf, da sie nach den Ereignissen des vergangenen Abends nur schwer hatte einschlafen können. Sobald die schwachen Strahlen der Dezembersonne durch das Fenster drangen, läutete Grace nach Phoebe, die gleich herbei- geeilt kam und ihr half, sich anzuziehen und ihr Haar zu frisie- ren. Danach machte sie sich auf den Weg nach unten.
Das Hauspersonal hatte mit den Vorbereitungen für die Fest- tage alle Hände voll zu tun. Obwohl Grace noch immer nicht in feierlicher Stimmung war, schien die Vorfreude auf das Fest die ganze Stadt erfasst zu haben. Morgen war bereits der erste Weihnachtstag, und die Belfords waren von Cord zum Abendes-
sen eingeladen worden. Ethans ganze Familie würde anwesend sein, auch seine Schwester Sarah, ihr Mann Jonathan und ihr Sohn Teddy.
Zudem waren weitere Gäste geladen worden, unter anderem auch Grace' Eltern, diese hatten jedoch bereits abgesagt. Ihrer Mutter dürfte es schwer gefallen sein, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen, dachte Grace. Ein Marquess, ein Earl und ein Viscount, alle an einem Tisch versammelt - ganz zu schwei- gen von ihren Frauen!
Grace würde ihre Einladung am liebsten ebenfalls absagen, aber das konnte sie Ethan nicht antun. Sie würde hingehen und versuchen, den Abend über nicht an ihren Vater zu denken, der in seiner Zelle dem Tod entgegensah. Grace atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Verrat galt als eines der schlimmsten Verbrechen, und die Strafe dafür sah eigentlich vor, dass der Verurteilte gehängt, gestreckt und gevierteilt wurde. Heutzu- tage beschränkte man sich auf den Tod durch den Strick. Doch auch dieser Gedanke genügte, um Grace einen eiskalten Schau- der über den Rücken zu jagen.
Im Laufe des Vormittags fuhr sie gemeinsam mit Ethan in die Bow Street. Als sie ihn gebeten hatte, ihn zu Jonas McPhee begleiten zu dürfen, schien er erst widersprechen zu wollen, hatte dann aber schließlich genickt.
„Ich weiß, wie wichtig
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