Maskerade der Liebe
ist. Wenn er anständig wäre, hätte er bei mir um ihre Hand angehalten. “
Emily konnte sich gerade noch vor einer scharfen Erwiderung zurückhalten. Der Ruf von Sophies Vater hätte selbst einen ehrenwerten Mann zum Zittern gebracht. Andererseits fand eine derartige Flucht selten bei Leuten vom gleichen Stand und denselben Vermögensverhältnissen statt. Vielleicht waren seine Sorgen berechtigt.
„Er ist wahrscheinlich ein Adeliger ohne Geld oder der Zweitgeborene, der sich eine reiche Erbin schnappen will“, sagte Lady Dundee. „Solche Leute hätten genug Einfluss, um einen Londoner Detektiv an der Arbeit zu hindern.“
Es war offensichtlich, dass keiner der beiden den Mann für verliebt hielt und als jemand ansah, der befürchtete, Sophie auf eine andere Weise nicht zu bekommen. Wenn man Sophies fehlende Erfahrung bedachte, konnte ihre Familie Recht haben.
Lady Dundee lehnte sich zurück und strich ihren violetten Rock, der wie ein großes Segel aussah, glatt. „Ja, Miss Fairchild, wir befinden uns in einer schwierigen Lage. Meine Nichte möchte unbedingt zu ihrem heimlichen Verehrer zurückkehren. Wenn wir nicht bald herausfinden, wer er ist, befürchte ich, dass er es noch einmal versuchen wird. Und dann hat er vielleicht Glück. Wir können das Mädchen nicht für immer in Schottland versteckt halten. Die Leute werden reden. Ihre anderen Verehrer - Randolph meint, dass sie mehrere hätte - werden wissen wollen, wo sie sich befindet. Wir müssen sie irgendwie beruhigen. Aber zuerst muss der Schurke entdeckt werden, der uns in eine solche Lage gebracht hat.“
„Dann knöpfe ich ihn mir vor. Entweder biete ihm Geld an, um ihn loszuwerden, oder ich drohe ihm, seinen Ruf zu ruinieren“, fügte Lord Nesfield hinzu.
Emily seufzte. „Ich verstehe. Ich wünschte nur, dass ich Ihnen helfen könnte. Aber Sophie hat niemals davon gesprochen, sich in einen jungen Mann verhebt zu haben.“
„Sie sind dennoch imstande, uns zu helfen“, sagte Lady Dundee. „Wir verlassen uns ganz auf Sie.“ Die Blicke der beiden waren merkwürdig starr auf Emily gerichtet.
O nein! Es steckte mehr dahinter.
Lady Dundee erhob sich und setzte sich neben Emily. Bereits das war beunruhigend, doch als die Frau auch noch ihre Hand nahm, wurden ihre Befürchtungen bestätigt. Etwas stand bevor, was ihr nicht gefallen würde.
„Wissen Sie, meine Liebe, Randolph hat mir von Ihrer Freundschaft mit Sophie erzählt. Als wir uns nach Willow Crossing aufmachten, geschah es in der Hoffnung, dass Sie etwas wüssten. Doch wenn dies nicht der Fall sein sollte, entwickelten wir einen anderen Plan, um die Identität von Sophies Verehrer herauszufinden.“
„Und ich soll dabei eine Rolle spielen?“
„Genau. Wenn Sie bereit sind, uns zu helfen. Um Ihrer Freundin willen.“
Unbehaglich rutschte Emily auf dem harten Sofa hin und her. Sie warf einen fragenden Blick auf Lady Dundee, vermied es jedoch, Lord Nesfield anzuschauen. Sophies Tante tat zumindest so, als hätte sie eine Wahl. Aber Lord Nesfield würde ihr keine zugestehen. Er würde verlangen, dass sie ihnen half, denn er wusste, dass Emily es nicht wagte, abzulehnen.
„Was soll ich tun?“ fragte sie wachsam.
Lady Dundees Miene entspannte sich sogleich. „Wir brauchen eine Spionin, die sich in den Kreisen von Sophies Freunden bewegt und ihre Verehrer kennen lernt. Jemand, den dieser Schuft ansprechen würde, um mehr über Sophies Verbleib herauszufinden.“
„Ich verstehe nicht ganz.“
„Randolph hat gesehen, dass sein Haus in London beobachtet wurde. Sophie scheint davon überzeugt zu sein, dass ihr junger Mann so lange auf ihrer Fährte bleiben wird, bis er Erfolg hat. Deshalb brauchen wir eine Frau im Alter meiner Nichte, die sich der Absicht dieses Bewunderers gegenüber aufgeschlossen zeigt. Wenn er sich ihr anvertraut und sie bittet, ihm bei der Suche nach Sophie zu helfen, haben wir den Schurken.“
„Deshalb brauchen wir Sie“, sagte Lord Nesfield und näherte sich dem Sofa. „Wir wollen, dass Sie unsere Spionin werden. “
Verblüfft sah Emily von Lady Dundee zu Lord Nesfield, der ihr immer näher rückte. „Das ist doch absurd! Wer von Ihrem Stand würde sich der Tochter eines Pfarrers anvertrauen? Wer würde glauben, dass ich ihm helfen könnte, Sophie zu finden?“
„Da haben Sie natürlich Recht“, erwiderte Lady Dundee ruhig. „Wenn wir Sie als Sophies Freundin - Pfarrerstochter aus Willow Crossing - einführen, wird das verdächtig aussehen.
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