Maskenschmuck (German Edition)
zufrieden und war zur Abfahrt bereit. An diesem Abend hatte Rebecca besonderen Wert auf ihr Outfit gelegt und sich dementsprechend ungewöhnlich lange im Badezimmer aufgehalten. Sie trug einen schwarz-weiß gepunkteten Overall aus Seide und dazu ihre leichten weißen Kalbslederstiefel, die sie im letzten Augenblick doch noch in den Koffer geworfen hatte. Arne war schon lange vor ihr abgeholt worden.
Etwas nervös stellte sie ihren Navi ein und fuhr los, aber sie fand den Weg ohne Probleme. Erleichtert kam sie vor dem Haus ihrer Gastgeber an und betätigte die Klingel. Was heißt hier Haus, dachte sie, als sich das automatische Tor vor ihr geöffnet hatte, Anwesen wäre der richtige Ausdruck. Sie ließ ihr Auto auf dem Kiesweg stehen, auf dem schon etliche große Schlitten geparkt waren und ging durch die offen stehende Tür ins Haus. Ein lautes Stimmengemurmel empfing sie. Überall standen oder saßen gut gekleidete Leute mit einem Glas in der Hand und schienen sich gut zu unterhalten. Unsicher, wohin sie sich wenden sollte, blieb sie einen Moment im Eingang stehen und ließ ihren Blick schweifen.
Sie war sich nicht bewusst, welch bezaubernden Anblick sie bot. Das Licht fiel von oben auf sie wie ein Scheinwerfer und ließ ihr wie einen Vorhang lose herab fallendes Haar schwarz schimmern. In ihren Ohren glitzerten schwarze Opale, in Weißgold gefasst und mit Brillanten besetzt, aus ihrer neuen Kollektion. Ihre leicht geöffneten Lippen waren rosa geschminkt und ihre Haut hatte schon von der Sonne einen warmen bräunlichen Ton angenommen. Mehrere Köpfe wandten sich neugierig zu ihr hin. Da entdeckte sie Arne, er stand mit mehreren Leuten in eine Unterhaltung vertieft, am anderen Ende des Raumes.
„Hi, Rebecca“, in diesem Moment trat Cathy auf sie zu und begrüßte sie herzlich, „Tut mir leid, dass du etwas warten musstest, aber jetzt bin ich ganz für dich da. Du siehst absolut umwerfend aus! Ich muss dich gleich allen vorstellen, ich habe schon viele neugierige Blicke auf dich gerichtet gesehen! Was hast du für fantastische Ohrhänger an! Gehören die zu dem Schmuck, von dem Arne mir vorgeschwärmt hat?“
Cathy selbst war äußerst elegant in Weiß gekleidet, ein schlichtes, sicher unerhört teures ärmelloses Shiftkleid, dass ihre Vorzüge noch betonte. Ein weicher Knoten hielt ihre Haare aus dem schmalen Gesicht zurück. Es fiel schwer, Cathy nicht sympathisch zu finden, es gab einfach nichts, was man an ihr auszusetzen finden konnte.
Das war das Stichwort für Rebeccas Geschenk, das sie mit besonderer Sorgfalt aus ihrem Sortiment für Cathy ausgewählt hatte.
Cathy wickelte das kleine Paket sofort neugierig aus und stieß einen Schrei des Entzückens aus: „Die ist absolut wunderbar, Rebecca! Du bist eine wirkliche Künstlerin. Bitte stecke sie mir gleich an!“
Rebecca hatte für Cathy eine Brosche aus Jade ausgesucht, natürlich in Maskenform, in Gold gefasst und die geheimnisvoll schrägen Augen mit klitzekleinen Saphirsplittern besetzt. Wie gemacht für Cathy, fand sie, als sie die Brosche an deren Kleid befestigte. Durch den weißen Hintergrund kam das Grün der Jade besonders gut zur Geltung.
„Hat Arne dir erzählt, dass ich die Filiale einer großen Modekette leite? Ich bin nicht bei meinem Vater tätig. Ich bin sicher, dass sich etliche Leute aus der Accessoireabteilung für deine Masken interessieren werden. Einige davon sind heute eingeladen, wir verbinden die Arbeit oft mit dem Vergnügen, das stärkt den Teamgeist.“
Und ununterbrochen plaudernd, stellte Cathy Rebecca ihren Gästen vor. Arne winkte Rebecca von weitem zu, er konnte sich anscheinend noch nicht lösen. Das störte Rebecca allerdings nicht – man kam leicht mit Amerikanern ins Gespräch, sie waren überaus freundlich und gewandt in der Unterhaltung.
„Und das ist mein Cousin John!“, stellte Cathy ihr einen athletisch gebauten dunkelhaarigen Mann mit Lachgrübchen im Kinn vor, „Er ist schon ganz ungeduldig, deine Bekanntschaft zu machen.“
„Hi, Rebecca! Ich dachte schon, ich kam nie dran! Die wollen dich hier alle vereinnahmen“, lächelte John sie an, „ich kann’s ihnen allerdings nicht übel nehmen bei so einem überirdischen Wesen!“
Rebecca sah sich im Raum um, sie könnte hier mehr schöne Frauen aufzählen, als sie sonst je in einem Raum versammelt gesehen hätte. Das konnte man also nicht für bare Münze nehmen, aber John war sehr charmant. Gekonnt verwickelte er sie in eine spritzige
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