Maskenschmuck (German Edition)
Unterhaltung, die Bemerkungen flogen hin und her.
„Hallo, meine Süße!“, Arne war zu ihnen getreten und gab Rebecca einen schnellen Kuss zur Begrüßung auf die Wange, „Ihr amüsiert euch, wie ich sehe. Das freut mich, ich muss mich nämlich noch um unsere Geschäftspartner kümmern. Ich sehe dich beim Essen, Rebecca!“, und schon war er wieder davon. So freudig sah Arne aber gar nicht aus, fand Rebecca mit leichter Genugtuung, ärgerte sich aber gleich darauf über diesen Gedanken.
„Ein wahrer Glücksfall für die Firma, unser lieber Arne, Cathys Vater lobt ihn in den höchsten Tönen“, sagte John, hinter Arne herblickend.
Täuschte sich Rebecca oder klang da eine Spur Neid aus seiner Stimme?
„John!“, Cathy war wieder aufgetaucht, „Du darfst Rebecca aber nicht die ganze Zeit in Beschlag nehmen. Meine Eltern wollen sie jetzt auch endlich kennen lernen.“ Und damit nahm sie Rebecca leicht am Arm und entführte sie.
„Wie schön, Sie zu sehen, liebe Rebecca. Jetzt haben wir alle begrüßt und können uns in Ruhe mit ihnen unterhalten. Unsere Cathy ist so begeistert von Ihnen“, begrüßten Cathys Eltern sie liebenswürdig.
Sie baten Rebecca sofort, sie beim Vornamen zu nennen.
Luke und Carlyn mussten beide um die Sechzig sein, das sah man ihnen aber nicht an. Er war hochgewachsen, hatte ein energisches Gesicht und eine tragende Stimme. Carlyn stellte ihr viele Fragen über Deutschland, da sie deutsche Vorfahren hatte. Außerdem bewunderte sie Rebeccas Geschick im Schmuckdesign. Man konnte sofort sehen, von wem Cathy ihr Aussehen und ihre freundliche Art geerbt hatte. Man konnte einfach nicht anders, als sie gern haben, dachte Rebecca mit einem leichten Stich.
Sie verbrachte den Rest des Abends in der Gesellschaft der Familie, ohne sich einen Moment fremd zu fühlen. Bald nach dem späten Essen verabschiedeten sich Arne und Rebecca, nicht ohne versprechen zu müssen, bald wieder zu einem Besuch vorbeizukommen.
Am nächsten Morgen erwachte Rebecca vom Läuten des Telefons an ihrem Bett. Ein kurzer Blick versicherte ihr, dass Arne bereits das Haus verlassen hatte.
„Hi, Rebecca!“, munter sprach Cathy auf sie ein, „Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?“
„Absolut nicht“, log Rebecca, „Ich bin schon lange wach.“
Sie setzte sich vorsichtig auf.
„Das ist gut“, Cathys Stimme nahm einen geschäftsmäßigen Ton an, „Ich habe nämlich einen Termin für dich abgemacht. Leider kann ich dich nicht selbst dahin begleiten, weil ich noch so viel zu arbeiten habe. Um elf Uhr empfängt dich Alan Drews. Die Adresse kannst du in deinen Navi eingeben, dann kannst du sie gar nicht verfehlen. Zur Sicherheit nimmst du dir noch den Stadtplan mit, der im Wohnzimmer auf dem Sideboard liegt, dann kann nichts schief gehen. Alan ist einer der wichtigsten Schmuckbroker hier in Kalifornien. Ich habe ihm von deinen innovativen Ideen erzählt, und er würde sich gern deine Stücke einmal ansehen. Selbst, wenn sie ihm nicht zusagen – dir wird dieser Besuch auf jeden Fall etwas bringen. Er hat eine der größten Steinsammlungen, da ist bestimmt etwas von Interesse für dich. Bis bald, am Wochenende unternehmen wir etwas zusammen, okay?“
Mit dieser munteren Androhung beendete sie das Gespräch und ließ Rebecca sprachlos zurück. Ein Blick auf die Uhr ließ sie aufspringen. Frühstück musste heute ausfallen, wenn sie den Termin schaffen wollte. Ein Teil von ihr fühlte sich vereinnahmt, ein anderer Teil freute sich, denn natürlich hatte sie den Namen Alan Drews schon gehört. Er war in ihrer Branche keine unbekannte Größe, und sie sollte nun einfach so bei ihm hereinspazieren. Diese Cathy war wirklich zu bewundern, so effizient und gefällig!
Eine knappe Stunde später hatte sie es geschafft. Aufatmend parkte sie vor einem großen eher unauffällig aussehenden Haus im Zentrum San Diegos. Sie meldete sich bei der Rezeption an, gab auf Aufforderung gleich ihre Kollektion und ihre Zeichenmappe ab, und wartete darauf, dass Alan Drews sie empfing. Es tat sich ziemlich lange Zeit gar nichts. Leise begann ihr Magen zu knurren, daher nahm sie das Angebot der Empfangsdame, ihr Kaffee zu servieren gern an.
„Hi, da sind Sie ja!“, ein magerer drahtiger Mann mittleren Alters stand vor ihr, „Ich bin Alan.“
Daran musste sich Rebecca erst gewöhnen, dass sie alle gleich mit Vornamen ansprechen konnte.
„Cathy hat mir von ihrem Schmuckset erzählt, ich tue ihr gern einen Gefallen, aber
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