Maskenschmuck (German Edition)
sie die Küchenschublade und hielt schließlich triumphierend eine Würstchenzange in der Hand.
„Not macht erfinderisch“, dachte sie und stocherte behutsam in der Öffnung herum. Das Teil steckte fest. Kurz bevor sie resignieren wollte, rührte es sich. Sie fasste noch einmal nach und zog vorsichtig ein leicht zerfleddertes, altes Notizbuch heraus. Enttäuscht legte sie es zur Seite und leuchtete noch einmal hinein. Jetzt konnte sie die Rückwand der kleinen Schublade sehen, aber die ließ sich beim besten Willen nicht herausholen.
Sie griff zum Telefon und rief Jan an, aber Nicki war am Apparat.
„Was hast du gefunden? Wie cool ist das denn! Ein Geheimfach? Wusste ich es doch!“, tönte es ihr begeistert entgegen, „Wieso haben wir das nicht gleich gemacht!“ Nicki war ganz aus dem Häuschen und gab den Hörer erst an Jan weiter, als Rebecca ihr versprach, es sich am nächsten Abend ansehen zu dürfen.
„Na, ihr habt den Kabinettschrank also gleich kaputt gemacht und jetzt soll ich dir aus der Patsche helfen, stimmt´s?“ Jan lachte.
„Tja, wenn du so direkt fragst, ja!“, Rebecca war erleichtert. Jan hatte anscheinend einen guten Tag gehabt.
„Ich habe mir den Schrank noch einmal genau angesehen, da ist nicht nur dieses kaputte Fach, sondern einige andere Macken, die eigentlich auch nicht sein müssen. Letztendlich hat das Fach zwar den Ausschlag gegeben, aber wenn ich mir schon so ein altes Stück hinstelle, dann kann ich es auch restaurieren lassen. Mein neuer Auftrag wird ordentlich bezahlt, daher wird es mich finanziell nicht ruinieren. Ich brauche dich noch einmal, um den Schrank zum Tischler zu bringen. Du hast den Hänger doch noch?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Doch, bis übermorgen, und ich weiß schon jemanden, der uns hilft ... Eine Frau mit Muckis! Nicki macht mir schon die ganze Zeit Zeichen. Welchen Tischler meinst du denn? Dafür kann man nicht jeden nehmen.“
„Ich habe in Hamburg einen Kunsttischler kennengelernt, der einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck machte. Seine Adresse habe ich gleich“, sie wühlte in ihrer Handtasche, die sie selten ausleerte. Irgendwo musste das Ding doch stecken!
„Na, siehst du!“, triumphierte sie, „Fedder Rasmussen heißt er. Und in Kappeln wohnt er.“
„Mm, Kappeln. Na, meinetwegen, aber wieder abholen werde ich ihn nicht. Ich kann den Hänger schließlich nicht unbegrenzt ausleihen.“
„Und du bist auch kein Transporteur, ich weiß“, fiel Rebecca ihm dankbar ins Wort, „Ich denke, der Tischler wird eine Möglichkeit finden, ihn zurück zu bringen, aber für den Hintransport bin ich dir natürlich dankbar.“
Sie verabredeten sich für den nächsten Abend, und Rebecca legte sich die Karte des Kunsttischlers hin, um ihn gleich am Morgen anrufen zu können.
„Das ist ja super, lass mich mal sehen“, staunte Nicki neidisch, „so ein Fach hätte ich auch gerne!“ Begierig fummelte sie daran herum.
„Was war eigentlich darin?“ Lara war zum Helfen mitgekommen.
„Nichts“, antwortete Rebecca, „nur ein altes Notizbuch hatte sich verklemmt.“
„Wo ist es denn? Stand etwas Interessantes darin?“ Lara war neugierig.
„Auf dem Wohnzimmertisch. Ich hatte noch keine Zeit, hineinzugucken.“
Lara blätterte schon die Seiten um, „Ach, das ist doch die Schrift deiner Mutter! Jedenfalls die letzten Seiten, davor ist eine andere Schrift. Die sieht ziemlich alt aus.“
„Lesen könnt ihr auch später!“ Jan wurde ungeduldig, „Ich bin nicht früher nach Hause gekommen, um hier herum zu stehen! Nun packt mit an!“
Mit vereinten Kräften schafften sie den Schreibschrank nach unten und bugsierten ihn vorsichtig auf den Hänger.
„So, vielen Dank, den Rest schaffe ich allein. Herr Rasmussen sagte, er hätte jemanden zum Abladen“, sie winkte und fuhr nach Kappeln.
*
Rebecca war lange nicht mehr in dieser Gegend gewesen, schon die Anfahrt durch das östliche Hügelland Schleswig-Holsteins war ein Genuss. Sie war als Kind mit ihren Eltern manchmal dort gewesen, hatte sich aber eher dabei gelangweilt. Inzwischen hatte sich die kleine Stadt in der Nähe der Schleimündung in die Ostsee zu einem beliebten Touristenort gemausert, nicht zuletzt wegen der bekannten TV-Serie „Der Landarzt“.
Obwohl der Ort klein war, fand sie die gesuchte Straße nicht gleich. Sie fuhr
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