Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MASH

Titel: MASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Hooker
Vom Netzwerk:
zeichnete sich bereits eine leichte Besserung im Zustand des Patienten ab und bewies, daß der Zeitpunkt der Operation sehr richtig kalkuliert worden war. Um ein Uhr dreißig betrat Hawkeye Pierce die Poker- und Zahnklinik des Schmerzlosschinders, um sich die Wartezeit zu vertreiben. Um ein Uhr fünfundvierzig erschien Colonel DeLong in der Kieferstation und benahm sich, wie es seinem militärischen Rang zukam.
    »Captain Pierce, Sie sind für einen Schwerverwundeten verantwortlich, und ich finde Sie hier beim Pokern.«
    Hawkeye wußte, daß der Colonel ihm an Praxisjahren überlegen war.
    Genau so wußte er jedoch, daß die Operationstechnik bei Schwerverletzten eine Übung erforderte, die nur der haben konnte, der sich längere Zeit hindurch, tagein und tagaus damit befassen mußte. Er verstand die Einstellung des Colonels, aber er war in störrischer Laune. Daher antwortete er bloß:
    »Scheiß dich nicht an, Papa.«
    »Wie?« sagte der Colonel.
    »Gimmir drei«, sagte Hawkeye zu Captain Waldowski.
    Der Schmerzlosschinder gab ihm drei.
    »Pierce!« schrie Colonel DeLong, »die Operation eilt!« • »Scheißen Sie sich nicht an, Colonel.«
    »Wollen Sie sich endlich um Ihren Patienten kümmern oder beabsichtigen Sie, weiterhin zu pokern, Captain?«
    »Ich spiele jetzt bis drei Uhr, weil der Patient erst dann ausreichend vorbereitet ist. Aber wenn Sie lieber jetzt gleich an ihm 'rumschnippeln wollen, lassen Sie sich nicht aufhalten, Colonel. Mein Sold bleibt der gleiche, ob ich arbeite oder nicht.«
    Der Colonel stand wortlos auf. Hawkeye hatte zwei Asse, zog keine berühmte Karte, wartete, bis er mitgehen mußte, und stieg dann aus, weil er inzwischen wußte, daß der Schmerzlosschinder entweder ein Straight oder ein Flush hatte.
    Der Colonel stand noch immer stumm da. Hawkeye zündete sich eine Zigarette an und ignorierte ihn.
    »Pierce, ich habe mit Ihnen zu reden«, sagte der Colonel.
    »Hören Sie, DeLong, ich habe schlecht geschlafen, und außerdem bin ich lang genug bei diesem Verein, daß ich nicht mit Ihnen reden muß, wenn ich keine Lust dazu habe. Für mich sind Sie nichts weiter als ein aufgeblasener Aktiver, und die kotzen mich durch die Bank an. Höchstens, daß Henry Blake eine Ausnahme ist. Entweder Sie übernehmen den Fall selbst oder Sie assistieren mir um drei.«
    Die Pokerspieler waren mehr an ihren Karten als an der Auseinandersetzung interessiert und nahmen den Colonel gar nicht zur Kenntnis. DeLong trat den Rückzug an. Um zwei Uhr fünfundvierzig hörte Hawkeye zu spielen auf. Der Patient wurde in den Operationssaal gebracht. Der Häßliche John begann mit der Narkose.
    »Rufen Sie Colonel DeLong«, sagte Hawkeye zu einem Sanitäter.
    Der Colonel kam und schrubbte sich neben Hawkeye die Hände. Langsam verspürte Hawkeye etwas wie Reue.
    »Colonel«, begann er, »um ein Uhr dreißig hatte dieser Bursche nicht mal noch einen halben Liter Blut intus, und er hat ein bis eineinhalb Liter verloren. Sein Puls war 120 und der Blutdruck etwa 90. Jetzt ist der Puls 80 und der Blutdruck 120. Die kollabierte Lunge hat sich wieder gedehnt. Man hat ihm intravenös ein Gramm Terramycin gespritzt. Jetzt können wir ihn gefahrlos operieren. Natürlich haben wir keine Zeit zu verlieren, aber es besteht kein Anlaß zur Panik.«
    Die Operation nahm den gewohnten Verlauf. Zahlreiche Perforationen mußten vernäht und ein Stück Dünndarm entfernt werden. Nach einer Stunde war der sichtbare Schaden behoben.
    »Und jetzt stelle ich Ihnen eine knifflige Frage, Colonel«, sagte Hawkeye.
    »Sind wir Ihrer Meinung nach fertig?«
    »Offenbar nehmen Sie das nicht an, aber ich weiß nicht, warum«, gab Colonel DeLong zu.
    »Sehen Sie, Papa, im Dickdarm haben wir keine einzige Perforation gefunden. Die waren alle im Dünndarm, aber das riecht anders. Mir ist ein Dickdarmgeruch in die Nase gestiegen, aber woher er kommt, ist nicht zu sehen, stimmt's?«
    »Stimmt«, sagte der Colonel.
    »Wenn uns der Schaden nicht ins Gesicht lacht, muß er sich im untersten Teil des Dickdarms verstecken, und wir werden ihn nur entdecken, wenn wir danach suchen.«
    Sie fanden die perforierte Stelle tatsächlich. Der Colonel war beeindruckt.
    Hawkeye sanierte den Darm, machte eine Kolotomie und schloß die Operationswunde.
    Nachher sagte der Colonel bei einer Tasse Kaffee:
    »Zugegeben, Pierce, Ihre Leistung war beachtlich, aber Sie müssen einsehen, daß ich mir den unverschämten Ton nicht gefallen lassen kann, den Sie vorhin angeschlagen

Weitere Kostenlose Bücher