Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
Vom Netzwerk:
für ihre Leistung gezeigt. Penny hatte sich fest vorgenommen, Liz nicht zu enttäuschen, aber im Grunde wäre es ihr selbst viel lieber gewesen, wenn Melanie das Kleid vorgeführt hätte, und Melanie hätte sich darum gerissen. Liz ist ein lieber Mensch, dachte sie voll echter Zuneigung, aber ihre Auffassung von Freundschaft und Treue ist zuweilen etwas anstrengend. Unten an der Schultreppe blieb Penny ein paar Augenblicke lang zögernd stehen, um zu überlegen, ob sie nach links oder rechts zur nächsten Untergrundbahnstation gehen solle, als sie plötzlich Phils Stimme hinter sich vernahm: „Hallo, Penny!“
    Sie fuhr herum. „Du hast mich aber erschreckt!“
    Er grinste. „Das wollte ich nicht. Aber ich habe Taylor Cartwright hergebracht, um ihn dir vorzustellen.“
    „Bloß nicht!“ grollte sie, doch dann blieb ihr nichts anderes übrig, als sich nach dem Genannten langsam umzudrehen und die Vorstellung über sich ergehen zu lassen, aber ihre Abneigung gegen ihn forderte sofort seine Abwehr heraus.
    „Penny“, hörte sie Phil sagen, „dies ist Taylor Cartwright . Taylor, ich möchte dich mit Penny Saunders bekannt machen.“
    „Guten Abend!“ grüßte Penny steif. Sie hatte sich vorgenommen, ihn vom ersten Augenblick an zu verabscheuen, und was sie jetzt vor sich sah, war nicht dazu angetan, ihre Meinung zu ändern. Er war mittelgroß und hatte wuscheliges, lockiges braunes Haar. Seine Augen? Nun, in dem fahlen Lichtschein, der von der Schule herüberdrang, konnte sie seine Augen nicht sehen, aber sie waren wohl tiefliegend und dunkel. Ihre Abneigung verstärkte sich. Dies war ein eleganter junger Mann. Phil wirkte neben ihm zwar vierschrötig, aber dafür reifer und erwachsener.
    „Los, gehen wir zusammen irgendwohin“, schlug Phil vor. Seine Stimme klang etwas erregt, und Penny glaubte, es sei wohl darum, weil es ihm endlich gelungen war, sie und Taylor zusammenzubringen. Er sah aus, als sei ihm ein Volltreffer geglückt, und er erwartete, daß man ihm dafür gebührend gratulierte.
    „Vielleicht möchte Fräulein Saunders jetzt nicht ausgehen“, warf Taylor Cartwright ein, worauf Penny, welche seine Abneigung spürte, ihn mit einem abschätzenden Blick maß.
    Gut, dachte Penny, wenn ich ihm nicht liege, kann ich ihm um so leichter zeigen, was für ein eingebildeter Pinsel er ist. Ohne die geringsten Gewissenbisse würde sie seiner Eitelkeit einen Stoß versetzen.
    „Oh, ganz im Gegenteil“, säuselte sie mit süßlicher Stimme, „ich habe so viel und so unaufhörlich von Ihnen reden hören, Taylor, daß ich das Gefühl habe, ich werde mich in Ihrer Gesellschaft...“
    „Oh“, freute sich Phil, „ich habe gewußt, daß ihr euch versteht!“
    „...tödlich langweilen“, beendete Penny ihren Satz, aber sie zweifelte, ob Taylor sie gehört hatte. Sie schlenderten dem Drugstore zu. Ihr Zorn inspirierte Penny zu einer wahren Redeflut. „Ich kenne bereits alle ihre Ansichten: über Mädchen und über Reisen, wo man hinfahren soll und was Sie über Mumien wissen, ihre Meinung übers Tanzen...“ — Cartwright hielt ihr die Tür zu dem hell erleuchteten Drugstore auf — „und sogar über Eiscreme-Soda!“ fügte sie trocken hinzu. „Sie bestellen jedesmal einen Schokoladebecher!“
    „Im Gegenteil“, lachte er sie strahlend an, „manchmal bevorzuge ich Erdbeer !“
    „Na ja, von mir aus. Tut mir leid, wenn ich mich geirrt habe“, fuhr sie ihm über den Mund.
    Die drei setzten sich an einen Tisch in einer Nische, sie und Phil auf der einen Seite, Cartwright auf der Bank gegenüber. „Ich glaube“, stellte Cartwright lächelnd fest, „daß Sie mich hochnehmen wollen!“
    Sie quittierte gleichfalls mit einem kurzen Lächeln. „Nun, schauen Sie“, erklärte sie, „ich kann es einfach nicht erwarten, Ihre Komplimente über meine Mexiko-Pläne zu hören. Ich war so überrascht, so völlig platt vor Staunen, so überaus geehrt, weil sie Gnade vor Ihnen fanden. Das war überaus reizend von Ihnen!“
    Er lächelte noch immer, denn er begann zu verstehen. „Es freut mich, das zu hören. Manchmal gehört so wenig dazu, einen andern Menschen froh zu machen.“
    „Ja, so ist es“, stimmte sie ironisch zu, und mit ihrem Sarkasmus verstieg sie sich geradezu ins Absurde: „Manchmal genügt bereits die allerkleinste Beachtung, ein leichter Schlag auf die Schulter...“
    Phil musterte die beiden unbehaglich. „Ich will nur rasch an der Theke etwas holen“, schlug er vor, „die Bedienung

Weitere Kostenlose Bücher