Maskenschmuck (German Edition)
genügend Geschichten dazu beitragen. Ben wollte in seinem Urlaub, der kurz bevor stand, vier Wochen Richtung Usedom segeln, befürchtete aber, dass er bei den östlichen Winden, die vorausgesagt waren, seine Route ändern und den Weg nach Norden einschlagen müsste.
„Guckt mal, ich habe mir ein neues Handy gekauft mit Navigator“, er zog seine neue Errungenschaft aus der Tasche, „Da kann man jetzt alle Seekarten einspeisen, und es zeigt die komplette Route an! Wenn man abweicht, erklärt die gleiche freundliche Stimme wie im Auto, dass und wie man Kurs halten sollte, um in die gewünschte Richtung zu kommen.“ Stolz gab er es in die Runde und jeder tippte darauf herum. Sofort entwickelte sich ein heftiger Wortwechsel um das Für und Wider eines solchen Gerätes.
„Das finde ich irgendwie unsportlich“, mäkelte Christin erst daran herum, fummelte aber sofort begierig an den Tasten des Gerätes.
„Ha, ausgerechnet du schreist das!“, lachte Rebecca sie aus, „Wer ist denn diejenige, die ohne ihr Handy keinen Schritt tut! Du kriegst doch die Krise, wenn es auch nur kurzfristig aus deinem Blickfeld verschwunden ist.“
Sie spielte auf einen Vorfall an, bei dem Christin bei einem gemeinsamen Einkaufsbummel in der Stadt alle in die stundenlange Suche nach ihrem Handy eingespannt hatte. Weil sie vergessen hatte, es zu laden, war es demnach auch telefonisch nicht zu orten. Eine echte Katastrophe für Christin. Es fand sich dann später – ganz unschuldig in ihrem Bad auf dem Waschbecken liegend.
„So, nun muss ich leider los, sonst komm ich morgen nicht aus dem Bett“, verabschiedete sich Rebecca bedauernd am späten Abend von der lustigen Runde.
Auch Ben erhob sich. Udo und Christin blieben allein zurück, nicht ungern, wie Rebecca nach einem Blick in Christins funkelnde Augen feststellte. Die würde jetzt bestimmt zu Höchstform auflaufen, mutmaßte sie.
„Tschüss, ihr zwei, und dass mir keine Klagen kommen ...“, und an Udo gewandt, „Bis demnächst mal, war schön, dich da zu haben. Viel Spaß in Dänemark, Udo. Schau mal wieder vorbei!“
Udo, der bei dem Stichwort „Dänemark“ etwas vage geguckt hatte, bedankte sich noch einmal herzlich bei Rebecca und umarmte sie zum Abschied.
Ben brachte sie bis zu ihrem Auto, „Na, da haben sich wohl zwei gefunden, oder? Christin verschlang Udo förmlich mit ihren Blicken“, spielte er belustigt auf die beiden an.
Dann schlug er Rebecca ein neues Treffen vor, „Lass uns am Samstag nach Holnis zum Baden fahren. Eine Woche darauf bin ich schon im Urlaub. Ich würde dich gern vorher noch ein paar mal sehen. Wie schön, dass wir uns im Segelklub über den Weg gelaufen sind.“
Galant half er ihr in den Wagen und schlug die Tür zu. Er hatte was, der Ben, überlegte Rebecca auf dem Weg nach Hause. So eine Verabredung konnte zumindest nicht schaden. Mal sehen, was draus wird.
*
Am nächsten Abend fiel ihr Blick auf ihren neuen, alten Schrank. Sie öffnete die Türen und setzte sich an die ausgezogene Schreibplatte. Sofort musste sie an ihre Mutter denken, die den Schrank so geliebt hatte, aber sie verdrängte die aufkommenden trüben Gedanken schnell. Eigentlich wollte sie schon längst ihre Schreibutensilien eingepackt haben, warum also nicht jetzt? Mm, so ein, zwei Unebenheiten fielen nun doch ins Auge. Ach, und da stand die kleine Schublade etwas vor, die Nicki so unvorsichtig herausgezogen hatte. Rebecca holte sie ganz heraus und fühlte mit der Hand in die Öffnung. Sie suchte mit den Fingern nach einer Führungsschiene, statt dessen fand sie einen kleinen Knauf, an dem sie vorsichtig drehte und zog. Es klickte. Ein weiteres Teil schob sich ihr dabei entgegen.
„Mist, jetzt ist noch mehr kaputt“, entfuhr es ihr.
In der Hand hielt sie eine zweite Lade, die hinter der eigentlichen angebracht war. Da hatte Nicki also doch recht behalten, ein Geheimfach, das mit einer Feder vorgeschoben wurde! Deswegen hatte die Schublade geklemmt. Leider war die rückwärtige Wand zerbrochen, so konnte sie die Lade nicht mehr zurückschieben. Rebecca versuchte, die Wand heraus zu fischen, hatte aber Angst, noch mehr zu beschädigen, also holte sie ihre Taschenlampe und leuchtete in die Öffnung. Ganz am Ende konnte sie etwas Blaues erspähen, kam aber mit ihren Fingern nicht daran.
Auf der Suche nach etwas Passendem durchwühlte
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