Maskerade der Liebe
Selbst wenn wir bei unserer augenblicklichen Geschichte bleiben - nämlich dass Sophie zu krank ist, um auf Bällen zu erscheinen - , wird man es merkwürdig finden, dass Sie die Feste besuchen, anstatt am Bett Ihrer Freundin zu wachen.“
Lord Nesfield beugte sich mit funkelnden Augen zu ihr hinüber. „Wir wollen also nicht, dass Sie als Pfarrerstochter auftreten. Sie sollen vielmehr Ophelias Tochter sein.“
Als ihn Emily verständnislos ansah, fuhr er eifrig fort: „Wir behaupten, dass Sie wegen Ihres gesellschaftlichen Debüts in London sind. Sie sehen jung genug aus, um für achtzehn gehalten zu werden. Die echten Töchter meiner Schwester sind zu jung, um ihr Debüt zu geben. Wenn sie das richtige Alter erreichen, werden die meisten Sie bereits vergessen haben. Das Einzige, was Sie tun müssen, ist, von Ihrer lieben Cousine Sophie zu sprechen und welche Sorgen Sie sich wegen ihrer Krankheit machen. Einige Male auf einem Ball, einige Male beim Frühstück - und ich bin überzeugt, dass unser Mann anbeißt. “
Für einen Augenblick vergaß sie, dass sie eine völlig bedeutungslose Person war und zwei namhaften Mitgliedern des Adels gegenübersaß. „Sie sind verrückt! Das klappt nie! Eine Spionin? Ich soll versuchen, einen Mann dazu zu bringen, mich auf Sophie anzusprechen? Das ist doch Wahnsinn!“
Als die beiden sie bloß anblickten, als warteten sie nur darauf, bis ihr Anfall vorüber wäre, suchte sie verzweifelt nach einem überzeugenden Argument. „Kein Glücksjäger würde mich ansprechen - vor allem nicht, wenn ich behaupte, zur Familie zu gehören. Er wäre ein Narr, eine Verwandte zu bitten, ihm zu helfen, wenn er doch weiß, dass Sie ihn suchen.“
„Aber wenn Sie kein Familienmitglied sind, wird er nicht glauben, dass es in Ihrer Macht steht, ihm zu helfen“, wandte Lady Dundee gelassen ein. „Das ist also unser Vorschlag. Sobald wir in London sind, werden wir die Gesellschaft wissen lassen, dass Sie und Ihr Onkel Randolph sich nicht verstehen. Wir werden Sie als eine eigensinnige junge Dame hinstellen, die nicht auf ihre Familie hören will. So wird man den Eindruck gewinnen, dass Sie den Liebenden aufgeschlossen gegenüberstehen. “
„Falls es dazu kommen sollte, dass der Glücksjäger sich auf Sie als angebliche Erbin stürzen sollte“, fügte Lord Nesfield hinzu, „würde das zum gleichen Ergebnis führen. Es würde meiner Tochter seinen wankelmütigen Charakter zeigen und sie dazu bringen, ihn aufzugeben.“
O ja, sie hatten alles gut durchdacht. Ein Netz von Täuschungen war um sie geknüpft worden, ohne sie überhaupt zu fragen. Und nun glaubten sie, dass sie mitspielte.
„Ich kann mich bei so etwas nicht beteiligen“, protestierte sie. „Es ist nicht richtig.“
Lady Dundee tätschelte ihr die Hand. „Betrachten Sie es nicht als Betrug, sondern als Abenteuer, das Ihrer Freundin helfen wird. Sie wollen doch Sophie vor einem Schurken bewahren - oder etwa nicht?“
„Natürlich, aber . . .“
„Es wird auch Spaß machen“, fuhr Lady Dundee fort, während sie Emilys Hand fester umschloss. „Sie werden schon sehen. Verstehen Sie es als eine gute Erfahrung. Eine junge Dame wie Sie würde niemals die Gelegenheit bekommen, ihr gesellschaftliches Debüt in London zu geben. So können Sie die Stadt kennen lernen, teure Kleider tragen und zu den vornehmsten Bällen gehen.“ Vertraulich neigte sie sich zu Emily. „Wer weiß? Vielleicht finden Sie sogar einen wohlhabenden Gatten. Ist das keine verlockende Vorstellung?“
Emily entriss ihr die Hand und sprang auf, wobei sie vor Zorn bebte. „Nein, Lady Dundee, das ist es nicht. Ich weiß nicht, für wie frivol Sie mich halten, aber ich habe kein Bedürfnis nach teuren Kleidern und einem reichen Mann, den ich durch einen Betrug ergattern könnte.“
Als Lady Dundee sie verblüfft ansah, holte sie tief Atem und zwang sich dazu, wieder ruhiger zu werden. „Es tut mir Leid, das über Sophie gehört zu haben. Aber ich nehme nicht an, dass sie möchte, dass ich so etwas Abscheuliches mache. Ich kann es nicht. Also werde ich es nicht tun.“ Lady Dundee warf den Kopf zurück und musterte Emily von oben herab, als würde sie sie zum ersten Mal sehen. „Wie interessant! Eine junge Frau mit Prinzipien. Es ist so selten in unserer Zeit, dass ich es kaum glaube.“ Sie faltete die Hände im Schoß und zuckte die Schultern. „Nun gut. Ich sehe, dass Sie unserem Zweck nicht dienlich sein werden.“ „Unsinn!“ Lord Nesfield
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