Maskenschmuck (German Edition)
sie die gerade gesehene Show noch einmal an sich vorüberziehen ließen.
„In Sachen Optik und heiße Körper war das echt spitze!“
„Ein Strip vom feinsten!“
„Hast du auf den Typen vom Nachbartisch geachtet? Der hat immer wieder bitterböse zu uns rübergesehen, weil wir ihm Nele entführt haben!“
„Und Tanja mit ihrem Geldschein im Mund, das wird vielleicht ein Foto! Total krass!“
„Wo ist Tanja eigentlich abgeblieben?“
„Sie wollte noch hinter die Bühne in seine Garderobe – keine Ahnung, was sie sich davon verspricht!“
In dem Augenblick betrat Tanja das Lokal, anscheinend glänzender Stimmung, und mischte sich lautstark in die Unterhaltung ein.
Abwechselnd richtete eine von ihnen immer wieder Nele auf, die vom Stuhl zu fallen drohte. Schließlich sagte Pia seufzend: „So, Kids, das kann ich mir nicht länger mit ansehen, wir müssen sie jetzt ins Bett bringen. Schon nach fünf Uhr, das reicht wohl auch.“
Gut gelaunt, die meisten nicht mehr ganz gerade auf den Beinen, schnappten sie sich ein paar Taxen und ließen sich dankbar auf ihre provisorischen Nachtlager in Udos Wohnung fallen. Neles Matte hatte Pia vorsichtshalber direkt auf dem Gang neben Udos Gästetoilette deponiert.
„Sie merkt sowieso nicht mehr, wo sie liegt! Nur für den Fall, dass ein Unglück geschieht, dann hat sie es nicht so weit ...“, sagte sie entschuldigend.
Dankbar schlossen die anderen die Tür hinter ihr.
Am nächsten Morgen hielt Christin ihren Kopf fest mit beiden Händen und sagte mit düsterer Stimme zu Rebecca: „Das eine sag ich dir – für mich brauchst du das nicht zu machen! Einmal reicht mir.“
Rebecca blinzelte sie nur aus verklebten Augen an: „Wer sagt dir denn, dass ich das überhaupt machen würde? Außerdem müsste dich erst mal jemand heiraten wollen. Da sehe ich noch total schwarz ...“
„An deinen Charme kann man sich nur schwer gewöhnen“, grunzte Christin zurück.
„Danke, ich nehme das mal als Kompliment. Lass das!“, Rebecca wich einem Kissen aus, „Ich kann mich noch nicht so schnell bewegen!“
*
Schon den ganzen Tag hatte Rebecca fröhlich vor sich hin gesummt, die Arbeit ging ihr flott von der Hand. Gestern hatte sie ein Päckchen von Arne erhalten, der gerade in Düsseldorf war. Darin hatte sie ein Fläschchen ihres Lieblingsparfums gefunden und ein großes, rotes Samtherz, worauf „I love you“ gestickt war. Sie hatte sich unbeschreiblich darüber gefreut.
Im Café lief alles im gewohnten Trott. Was heißt hier: Trott, dachte Rebecca, die durch ihr Atelierfenster in das geschäftige Treiben blickte, es war gerammelt voll. Alle Angestellten – Lara hatte noch ein paar Teilzeitkräfte eingestellt – eilten mit hoch beladenen Tabletts zwischen dem Gastraum und der Küche hin und her. Am späten Nachmittag herrschte hier immer Hochbetrieb. Lara winkte ihr von weitem zu, sie war jetzt immer ausgesprochen vergnügt, konnte wieder lachen wie früher und scherzte mit ihren Angestellten. Sie hatte Rebecca immer noch nicht erzählt, was eigentlich geschehen war, aber ihr Geburtstag war am kommenden Wochenende, dann würde sie es ja endlich erfahren.
Rebecca stand auf, um ihre verspannten Glieder zu dehnen. Sie konnte sich auch nicht mehr beklagen, die Schmuckwarenkette Wilhelm & Kröger war sehr zufrieden mit ihrer Arbeit und dem Verkauf gewesen und hatte weitere Aufträge an sie vergeben. Im Moment arbeitete sie an einem neuen Set, bestehend aus Ohrhänger, Kette, dazu passendem Armband und Ring. Diesmal aus Silber und Lapislazuli. Für die gehobene Käuferschicht wollte sie ein ähnliches Set aus Weißgold mit Türkisen anfertigen, sie war sich aber noch nicht so recht im Klaren, ob ihr die beiden Materialien zusammen gefielen. Den Entwurf auf Papier hielt sie jetzt in den Händen und betrachtete ihn grübelnd. Vielleicht fuhr sie damit heute noch nach Kappeln und würde ihn Arnes Opa zur Begutachtung vorlegen. Fedder, wie sie ihn inzwischen nennen durfte, hatte ihr schon mehrmals Entscheidungshilfe bei einem Entwurf geleistet. Außerdem besuchte sie ihn auch gern. Sein gemütliches Zuhause gefiel ihr sehr, seine ruhige, freundliche Art, auf sie einzugehen, ohne sie beeinflussen zu wollen, sein handwerkliches Können – kurzum, er war ein großväterlicher Freund, wie sie ihn so nie kennengelernt hatte. Sie fühlte sich einfach
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