Martin, Kat - Perlen Serie
anmutig im Takt der Musik. „Deine Frau scheint einen Bewunderer gefunden zu haben", stellte Cord fest und nahm einen Schluck Champagner.
„Das sehe ich auch." Finster sah Ethan zu dem hochgewach- senen Mann mit dem hellbraunen Haar hinüber, der bereits zum zweiten Mal mit Grace tanzte. „Er kommt mir irgendwie bekannt vor."
„Martin Tully, Earl of Collingwood", half Cord aus.
„Collingwood lebt die meiste Zeit des Jahres auf seinem Landsitz nahe Folkestone", erläuterte Rafe.
Ethan beobachtete, wie der Mann sich elegant auf der Tanz- fläche bewegte und Grace dabei die ganze Zeit anlächelte. Und Grace erwiderte sein Lächeln!
Plötzlich erinnerte er sich. „Ich weiß, wo ich ihm schon ein- mal begegnet bin. Er war auf der Lady Anne, als ich Grace von Bord holte. Sie unterhielten sich gerade."
Rafes dunkle Brauen schossen fragend in die Höhe. „Colling- wood? Ich wusste gar nicht, dass Grace ihn kennt."
„Nun, er scheint sie auf jeden Fall gut zu kennen."
Rafe warf Ethan einen kurzen Blick zu. „Vielleicht solltest du deiner Frau einfach etwas mehr Aufmerksamkeit ..."
„Gute Idee. Wenn ihr mich nun bitte entschuldigt."
Die Musik endete genau in dem Moment, als Ethan an Grace' Seite war. Es gefiel ihm nicht, wie sie über etwas lachte, das der Earl gesagt hatte, und wie er ihre Hand auch nach dem Tanz noch hielt. Es gefiel ihm ganz und gar nicht.
„Vielen Dank, dass Sie sich so zuvorkommend um meine Gat- tin gekümmert haben", sagte er ein wenig zu scharf. „Es war
sehr nachlässig von mir, ihr bislang nicht selbst mehr Zeit ge- widmet zu haben."
„Wir sind uns noch nicht begegnet, soweit ich weiß", meinte der Earl und lächelte irritiert. „Martin Tully, Earl of Colling- wood." Höflich verneigte er sich.
„Oh, wir hatten schon einmal das Vergnügen. Ethan Sharpe, Marquess of Belford, Captain der Sea Devil. Vielleicht erin- nern Sie sich."
Lord Collingwood erblasste sichtlich und sah abwechselnd von Grace zu Ethan, als könne er nicht glauben, was er gerade gehört hatte. „Sie ... Sie sind der Mann, der sie entführt hat?" Ethan warf Grace einen kurzen Blick zu. Bleich wie ein Ge- spenst sah sie ihn an, als hätte er plötzlich zwei Hörner auf der Stirn.
„Es war einfach ein Missverständnis", erklärte Ethan schnell. „Sobald es sich aufgeklärt hatte, wurde die Dame unverzüglich zu ihrer Tante gebracht." Er lächelte angriffslustig. „Nur ein Versehen - wenngleich keines, das ich bedauern würde."
Er legte seinen Arm besitzergreifend um Grace' Taille und zog sie an sich. „Denn auf diese Weise habe ich meine wunder- bare Frau kennen gelernt." Er beugte sich zu ihr und küsste sie kurz auf den Mund. „Also mag es vielmehr ein Wink des Schicksals gewesen sein."
Argwöhnisch zog der Earl die Stirn in Falten und wandte sich dann wieder an Grace. „Ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen werden. Genießen Sie den Abend noch, meine Liebe." Mit diesen Worten verabschiedete er sich.
„Was um alles in der Welt ist in dich gefahren?", fragte Grace, und langsam kehrte die Farbe wieder in ihr Gesicht zurück. „Ich wusste gar nicht, dass du mit dem Earl so gut bekannt bist."
Sie zuckte mit den Achseln. „Wir sind uns an Bord der Lady Anne begegnet. Auf seiner Rückreise hat er mich kurz in Scar- borough besucht."
„So? Der Mann ist ganz offensichtlich in dich vernarrt. Es wäre mir lieber, wenn du ihn nicht auch noch ermuntern wür- dest."
„Der Earl wollte einfach nur aufmerksam sein."
„Nun, jetzt werde ich mich dir widmen. Wollen wir tanzen, meine Liebe?"
Sie presste ihre Lippen zusammen, und einen Moment lang
fürchtete er, sie würde ihm einen Korb geben.
„Bedenke bitte, weshalb wir heute Abend hier sind, Grace. Wir wollen doch die Gerüchte um unsere Heirat zum Verstum- men bringen, nicht wahr? Wenn du deinem Mann nun einen Tanz verweigerst, wäre das sicher nicht förderlich."
Verärgert hob sie ihr Kinn, drehte sich um und ging ihm vo- ran auf die Tanzfläche. Das Orchester stimmte ein bekanntes Stück an, und Ethan zog sie etwas enger als nötig an sich. Von Grace' bloßen Schultern stieg zarter Lavendelduft auf, die Bergkristalle, die sie in ihren rotbraunen Locken trug, funkel- ten genauso wie ihre strahlenden Augen, und Ethan war ver- sucht, seine Lippen an ihren Hals zu pressen, dort, wo er leicht ihren Puls schlagen sehen konnte.
Er zog sie noch etwas fester an sich, bis er spürte, wie ihre Brüste sich an ihn schmiegten. Am liebsten würde er
Weitere Kostenlose Bücher