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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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die ich all das eingepackt hatte, was ich für eine Übernachtung auf der Reise am dringendsten benötigte. Ein anderes Mädchen brachte einen Krug mit frischem, warmen Wasser, den ich dankbar entgegennahm. Allerdings auch mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. Ein Blick auf die kleine Uhr, die auf dem Kaminsims stand, zeigte mir, daß sich die Zeiger schon Mitternacht näherten. Ich hatte keineswegs beabsichtigt, die Dienerschaft durch meinen ungebetenen Besuch über Gebühr wachzuhalten. Und sicher hatten die beiden schon längst auf ein Klingelzeichen von mir gewartet, während ich, ganz in meine Gedanken versunken, vergessen hatte zu läuten.
    Da ich am nächsten Morgen noch die letzte Etappe meiner anstrengenden Reise vor mir hatte, beschloß ich, nun sofort zu Bett zu gehen. Ich hatte durch die Abkürzung, die Harry eingeschlagenhatte, vollkommen die Orientierung verloren und konnte daher nicht abschätzen, wie weit wir noch zu fahren haben würden. Ich konnte nur hoffen, daß der Kutscher am nächsten Morgen schon wieder so weit hergestellt war, um die Kutsche zu lenken, und daß das Fahrzeug wirklich keinen allzugroßen Schaden erlitten hatte, wie Mally mir am Abend versichert hatte. Mit diesen Gedanken schlüpfte ich wieder unter die dicke Daunendecke und war bald darauf eingeschlafen. In der Nacht hatte ich einen ebenso lebhaften wie seltsamen Traum, den ich mir nach dem Aufwachen kaum mehr ins Gedächtnis zurückrufen konnte. Das einzige, was ich noch deutlich vor mir sah, waren zwei dunkle, fast schwarze Augen, die mit einem unergründlichen Lächeln auf mich herabblickten.

V.
    Ich erwachte am nächsten Morgen erst, als Mally energisch die Bettvorhänge aufzog und mir eine Tasse heiße Schokolade auf das Nachtkästchen stellte.
    »Was für ein herrlicher Tag, Miss Sophia!« verkündete sie sichtlich gut gelaunt. »Die Sonne scheint! Endlich haben sich diese unangenehmen feuchten Herbstnebel verzogen.« Während ich mich verschlafen aufrichtete, um das heiße Getränk zu schlürfen, mußte ich anerkennend feststellen, daß Mally diesen Morgen nicht untätig verbracht hatte. Auf einem Haken an der Tür des Kleiderschranks hing mein olivgrünes Reisekleid, das nicht nur aus einem der Koffer geholt, sondern auch aufgebügelt worden sein mußte, denn es machte einen tadellosen Eindruck. Der dazu passende Strohhut lag auf der Frisierkommode bereit. Ebenso die feinen, zartgrünen Handschuhe aus Kalbsleder, die ich erst kürzlich in Winchester erstanden hatte. Meine Lederstiefelchen standen frischgeputzt und glänzend neben der Zimmertür.
    Während die flinken Hausmädchen frisches Wasser und nach Lavendel duftende Handtücher brachten, konnte Mally nichtaufhören über die Schönheit des Hauses zu schwärmen. Besonders hatte es ihr jedoch die überaus freundliche Aufnahme angetan, die wir hier gefunden hatten. Leider mußte sie mir aber auch mitteilen, daß unser Kutscher keineswegs wiederhergestellt war. Der Arzt, den man gestern freundlicherweise an sein Krankenlager hatte rufen lassen, hatte ihm strengste Bemühe verordnet Doch wie sich gleich herausstellte, hatte Mally gemeinsam mit der umsichtigen Mrs. Lindon auch dieses Problem bereits gelöst: »Stellen Sie sich vor, Mrs. Lindon war so freundlich vorzuschlagen, daß der arme Harry noch einige Tage auf Grandfox Hall bleibon soll, um sich zu erholen. Und sie wird uns einen Burschen des Earl als Kutscher zur Verfügung stellen! Wenn das nicht zuvorkommend ist! So können wir die Reise gleich heute fortsetzen.«
    Ich mußte ihr recht geben. Auch ich fand dieses Angebot ungewöhnlich großzügig.
    »Obwohl ich noch gerne auf diesem herrlichen Besitz geblieben wäre«, fuhr meine Kinderfrau fort, »so kommt mir ein rascher Aufbruch doch sehr entgegen. Sie wissen doch, daß ich so schnell wie möglich wieder zu Hause sein möchte. Ich hoffe daher, der Vorschlag ist in Ihrem Sinne.«
    Ich stellte meine Tasse ab und nickte. Natürlich wußte ich, daß es Mally dazu drängte, möglichst rasch zu meiner Schwägerin zurückzukehren. In den nächsten Monaten wurde die Geburt des Erben von Matthews Manor erwartet. Das wollte sie keinesfalls versäumen. »Ich muß unbedingt unserer kleinen Lady in ihrer schweren Stunde beistehen und den kleinen Erdenbürger empfangen, wie es ihm gebührt«, hatte mir Mally des öfteren erklärt. Und es hatte den Anschein, als hielte sie sich selbst für die einzige geeignete Geburtshelferin. Die rasche Rückkehr nach Winchester war

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