Maskenschmuck (German Edition)
sagte er trocken, „Sie hat ihre freie Zeit dazu benutzt, sich ausgiebig umzusehen und fand schließlich einen Immobilienmakler, mit dem sie jetzt zusammenlebt. Viel mehr Zeit hatte der auch nicht, aber erheblich mehr Geld. Na, was soll’s.“
Inzwischen war er in der Rangordnung aufgestiegen, hatte ein eigenes Büro und konnte eigene Fälle bearbeiten. Das gefiel ihm wesentlich besser, da auch die Arbeitszeiten etwas besser geworden waren.
„Wenn ein wichtiger Fall zu bearbeiten ist, arbeite ich natürlich auch zehn, zwölf Stunden am Tag“, schränkte er ein, „Aber dann gibt es auch wieder Zeiten mit kürzerer Arbeitsdauer. Auf jeden Fall finde ich meinen Beruf interessant, dann kommt es auf die Stunden, die man damit verbringt, nicht so genau an.“
Da konnte Rebecca ihm nur beipflichten. Wenn sie in ihre Arbeit vertieft war, vergaß sie Zeit und Umgebung und ging ganz darin auf.
*
Als sie am Segelklub ankamen, herrschte schon das übliche scheinbare Durcheinander, überall wurden noch Arbeiten an den Segeln vorgenommen, Taue geordnet und letzte Vorbereitungen getroffen.
„Hallo! Da seid ihr ja.“
Christin sprang gelenkig von Bord und begrüßte ihre Freundin mit einer herzlichen Umarmung. Dann schüttelte sie Udo kräftig die Hand und musterte ihn kritisch von oben bis unten, „Oh, ich habe nicht damit gerechnet, dass du so groß bist! Die Hosen von meinem Bruder werden also Hochwasser bei dir haben. Na, macht nichts, du läufst hier ja nicht auf dem Laufsteg. Dann haben wir jedenfalls etwas zu lachen, falls der Wind mal nachlässt und sonst nichts zu tun ist ... “
Udo war amüsiert über ihre unkonventionelle Art und bewunderte ihr Boot.
„Ein klassisches Folkeboot, super. Finde ich nett von dir, dass du mich einfach ohne großes Brimborium mitsegeln lässt. Da würden sich andere ganz anders anstellen.“
Christin guckte Rebecca kurz von der Seite an, die sich ein Lachen nicht verkneifen konnte, „Tja, so ist sie, unsere Christin ... Immer großzügig und so tolerant.“
„Was weißt du über Folkeboote? Die meisten kennen sie kaum“, fragte Christin Udo dann.
„Das ist leicht zu beantworten, eine meiner Schwestern hat zusammen mit ihrem Mann eines. Als ich noch mehr Zeit hatte, vor grauen Urzeiten, bin ich manchmal mit ihnen gesegelt. Aber ihr Boot ist aus Kunststoff, nicht wie deines hölzern geklinkert beplankt. Außerdem haben sie einen Aluminiummast, ich sehe, du hast einen klassisch verleimten Holzmast.“
Mit neuem Respekt sah Rebecca ihn an, da sieh mal an, der Udo, man weiß doch nie, was in so einem steckt.
Christin schrie, „Hurra, der Kandidat hat hundert Punkte! Wir müssen also nicht bei Null anfangen“, dann etwas ruhiger, „So, gleich geht’s los. Alle Mann an Bord, dann kann Udo sich mit allem hier vertraut machen. Du kennst ja schon alles, Rebecca.“
Nachdem Udo sich in groben Zügen mit allem Nötigen einigermaßen vertraut gemacht hatte, erklärte Christin die speziellen Bedingungen dieser Regatta. Kurz bevor die beiden anderen eintrudelten, hatte sie noch eine Segelanweisung erhalten. Sie zeigte ihnen die Kurse und einige bestimmte Signale und Regeln, die für heute festgelegt worden waren.
Nach dem Startschuss war es an Udo zu staunen, wie eingespielt die beiden ungleichen Freundinnen als Team waren. Da genügte ein knapper Befehl von Christin, manchmal reichte auch ein Nicken, und schon wurde ein Segel gerefft, dicht geholt oder die Vorschot belegt. Er fühlte sich im Prinzip bis auf wenige Handreichungen, die er sich beeilte, auszuführen, überflüssig. Bei der Gewichtsverlagerung war er allerdings klar im Vorteil. Das wenige, was er tat, schien anscheinend richtig. Christin warf ihm gelegentlich ein anerkennendes Lächeln zu.
Es war ein richtiges „Folkebootwetter“ bei westlichen Winden um vier bis fünf Windstärken. Mit einem blitzsauberen Start und der richtigen Wahl der Wind versprechenden Seite mischte Christins „Solveig“ zu Beginn der Wettfahrt ganz vorne mit. Dann konnten sie die Führungsposition nicht mehr lange halten, drei andere Teams schoben sich an ihnen vorbei, obwohl sie verbissen um jeden Meter kämpften. Fasziniert blickte Udo die beiden Freundinnen an, die eifrig und angespannt nach vorn schauten. Ihre zu Pferdeschwänzen zusammengebundenen langen Haare flatterten im Wind und ihre vor
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