Maskenschmuck (German Edition)
betrat. Die Decke war zwar niedrig, aber die Weite und die verblüffende Helligkeit machte diesen Nachteil wieder wett. Die Fenster gingen nach Süden, und sie konnte einen entzückten Ausruf nicht unterdrücken, als sie in einen gar nicht so kleinen Garten hinausblickte. Das hatte sie gar nicht erwartet, dass hinter dem Haus noch so viel Platz war.
„Tja, der Garten gefällt Ihnen auch?“ Herr Rasmussen war unbemerkt hinter sie getreten, „Den hat meine Frau noch angelegt und jeden Tag darin gearbeitet. Nach ihrem Tod habe ich mich zwar bemüht, ihn in Schuss zu halten, aber einmal habe ich nicht genügend Zeit und zum anderen auch nicht die richtige Hand dafür.“
Dann begutachteten sie gemeinsam Rebeccas Schrank, den seine Gehilfen mittlerweile in die Werkstatt gestellt hatten. Rebecca wies ihn auf das zerstörte Geheimfach hin.
„Das wird wohl kein Problem werden. Sehen Sie, hier muss die Rückwand nur wieder ordentlich verleimt werden“, er nahm die kleine Lade in die Hand, „na, und die Feder, die muss ersetzt werden. Altersschwäche. Aber wenn Sie ihn schon mal hier haben, sollten wir ihn gleich richtig aufarbeiten. Der hat sicher einige Zeit nicht ganz trocken gestanden, da hinten hat sich die Fuge etwas gedehnt. Außerdem können wir den Holzton durch eine ordentliche Politur wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen. Dafür brauche ich nicht sehr lange, und furchtbar teuer wird es auch nicht,“ beantwortete er ihre unausgesprochene Frage.
Rebecca, die bei seinen Ausführungen schon astronomische Summen auf sich zukommen gesehen hatte, nickte erleichtert.
„Das kann ich mir, ehrlich gesagt, auch gar nicht leisten. Es handelt sich um ein Erinnerungsstück an meine Mutter, daher hätte ich ihn gern in einem guten Zustand.“
„Das kann ich nur zu gut verstehen“, bekräftigte Herr Rasmussen ihre Aussage, „Ich werde mich bemühen, ihn für den Alltagsgebrauch tauglich zu machen. Sie werden ganz sicher wieder Ihre Freude daran haben.“
Rebecca hinterließ ihre Telefonnummer, da er sie kurz vorher informieren wollte, wann er den Schrank vorbeibringen lassen würde. Das war gut gelaufen, fand sie, als sie nach Hause fuhr. Die in seiner Werkstatt ausgestellten Möbel hatten sie von seinen Fähigkeiten voll überzeugt. Gut, dass sie Jan nicht wieder bitten musste, den Schrank zu verladen.
*
In den nächsten Wochen arbeitete sie so konzentriert an ihren Auftragsarbeiten, um ihre Termine einzuhalten, dass sie kaum noch an den Schrank dachte. Abends war sie oft selbst zu müde, um ins Fitnessstudio zu gehen. Lara wurde ihre Arbeitswut langsam unheimlich, und sie versuchte, sie zu Unternehmungen zu animieren.
„He, Rebecca, willst du hier versauern? Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Wie wär’s denn mal wieder mit Segeln? Du bist doch das letzte Mal ganz begeistert von der Mittwochsregatta gewesen. Und deine Verabredung mit Ben? Davon hast du auch noch nichts erzählt! Und was ist eigentlich aus dem Udo geworden? Hat der sich gar nicht mehr gemeldet? So ein Eierkopf! Und Christin? Die hab ich auch seit Ewigkeiten nicht gesehen. Sonst kommt sie doch immer mal auf einen Sprung ins Café?“, schoss sie eine Frage nach der anderen ab.
„Puh! Mach mal langsam. Immer der Reihe nach, jetzt weiß ich, woher Nicki das hat!“, wehrte Rebecca lachend ab. Sie legte den Ring, den sie gerade bearbeitete zur Seite, guckte auf die Uhr, gähnte und sagte, „Für eine Tasse Kaffee tue ich jetzt alles. Friesentorte wäre auch nicht übel, wenn du noch welche hast.“
Sie setzten sich zusammen in das leere Café, lümmelten sich auf eine Couch und schnackten gemütlich einen aus.
„Mit Ben war ich mit dem Fahrrad in Gelting an der Birk. Das fing vielleicht blöd an. Nach knapp zwei Kilometern war sein Reifen platt! Er hatte kein Flickzeug mit und wir überlegten schon, ob es irgendwo eine Buslinie hier in der Einöde gab. Wir schoben also langsam weiter, und hinter einer Kurve sahen wir vier andere Radler, die an einem Rad herumwerkelten. Hoffnungsfroh sprach Ben sie an, und du wirst es nicht glauben! Einer hatte tatsächlich einen Ersatzschlauch dabei. Wo gibt’s denn so was! Und als sie Ben etwas belämmert damit stehen sahen, meinten sie nur: „Auf einen mehr oder weniger kommt’s auch nicht drauf an.“
Und schon fingen sie an, seinen
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